ja auch bis morgen Zeit, sie möge lieber ihr Lager aussuchen, zumal eS schon spät sei. Das Fräulein rollte gehorsam ihre Arbeit zusammen und erwiderte bescheiden seinen Gutenachtgruß. TagS darauf, als er zum Mittagsmahle heim kam, empfing ihn das Fräulein im Vorzimmer. „Herr Wagner," sagte sie, „der Hans fiebert stark, auch die Mitzi scheint nicht ganz wohl zu sein. Ich habe bereits nach dem Arzt gesandt, er muß jeden Augenblick hier sein." In der That klingelte es ge rade, aber eS war nur das Mädchen
, welche mit der Botschaft zurückkehrte, daß Dr. S., der Hausarzt, für einige Tage verreist fet und diesen Herrn — hiebei gab sie eine Karte ab — als seinen Vertreter empfehle. „Der wohnt zu weit, holen Sie rasch den nächsten Arzt," befahl Wagner kurz und begab sich mit dem Fräulein ins Kinderzimmer. Hans lag mit trüben Augen und glühenden Wangen im Bette, Mitzi saß im Winkel und ließ das Köpfchen hängen. „Was fällt Dir ein, mein Junge," rief der Vater im Eintreten, „Du wirft doch nicht krank sein wollen?" „Ach, Papa
, ich habe so viel Kopfweh, auch der Hals thut mir weh und auch die Beine!" lautete die klagende Antwort. „Nun, nun, mein Goldkind, es wird schon besser werden, nur brav liegen bleiben!" Liebkosend beugte er sich nieder, der heiße Athem des Kindes verhieß nichts Gutes. „Und was ist's mit Dir, Mitzi?"! „O. mir fehlt nichts, Papa," meinte das Kind, aber in demselben Moment erbrach eS und mußte rasch zu Bette gebracht werden. Das waren schwere An zeichen, ungeduldig erwartete Wagner die Ankunft des Arztes. Nach kurzer Zeit
sie auf der Schneide zwischen Leben und Tod. Wagner bot das Bild eines todwunden Mannes, in wortlosem Jammer, in beständiger Aufregung ging er umher, er wußte kaum, was er that. Aber das Fräulein! Jetzt erst lernte er sie eigentlich kennen. Unermüdlich, hin gebungsvoll, mit jener heroischen Selbstaufopferung, die nur dem Weibe am Krankenbette ihres Kindes zu eigen, oblag sie ihrer Aufgabe. Die kleine Person wuchs vor semen Augen empor; da wo Männer vor Ermüdung zusammengebrochen wären, blieb sie! snsch
und freundlich in ruhigem Gehaben, aufrecht erhalten durch ihre starke Seele. Zu verschiedenen« malen hatten Wagner und auch der Arzt den Vor schlag gemacht, Wärterinnen herbeizuziehen, damit sie sich zeitweilig Erholung gönne, immer hatte sie abgelehni, mit der Bitte, man möge ihr die Pflege allein überlassen, sie würde nur ihre Ruhe verlieren, wenn sie die Kinder in anderen Händen wüßte. Die Männer ließen sie schließlich gewähren. Es kam der Tag, an welchem der Arzt de« tiefaufathmenden Vater verkündete