ist der Nachweis ge lungen, daß wir die Bastille eigentlich weniger als ein Strafgefängnts denn als eine Art „Ehrenhaft zu be handeln haben. Franz Neumann. Die Schreckenskammer« des Reichstags. Bon Erwin Dietlosf. Für das Gebäude, das „Dem deutschen Volke" gehört, interessiert sich begreiflicherweise das deutsche Volk. Es ist mit Recht eines der überlaufensten, wenn auch nicht dem Sinne nach, daß alle Welt dort hinströmt, so doch, was die tägliche Post anbetrifft, die der Reichstag zu be wältigen
hat. Wenn Herr X einen Kummer hat oder Mt irgend etwas aus irgend einem Grunde nicht einverstanden ist, so teilt er dies umgehend dem Reichstag mit, als derjenigen Instanz, die seiner Meinung nach die einzig gegebene dafür ist. Berge von solcher, meistens sehr gut gemeinter Post, häufen sich täglich in den Reichstagskanzleien an und wollen geöffnet, gelesen und, wenn angängig, auch beant wortet sein. Der Reichstag ist nämlich ein höfliches Haus, er läßt ncht gerne jemand ohne Antwort. Jedes Schreiben
nicht, dieser Antrag ist noch harmlos, man hat an den Reichstag schon ganz andere Aufforderungen gerichtet. Ein Schankwirt aus Torgau zum Beispiel setzt sich aufs wärmste für Abschaffung der Hundesteuer ein, weil diese „verfassungswidrig" ''ei. Aus welchen Punkten der Verfassung dieser Mann seinen An trag mottviert, bleibe hier lieber unerwähnt. Ein Ober lehrer aus Rosenburg setzt sich hin und schreibt fast achtzig Seiten, um seinem Herzen Luft zu machen. Und warum? Weil man den Jubiläumsthaler von Dinkels bühl
machen, das Lusffchiff zu benutzen. Der Reichstag möge auf die Zeppe linverwaltung einwirken, daß sie populäre Preise ansctze. Wenn man etwa an den Fahrpreis von 6000 Dollar für die letzte Südamerikafahrt bis Lakehurst denkt, wird man mit dem Antragsteller, so sehr er sich an die falsche Adresse gewandt hat, ein leises Einverständnis äußern können. Eine besondere Abtellung in der SchreckenSkammer nehmen die oft umfangreichen Werke der Herren Weltver besserer etm Es scheint fast so, als ob sich jeder philoso
phierende Mitbürger verpflichtet fühle, das Resultat seiner Gedankengänge dem Reichstag mitzuteilen. Wütende Pazifisten sind mit der erfolgten Entwaffnung noch lange nicht einverstanden und fordern sogar ein Verbot der Schreckpistolen, weil diese ja doch an den Krieg erinnern und verrohend wirken. Ein anderer fordert die Ent eignung des ganzen Bodens zugunsten einer Boden reform, die der Bodenverteilung bet den alten Peruanern gleicht. Ein anderer, wohl ein ganz wütender Pazifist, fordert eine neue