§. 145; Der Unterricht soll auf das Herz der Schüler wirken. 1. Hier findet alles seine Anwendung, was §. 77 folg, von Weckung, Leitung und Ausbildung der Gefühle gesagt wurde. Um die Zuhörer nicht bloß zu belehren, sondern auch zn rühren, ist die Hauptsache, daß der Lehrer selbst wahr haft gerührt sei. Bekannt ist der Ansspruch des römischen Dichters: Willst du, daß ich weine, so weine zuvor selbst. Und alle Erfahrung bestätigt denselben. Besonders werden die zarten Kinderseelen
mit ihrem Lehrer sympathi- flren, wenn sie ihm herzlich zugethan sind, und sehen, wie sehr sein Inneres von dem Gegenstände ergriffen sei. Aber ganz die entgegengesetzte Wirkung würde erfolgen, wenn seine Rührung bloße Verstellung wäre. Die Kinder unterscheiden sehr genau zwischen wahrer -und bloß erkünstelter Herzlich keit, und nichts macht einen schlimmer» Eindruck auf sie, als wenn sie an ihrem Lehrer Heuchelei bemerken. Was ist also zu thun? — Lehrer! — Suche durch oftmalige, fromme Er wägung
jener Wahrheiten, die du den Kindern vorträgst, immer tiefer in sie einzudringen,-und dein Herz immer mehr dafür zu erwärmen, sieh,- daß dein täglicher Wandel immer mehr und mehr damit einstimme, sei ein Mann des Gebethes, und erneuere täglich den Entschluß, deinen Schülern nach Kräften nützlich Zn werden; dann bedarfst du keiner Künste leien; wovon dein Herz voll ist, davon wird der Mund über strömen, und keines deiner Worte wird unnütz zur Erde fallen. 2. Hinsichtlich des Ausdruckes bediene sich der Lehrer