Dichter, Kaiser und Papst : Walther von der Vogelweide als politischer Dichter
Thür brachte, ist eine Hindeutung auf die Vertreibung des Isak Angelus, welche Anspielung um so deutlicher wird, wenn man be- denkt, daß Philipps Schwiegervater, Isak Angelus, als er von seinem Bruder Alexius vom Throne gestoßen war, sein Thron recht aus Irene und ihren Gemahl übertrug und Philipp zum Erben des Reiches erklärte. Am Hose zu Thüringen entstand auch eine Reihe von Sprüchen, die nur des Dichters eigene Lage betreffen, die frei sind von politischen Tendenzen. So dürfte der Spruch
L. 35, 7. Pf. 109 gleich bei der Ankunft Walthers in Thüringen entstanden sein. Der Dichter ist von einer ähnlichen Stimmung beseelt, wie im Jahre 1198, als er nach den trüben Tagen seines Wiener Aufenthaltes gastliche Aufnahme bei König Philipp fand- Der Aufenthalt am Hofe Philipps war für die Dauer der Muse Walthers minder günstig gewesen, indem die Wirren des Krieges ihn da nicht zur Ruhe kommen ließen. Sein Versuch, am Wiener Hof, wo sich die Verhältnisse geändert hatten, wieder anzukommen (I. 1200), schlug
fehl; er wendet sich an den Thüringer Hof und findet hier ein Dichierleben, wie er es gewünscht. Und wie er nach der Aufnahme bei Philipp (1198) mit Jubel verkündete, dass er end lich nach so vielen frostigen Tagen „zu warmem Herde gekommen', so teilt er auch jetzt nach der Ankunft in Eisenach mit Entzücken mit, dass der Freigebigste aller Fürsten sich seiner angenommen, dass er des „milden Landgrafen Ingesinde' sei. Allein das „liebe tolle Nest' zu Eismach mochte dem Dichter, je länger