, daß er diesen Kapitalismus auf einem Boden behauptet hat, wo er lange nicht so zu Tage tritt. Er hat die Sache so dargestellt, als ob die Großbauern und Großadeligen die Kapitalisten wären und die kleinen Bauern die von ihnen Ausgebeuteten. Das ist aber nicht der Fall. EL gibt ganz gewiß auch einen Bodenia- pitaliLmuS. allein es hat mich sehr gewundert, warum mit keinem Worte von der eigentlichen Gedherrschaft die Rede war. Gegenwärtig hätten wir wirklich einen Anlaß, diese viel wichtigere und gefährlichere Seite
die grundlegende Frage und wenn das hohe Haus sich nicht daran macht, die Frage der Boden entschuldung zu lösen, so ist für die Dauer alle Arbeit umsonst, die Resorm aus agrarischem Gebiete, aber auch die 'Reform auf dem Gebiete der Arbeiterfrage. Wenn es aber gelingt, aus diesem Gebiete heilsam zu wirken, so haben auch die Arbeiter mittelbar davon de» größten Nutzen. Herr Dr. Renner hat die Ausgabe des AgrarprogrammS unter den Gesichtspunkt deS Konsums und der Produktion gestellt. DaS ist zwar eine einseitige
Auffassung. Grund und Boden ist nicht bloß da, um zu produ zieren, der produzierende Stand ist nicht bloß für den Konsumenten da oder um die Kon sumtion zu ermöglichen, er hat auch andere, sür die bürgerliche Gemeinschaft höchst wichtige Aufgaben. Aber es ist ganz richtig, die Pro- duktion^soll geregelt sein, daß viel und billig produziert wird. Ich sage ganz offen: Auch hier hätte der Sprecher der Sozialdemokratie sich auf Vogelsang berufen können, der eigentlich unsere Agrarpolitik eingeleitet
hat. Auch der sagt, eS solle der Grundbesitz im stände sein, viel und billig zu produzieren. Ist aber eine billige und fleißige Produktion bei unserer heutigen Bodenverschuldung möglich? Sie ist absolut unmöglich; denn heute muß der Bauer seinen Boden geradezu ausschinden, um über haupt etwas zu bekommen. Er hat ja kein Betriebskapital, denn wenn er eS hätte, dann hätte er keine Hypothekarschulden. Er braucht viel vom Ertrag, um die Zinsen zu zahlen, er muß den Wald angreifen, er kann seinen Boden nicht mehr
ordentlich bearbeiten, er bringt also weniger hervor und dennoch wird er genötigt, den Boden gewissermaßen auszu beuten — nicht wissenschaftlich (Heiterkeit), wie es in der früher zitierten Stelle geheißen hat, sondern wirklich ausschinden muß er den Boden, damit er den Schuldverpflichtungen gerecht wird. (Lebhafter Beifall und Zustimmung.) Es ist gesagt worden, daß die hypothekarische Schuldenlast des ländlichen Grundbesitzes über fünf Milliarden beträgt! ich glaube, sie be trägt schon über sechs