. Dutzende von Biographien Viktorianischer Persönlichkeiten sind in den letzten Jahren erschienen, und die ser Herbst brachte unter anderen zwei Werke, die man als wichtige Steine jenes Mosaiks betrachten wird, dos uns und den kommenden Generationen ein ab geklärtes Bild der Vergangenheit ver mittelt:' Lord, David Cecils «Lord M. » C. H. Beck Verlag, München; 7 Ab bildungen auf Kunstdrucktafeln, 266 S.) und Françoise de Bernardys « Albert und Victoria » (Paul Neff. Verlag, Berlin/ Wien/Stuttgart
Intelligenz, aber ätissergewöhnlicher Willenskraft in ihrem'königlichen Geschäft zu leiten — eine Aufgabe, der er sich rückhaltlos verschrieb — hatte er voll Bedauern, aber pflichtbewusst an Albert abgetre ten. Mit,.Lord Melbourne aber nahm nicht nur ein kluger Politiker seinen Abschied — mit ihm .verschwanden auch .Welt lichkeit, Humor und jene Aufgeschlos senheit vom .englischen Hof, ohne die ein Herrscherhaus den Anschluss an die Kultur und den Geist seines Volkes un weigerlich verlieren
die Epoche folgte, während der die jungen begabten Mitglieder der Aristokratie und die Intellektuellen «dem Himmel dankten, dass ihr Ruf zu schlecht war, um dem Hofe beigezogen Éu werden.» ' Françoise de Bernardy deutet — viel leicht unbewusst? — durch die der offi ziellen Präzedenz entgegengesetzte Reih enfolge in dem Titel « Albert und Victo- Lord Melbourne , 1 Viktoria und Albert Der Triumph der Moralität Von ISABELLE YVES ria » ihre Absicht an, nachzuholen, was dem Coburger Prinzgemahl an Würdi gung
bisher vorenthalten worden ist. Dass Albert in der Praxis, wenn auch niöht dem Buchstaben nach, Englands Herrscher wurde — eine Stellung, für die er fast von Geburt an vorbereitet und gedrillt worden war — ist dem Baron Stockmar zu verdanken, jenem Coburger Arzt der «nur zwei Ziele kannte: den Aufstieg des Hauses Coburg und die Ein heit Deutschlands». Trotz schlechter Gesundheit (Es ist gut, dass Sie häufig krank sind, sagte ihm ein englischer Freund, sonst würden sie uns das Leben unerträglich mach
, gegen alles, was man nicht hören wollte. «Seit der Heirat der Königin», ver merkt Albert, «habe ich darauf ge achtet, dass ein strengerer Masstab an gelegt wird, und obwohl Lord Melbourne erklärt hat, ’dass diese verdammte Mo ralität ins alle umbringen wird’, haben wir grosse Vorteile darin gefunden und sind entschlossen, dabei zu bleiben...» — Die Vorteile waren etwa die gleichen, die der zweite nahezu unsterbliche. Mo narch des 19. Jahrhunderts in Wien durch eine Einstellung erreichte, die sich in dem Slogan kristallisierte