xxm. Jahrg. Donnerstag, ,Brlxener Chronik.'' 16. Juni 1910. Nr. 71. Seite 3. Ein sozialdemokratisches Uelielbild. Die sozialdemokratische „Volks-Zeitung' ist ge nügsam geworden. Kommt der Staat nicht zu den Sozialdemokraten, so kommt sie zum Staat. In einer der jüngsten Nummern folgert sie aus dem Umstand, daß das Deutsche Reich gewaltige Summen für das unter seiner Verwaltung stehende Heer, die Marine, die Post usw. ausgibt, daß der Staat damit auch die Fähigkeit besitze, auch andere Ver
waltungszweige zu übernehmen. Dabei übersieht sie die Kleinigkeit, daß die erheblichen Summen für die obgenannten Verwaltungszweige aus den Steuergeldern der Produktion bestritten werden, während bei Uebernahme der Produktion durch den Staat selbst nur mehr ein Heer von Beamten und gemütlichen Angestellten bleibt, für die keine Hintermänner sind, die — die Kosten decken. Sie träumte eben — die „Volks-Zeitung' nämlich — den schönen Traum von der Durchführ barkeit des sozialistischen Zukunftsstaates
können, wo doch der Postverkehr nur dann in Ord nung geht, wenn er sich ohne Konkurrenz abwickeln kann? Anders hingegen beim Nahrungsmittelbedarf. Sollen Bäckereien, um ein Beispiel zu nennen, in Staatshände übergehen? Der Staat hätte nichts Gescheiteres zu tun, als ein Heer von Beamten an zustellen. Und wie sich dann die Preise stellen wür den, das ist eine Frage, die sich der Artikler der „Volks-Zeitung' beantworten kann, wenn er im Zustande des geistigen Gleichgewichtes sich befindet und nur die bisherigen Erfahrungen
auf, die in die Zukunft reichen. Die sind aber himmelweit von Träume reien über den Zukunftsstaat entfernt.' Lassen wir die „Volks-Zeitung' nur getrost weiter träumen, damit erfüllt sie ja ihren Zweck. Hiasl. kius aller Aelt. keim kacken ertrunken. In Breslau sind in der vergangenen Woche beim Baden nicht weniger als 27 Personen ertrunken. Cin Suresukrstenltiick. Die Genossenschaftskasse N. N. im Großherzogtum Hessen fordert vom Bürger meisteramt zwei Pfennige Jahresbeitrag. Diese zwei Pfennige sendet
darauf einen Ball bericht veröffentlicht: dieser Bericht enthielt unerhört kecke Bemerkungen über die Toiletten der Damen und verriet allerlei Intimes über das Benehmen dieser Damen im Verkehr mit den geladenen Herren. Das Heitunasblatt hatte kaum die Presse verlassen, als fast alle Männer, die dem Ballfest als Gaste beigewohnt hatten, sich in corpore in das Redaktwns- bureau begaben, oline viel Worte zu machen, den Ballbericht aus der Zeitung herausschnitten, dem armen Page das Papier in den Mund