Seite 4. Nr. 34. Dienstag, „Brixener Chronik.' 26. April 1898. Ziud »it S-M- md jtiertage wirtschaftlich schädlich? Fürst Bismarck bekämpfte einst einen Antrag der reichsdeutschen Centrumspartei für gesetzliche Sonntagsruhe mit der gewiss nicht staatsmännischen Sentenz, dass der Arbeiter, der 52 Tage nicht arbeite, für 52 Tage seinen Lohn verliere, den ihm niemand ersetzen könne. Leider hat diese seichte Auffassung, diese Verkennung aller wirt schaftlichen und ethischen Vorzüge der Sonn
- und Festtagsruhe Schule gemacht, und noch heute gibt es Leute, welche meinen, eine große Weisheit zu verrathen, wenn sie mathematisch den Lohnausfall für die Sonn- und Feiertage, mit denen überhaupt kein Lohnausfall verbunden sein muss, berechnen. Heute haben die einzelnen Staaten selbst den Wert der Sonntagsruhe bereits anerkannt und dieser durch Gesche Geltung verschafft. Den Anfang machten hierin die Engländer, deren Verstand und Gemessenheit in der Staatskunst sich von anderen Reichen vortheilhaft abhebt
, wie in Frankreich, der blaue Montag an seine Stelle. Die Ausrede mit den „Bedürfnissen des Verkehrs', welche man gegen die Feier unserer Sonn- und paar Feier tage, die uns seit 100 Jahren die Bureaukratie gelassen' hat, in das Feld führt, ist durch und durch faul. Gerade im überwiegend protestantischen England und in den Vereinigten Staaten von Nordamerika wird die Sonn- und Feiertagsruhe mit allen gesetzlichen Mitteln durchgeführt. Sie sind wahrscheinlich gerade deshalb die reichsten Länder der Welt
, denn auf der Sonn- und Feiertagsarbeit ruht der Fluch Gottes. Sind etwa die „Bedürfnisse des Verkehrs', die man bei uns gegen die Sonntagsruhe in das Feld führt, in England und Nordamerika nicht viel größer als bei uns? .Nur verächtliche Sophisten des Egoismus.' sagt der verdiente Abgeordnete Ratzinger, „können der Sonn-und Feiertagsruhe den Krieg erklären. Sie haben kein Verständnis für die hohe ideale Bedeutung und rechnen in simpler Arbeit aus, wie viel der Arbeiter mehr verdienen kann, wenn er auch an Sonn
- und Feiertagen arbeiten würde. Sie wissen gar nicht, dass die lange Arbeitszeit den Lohn drückt; sie verschweigen, dass die Gegenwart nicht Mangel an Arbeitskräften hat, sondern in allen Ländern taufende von Arbeitern feiern müssen.' Wir müssen also diese Frage, ob die Sonn- und Feiertage wirtschaftlich schädlich sind, mit aller Entschiedenheit verneinen. Würde man alles, was in den Parlamenten über die Sonntagsruhe gesprochen wurde und in den Schriften verstän diger, gelehrter Männer unserer Zeit