Seite 2. Nr. 22. Dienstag, heit gesprochen haben, keiner ein Wort der Aner kennung für die Armee, die wir ja alle hochhalten, gefunden hat. Ich erlaube mir, Sr. Exzellenz die Antwort darauf zu geben und ihn darauf aufmerksam zu machen, warum in diesem Parlamente niemand dazugekommen ist, ein Wort der Anerkennung für die Zustände in bezug auf das Militärwesen in Oesterreich auszusprechen. Wir sind gewiß alle einig, wenn ich sage: der Grund hiefür darf nicht in der Armee
, nicht m dem Offizierskorps, nicht im Geiste der Armee selbst gesucht werden; der Grund, warum hier niemand ein Wort der Anerkennung ausgesprochen hat, liegt ganz wo anders. Er liegt, offen gestanden, bereits in der Verfassung selbst. Wir haben nämlich eine Verfassung, welche es un möglich macht, daß der verantwortliche KriegS- minister hier im Parlamente vor den den Wählern verantwortlichen Abgeordneten für das, was in der Armee geschieht, Rechenschaft ablegt. Infolge dessen besteht ein allgemeines Gefühl der Unsicher
, sondern daß er es nur beim Kriegsminister vor tragen, anregen, ihm vorlegen könne. — In dieser ganz merkwürdigen Einrichtung, die außer in Oesterreich, wie ich glaube, in keinem Staate besteht, ist der Gmnd zu suchen, warum keiner von den vielen Abgeordneten, warum keine der hier vertretenen Parteien es für nützlich ge funden hat, ein Wort der Anerkennung gegen über der Regierung und der Militärverwaltung auszusprechen. Ein weiterer Grund, warum niemand ein solches Wort hier gesunden hat, liegt in unserm Verhältnisse
.' werden. — Dieses ungesunde Verhältnis zu Ungarn ist einer jener Gcünde/warum kein Ab geordneter dazu gekommen ist, sich in bezug auf den Militarismus zu exponieren, für den in Oesterreich bestehenden Militarismus irgendeine Verantwortung durch Worte der Anerkennung zu übernehmen. Ein weiterer Grund ist auch folgender: ein Abgeordneter, der heute für Bewilligungen zugunsten des Militärs, für Anschaffung von Waffen usw. eintritt, der riskiert noch immer und zur Stunde noch, daß er für etwas stimmt, was gegebenenfalls
im Hause zur Sprache zu bringen. Was in den Militärkanzleien in bezug auf Gesuche um Militärbefreiungen geschieht, das beweisen die Hunderte und Tausende von Beschwerden, welche die Abgeordneten draußen in den Wahlbezirken zu hören bekommen. Es werden Befreiungsgesuche abgewiesen, obwohl von der Befreiung des Gesuchsstellers die Existenz ganzer Familien abhängt. Befreiungen, die auf Grund der bestehenden Gesetze ganz gut bewilligt werden könnten, werden doch nicht bewilligt und zwar nach meiner Ansicht