'. Ich will einmal diesen Begriff beleuchten. Dazu muß ich allerdings nothgedrungen etwas weiter aus holen und das Wesen, das heißt den Zweck der Kunst kurz andeuten. Die Kunst ist das Abbild des Lebens; in ihr erscheint es wie in einem Spiegel, zusammengefaßt in ihren einzelnen Werken. Geist, Sinn und Form der Kunstwerke werden eingegeben durch die Weltanschauung der Zeit, in der sie entstehen. Im Kunstwerk prägt sich die Auffassung vom Sinne des Lebens aus, die der Zeit seiner Entstehung eigen ist. Die heutige Wellan
Entwickelung der abendländischen Menschheit seit 2V00 Jahren negiren, so kann in noch weit höherem Grade die Musik als die inter nationale, rein menschliche Kunst angesehen werden. Sehen wir von gewisser volksthinn- licher, national gefärbter Kunst (z. B. Zigeu nermusik udgl.) ab, so gibt es, soweit nicht das gesungene Wort durch seinen Sinn sie zu einer rein nationalen stempelt, nur gute oder schlechte Musik, denn alle Kunstinusik beruht auf einer Grundlage und folgt densel ben Regeln. Aus diesem Grunde
aber hat es keinen Sinn, die Musik, wenn sie nicht in Verbindung mit der Sprache die Streitpunkte und Gegensätze der Nationalen berührt, in den Kampf der Stämme und Völker hinein zuziehen. Und wenn dies in der Verblendung und dem Hasse des wüst tobenden Streites an der einen Seite geschieh', so liegt für ein großes Kulturvolk, wie das deutsche, nicht der geringste Grund vor. mit solchen elenden Kampfmitteln, die außerdem dem für sein na tionales Recht streitenden Theil nicht den, mindesten Vortheil bringen