. Das sind leider für jeden, der die Verhält nisse da drüben in Tirol kennt, rein utopische Hoffnungen. Die Italiener in Südtirol wer den zunächst die Deutschen und die Rhäto- romanen, die in dem autonomen Südtirol sitzen, italienisiren und dann den Kampf erst recht auf das angeblich durch die Autonomie geschützte Deutsch-Südtirol übertragen. Um gekehrt dagegen werden die Deutschen in dem autonomen Jtalienisch-Tirol sich sofort der Thatsache gegenübersehen, daß sür sie dort jegliche Möglichkeit aufhört
, das bestehende einheimische oder eingewanderte Deutschthum zu erhalten, geschweige denn irgend etwas von den in verflossenen Jahrhunderten dem Deutschthum verloren gegangenen Gebieten wieder zu erobern. ^ .. Und diese sind sehr beträchtlich> viel be trächtlicher, als gemeiniglich angenommen wird. Und dann die wackeren Deutschen von Lusarn (Luserna), der, wie die Volkszählung vom Emde vorigen Jahres ergab, wieder rein deutsch gewordenen Gemeinde am äußersten Südostende Tirols, die des Fersenthales
, das in seinem deutschen Theile gleichfalls wieder nahezu rein deutsch ist, sollen diese den Ita lienern preisgegeben werden? Der Grundirrthum aber, an dem alle Autonomievorschläge kranken, ist der, daß es in Tirol nur zwei Nationalitäten gebe, es find nämlich ihrer drei. In ganz Rhätien, also Graubünden und Tirol, haben von Be ginn der deutschen Besetzung drei Nationali täten bestanden, nämlich die deutsche, die italienische und die rhätoromanische. Und wenn man eine vernünftige Autonomie für Jtalienisch-Tirol
will, muß man absolut mit dieser Thatsache rechnen, die den Italienern allerdings sehr unbequem ist und daher von ihnen möglichst verschleiert wird. Das Rhäto romanische ist kein italienischer Dialekt, son dern eine eigene Tochtersprache des Lateini schen. Sie geht langsam zurück, und zwar fast durchaus zu Gunsten des Deutschen, wie denn auch die Rhätoromanen wirthschastlich, sowie ihren Sympathien nach den Deutschen zuneigen, mit denen sie auch politisch, in Graubünden wie in Tirol, stets verbunden
Germanisirung der Rhätoromanen, deren Sprache bekanntlich in der Schweiz die viert? anerkannte Landessprache ist. Zwang wurde nie von den Deutschen im Germanisirungs- sinne ausgeübt, wenigstens in Graubünden nicht; aber auch in Tirol scheint ein solcher nur nach der Reformation (Ende des XVI. Jahrhunderts) angewendet worden zu fein, als die Bündner größtentheils reformirt wur den und infolge dessen die noch romanischen Theile in Westtirol, speziell der zum Theile noch obere romanische Vintschgau, mit mehr