nicht Anlaß zu lebhaftester Erörterung gegeben hätte; wie eine Bombe schlug sie in Steiermark und Kärnten ein, selbst Leute, die für den nationalen Gedanken sonst nicht zu haben waren, katholische Priester, konnten nicht ge nug staunen, daß es möglich gewesen ist, das ge- sammte Deutschthum in Oesterreich wieder in so ausfallender Weise vor den Kopf zu stoßen. In fast allen deutschen Städten werden Versammlungen abgehalten und berichten die Abgeordneten über die neueste, so gänzlich unerwartete Niederlage
der Teutschen. Ueberall wird den Parteien, welche im Vereine mit der mit leidenschaftsloser Beharrlichkeit zuschau enden Regierung diese Niederlage verschuldet haben, der gebührende Lohn zu Theil. Allen voran sind es die ganzschwarzen Klerikalen, welchen am meisten die Schuld beigemessen wird, daß nun die Slaven über die Deutschen triumphiren. Mit einer an Volksverrath grenzenden Gleichgiltigkeit haben unser frommer Abt Treuinsels und Gras Trapp mit den Slaven gegen die Deutschen gestimmt. Nur der einzige
Dr. Kathrein fühlte, daß ihn sein Blut zwinge, wenigstens diesmal mit den Deutschen zu stimmen. Alle anderen Vertreter unserer Bauern, welche durch ein bischöfliches Machtwort im Parla mente sitzen, drückten sich zur Thüre hinaus, als man dem Deutschthum in Oesterreich den Strick um den Hals warf. Kein einziger von diesen Braven sah sich veranlaßt, dem Obmanne zu folgen und mit ihm zu stimmen. Alle ließen Dr. Kathrein im Stich. Das nächste Augenmerk richten die gesammteu Deutschen Oesterreichs
auf die Regierung, welche heute offen als slavenfreundlich bezeichnet werden muß. Diese hat den Beschluß des Budgetausschusses, nach welchem das slovenische Gymnasium in Cilli ausgelassen werden sollte, anscheinend unterstützt, als es aber zur Abstimmung im Hause selbst kam, hat dieselbe keinen Finger gerührt, um den Deutschen zu ihiem Recht zu verhelfen. Ja noch mehr, ein Mitglied der Regierung, der polnische LandSmann- min.ster Dr. Pientak, hat sich sogar auf seinen Ab geordnetensitz begeben
, um gegen die Deutschen zu stimmen. Mit 170 gegen 230 Stimmen blieb der Antrag des Budgetausschusses in der Minderheit. Die Regierung, welche den deutschen Abgeordneten immer mit süßen Worten um das Kinn gestrichen hat, hat hierin gezeigt, daß ihr um die Freundschaft der Deutschen weit weniger gelegen ist, als um die der Polen, Tschechen und Klerikalen. Selbstverständlich liegt daher heute die Frage auf allen Lippen, wie sollen und wie werden sich die deutschen Abgeordneten nun zu dieser Regierung stellen