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Pagina 2 di 4
Data: 04.01.1888
Descrizione fisica: 4
schwere Kerkerstraft. natto^Re (Betrug) Josef Fall er, 37 Jahre alter Lehrer, S aglöhner aus Onach, Bezirk Bruneck, wurde vom Gerichte wegen Betruges begangen zumner. Dres' Schaden seines Gläubigers Johann Unterberger Weinhän n Olang, zu 6 Wochen verschärften Arrestes nerurtheilt. „Wir müssen Karola retten, wir müssen den Ver brecher strafen und Ihren Vater rächen!' Johanna hob entschlossen den Kopf empor. „Ja, Rache, das ist das rechte Wort und die lechte Stärkung. Gebieten Sie über mich, Angelo

. Ich bin bereit.' Der kranke Bandite stützte sich schwer auf das Mädchen. Sie traten mit leisen Schritten in den Hof hinaus, wo Angelo auf eine Leiter zeigte, die sich in der Nähe befand. »Versuchen Sie diese Leiter in den Garten zu schaffen', sagte er. Vermeiden Sie aber jedes Geräusch, damit niemand im Hause erwacht. Ich gehe unterdessen, um die Feile und andere Werk zeuge zu holen.' Angelo wählte einen tüchtigen Knüttel unter den im Hofe aufgehäuften trockenen Baumzweigen zu seiner Stütze und schleppte

wiederzusehen. Am Parkgitter angelangt, erwartete sie Angelo, der auch bald darauf, mit einigen Werkzeugen be laden, ankam. Man sah es ihm an, daß er seine letzten Kräfte aufbot, um vorwärts zu kommen. Heftige Hustenanfälle zwangen ihn öfter, stehen zu bleiben und auszuruhen. Es dauerte über eine Viertelstunde, bis die beiden die Mauer erreichten. Angelo war vollständig erschöpft; wie leblos fiel er auf das dicke Moos hin. Johanna kauerte neben ihm nieder und rief ängstlich seinen Namen. „Geduld!' stammelte

vom Boden auf. Sie mußte ihn fast bis zur Leiter hinschleppen. „Ich will zuerst auf die Sprossen', sagte er. ,Sie werden mir folgen, Johanna und mich halten, wenn mich dieser verdammte Schwindel wieder ergreifen sollte. O armer Angelo, was hat dieses abscheuliche nordische Klima aus Dir gemacht!' Minuten der unbeschreiblichsten Angst und Pein und der höchsten physischen Anstrengung folgten nun für das junge Mädchen. Sie mußte Angelo unter stützen, ihn halten, wenn er herunter zu stürzen drohte

, und dabei belasteten sie noch die schweren Werkzeuge. Endlich war der Rand der Mauer erreicht. Es blieb aber noch das Schwerste übrig, die Leiter mußte heraufgezogen und auf der anderen Seite der Mauer wieder hinuntergelassen werden. Dazu bedürfte Johanna ihrer beiden Hände und Angelo blieb ohne Stütze in der gefährlichsten Stellung. Plötzlich stieß er einen leisen Schrei aus, und gleich darauf hörte Johanna einen Fall auf rau schendes Laub in der Tiefe. — Zitternd blickte sie um sich. Angelo

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Pagina 1 di 4
Data: 28.12.1887
Descrizione fisica: 4
schauderte im ersten Augenblicke zurück vor diesem unglücklichen Geschöpfe. Dana aber überlegte sie, daß sie vielleicht durch ihn am leich testen erfahren konnte, was sie zu wissen wünschte. „Warum wohnt der kranke Angela im Garten draußen, weit, weit, statt hier im Hause?' fragte sie geradezu. Josef verzog sei» unschöne» Gesicht wie zum Weinen. „Armer Angelo, kranker Angela!' sagte er. „Aber er wohnt nicht im Garten. Nein, nein. Er liegt im Bette, in dem Zimmer da drüben. Ich habe ihm Eierkuchen

gebracht, aber er mag nichts, er ist so krank.' Betroffen Herließ Johanna die Küche. Wenn ihr Oheim also nicht zu Angelo gegangen war, wohin sonst hatte er die EßMrSthe getragen? Welches Ge heimniß verbarg sich in dem Parke hinter der hohen, dicke» Mauer? Oder sollte der blöde.Josef ihr viel leicht nicht die Wahrheit gesagt habzn ? Sie mußte sich davon überzeugen, .sie mußte, die- mächtig «regten Zweifel in ihrer Brust ^ur Lösung bringe«. .Sie schlich an die von Lysef bezeichnete Thüre und be gehrte

mit schwachem Klopsen Sinlqß. „Herein!' rief eine matte Stimme. Jahanna sah sich im nächsten Augenblicke dem krauten Angelo gegenüber. Sie erkannte ihn noch gar wohl an s»inen blitzenden Augen, die sie immer mit so großer Furcht erfüllt hatten. Er r.chtete sich halb in seine» Kissen auf und sah ihr mit eincm Blicke der aufrichtigsten Bewunderung entgegen. „Johannas murmelte er. „O was für ein herrli» ches Mädchen ist aus dem blassen, schmächtigen Kinde geworden/ „Ich hörte, daß Sie krank sind —stammelte

Johanna verlegen uuo ängstlich. „Sie waren einst gut mit mir, Sie haben mich getröstet, als ich um Tante Karola weinte. O seien Sie jetzt noch freund licher und barmherziger gegen mich, wie damals. Sagen Sie mir, wo meine gute, liebe Tante ist! Ich will hin zu ihr, will fort von dem Oheim, der mich haßt und mißhandelt und den ich wieder hasse, weil er mich von Karola getr nut hat. Schnell, schnell. Angelo sagen Sie mir, wo ich Kavalai finde! Mein Oheim könnte zurückkehren

und wenn er mich hier bei Ihnen fände, würde er mich halb zu Tode quälen l' „Armes Kind, noch immer die alte Sehnsucht!' sagte Angelo. „Ja die Sehnsucht sie wird größer und brennender, bis.sie das Leben untergräbt. So, geht es mir mit meinem Verlangen nach meinem lieben Italien ich werde sterben, weil, ich eS nicht; mehr sehen, kann!' „Wenn Sie denn die Schmerzen der Sehnsucht» kennen, so habe» Sie Mitleid mit mir!' flehte Jo- Hanna. „Sagen Sie mir, wo Tante Karola wohnt!' ES zuckle und arbeitete fichtlich in AngeloS fahles Zügen

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Pagina 2 di 4
Data: 28.11.1887
Descrizione fisica: 4
der gute Herr, der Dich in seine Dienste nahm!' flüsterte sie. „Ich dachte eS ja immer, daß sich dxr Himmel noch einmal meines Jammers erbarmen müßte.' Und dann bereitete sie mit geschäftigen Händen das Mahl für den im doppelten Sinne ihr wieder- geschenkteu Sohn. Angelo saß am Herdfeuer bei ihr uud «zählte ihr von seiuem gütigen Herrn und von den weiten Reisen, auf die ihn derselbe mit sich nehmen wollte.' „So verliere ich Dich denn wieder, kaum als ich Dich neu gefunden habe!' nickte die Alte

. „Gleichviel, ich werde glücklich sein, wenn ich jDich auf guten Wegen weiß.' „Für jetzt denken wir nur an die schönen acht Tage, die ich bei Dir verleben will!' sagte Angelo. Mein Herr Hat mir UÄaub für eine ganze Woche Stehen, eben weil ich dann so weit mit ihm-fort soll. Ich werde recht viel bei Dir zu Hause bleiben, denn ich möchte nicht gerne mit meinen früheren Kameraden zusammenkommen!' „Recht, recht, mein Sohn!' rief die Alte. „Ich sagte eL ja immer, daß Dich die böse Gesellschaft verdorben

hat. Ich konnte Dich als Kind nicht genug überwachen, weil ich für unser tägliches Brod arbeiten mußte, und da wurdest Du mir verführt und verdorben. Wie viel I bittere Thränen habe ich geweint! Wer nun ist alles wieder gut. Uud ich will auch gar nicht mehr daran denken!' Angelo that, wie er eS seiner Mutter verspro chen hatte. Er blieb bei ihr zu Hause, half ihr bei ihren häusliche« Verrichtungen und auch bei ihrer anstrengenden Tagesarbeit. Und wenn Fran« zeska zu ihren Kunden ging, da trug er ihr stets

die schweren Wäschekörbe, nuter deren Last sie sonst gar tiefgebeugt einhergeschritten war. Bei einer solchen Gelegenheit kam Angelo auch in den Palazzo Fontarini. Er betrat denselben durch eine Seitenpforte, welche eiqenS für das Aus- uud Eingehen der Dienerschaft bestimmt war. Gr blieb auf dem ersten Treppenabsatz stehen, wäh rend seine Mutter den Korb mit der schneeigweißen Wäsche in da« erste Stockwerk hinauftrug, um die selbe dort der Garderobeaufseherin zu übergeben. Angelo benützte die kurze

sie noch hinzu, ehe Angelo daS HauS verließ. Aber anstatt den Marktplatz bei der Rialtobrücke Zllllsbruck, 25. Noa. (Korr.) Zum gestern abge haltenen Konzert der Liedertafel im Stadttheater haben wir noch nachzutragen, daß der Männerchor von Pembcur „Gott der Weltenschöpfer' bei einer doppelt so großen Sängerzahl einen unvergleichli chen Effekt machen würde. Für zirka 5V Männer stimmen ist er zu wenig wirkungsvoll. Der fünf stimmige Chor „Sommernacht' von Brambach klang wunderschön. Eine gelungene

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Pagina 3 di 10
Data: 18.07.1873
Descrizione fisica: 10
Wir bringen nun in Folgendem eine actenmäßige Darstellung des ganzen Vorfalls. wie sich derselbe entwickelte und in seiner Grauenhaftigkeit endlich ab spielte, damit unsere Leser ein vollständiges Bild der furchtbaren That bekommen. Sachverhalt. Im Frühjahre 1872 kam der Wagnergeselle Angelo Pedrini von Trient hieher und fand über Empfehlung eines seiner Bekannten beim Rädermacher Alois Obexer in GrieS einen ihm vollkommen co venirenden Platz, d n er unter der Bedingung der 14tägigen

, indem sich Maria Obexer schwanzer fühlte, wovon sie 3 Monate ungefähr später, nachdem sie die ersten Anzeichen der Schwangerschaft verspürt hatte, dem Angelo Pedrini Ken -itaiß gab. In wie weit die Eltern der Maria Obexer Kennt yiß von dem Liebesverhältnisse ihrer Tochter mit dem Gesellen Angelo Pedrini hatten, läßt sich nicht be stimmt beurtheilen, da die Mutter in Abrede stellt, hievon eine Ahnung gehavt zu haben; doch läßt sich aaS allen Umständen immerhin annehmen, daß sie nach und nach zur Ueberzeugung

gekommen sein mußten, daß zwischen beiden ein Verhältniß bestehe, welchem der Vater jedenfalls nicht hold war. un? das er um jeden Preis zu lösen beabsichtigte. Da Angelo Pedrini sich den Besitz seiner Geliebt.» sichern wollte, und auch immerhin zu glauben berechtigt war, daß ?ie Eltern gegen die Verbindung ihr r Tochter mit ihm nichts einzuwenden haben werden, sobald sie nur in Erfahrung brächte», daß dieselbe in interessant n Umständen sich befände, so erklärte er der Maria Oberer

des Angelo Pedrini um die Maria nicht erfolgte, und daß die letztere in der Nacht vom 3. uuf 4. Mai von einem unreifen nicht ausgetragenen jedoch lebensfähigen K nde entbunden wurde, welches du'ch das Nichtonterbindea der Nabel schnur rasch verblutete und in todtem Zustande in die denn Hause deS RädermacherS vorbeifliegende Ritsche g-worfen wurde, die eS bis zu einer Muhr^rube fort schwemmte, wo der Leichnam deS Kindes am 4. Mai Morgens aufgefunden wurde. Dieses Factum bildet den Gegenstand der heute

beim KreiSgerchte stattfindenden Schlußoerbandlung und wurde hier nur erwähnt, um die ganze Situation zu beleuchten und um das Verständniß für die folgen den Vor älle zu vermitteln. Am 22. Mai als dem Himmelfahrtsfesttage be suchte Angelo Pedrini in Gesellschaft seiner Geliebten die Restauration Rainer in der Mühlgasse dahier, wobei sie vom Meister Obexer, der plötzlich mit mehreren Kameraden ebenfalls dort erschien, getroffen wurden, was sowohl dem Letzteren als auch der Maria sehr unlieb

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Pagina 1 di 4
Data: 02.01.1888
Descrizione fisica: 4
wollte nicht aus sei nen Gedanken weichen. „Diese junge Hexe hat etwas vor, das ich nicht ergründen kann!' sagte er zu sich selber. „Sie spinnt Unheil. Ich hätte sie nicht hieherbringen sollen, dieser Ort ist zu ge fährlich für einen so unruhigen Kopf. Wenn sie zu Angelo gedrungen wäre, wenn er geplaudert, wenn er ihr nur eine Andeuwng gegeben hätte, der schwindsüchtige Schwätzer? Und wenn er's noch nicht gethan hat, so liegt die Gefahr doch nahe. Jo hanna kann ich nicht einsperren, das gäbe Gerede, die Alte

würde eS im Dorfe ausplaudern. So muß denn Angelo jetzt schon stumm gemacht werden; ein paar Tage früher oder später, das ist das gleiche. Und nachher jene im Walde — und dann bin ich frei, frei!' Brachmann zog sich an diesem Abend sehr zeit lich in sein Schlafzimmer zurück; die Müdigkeit von der Reise gab ihm einen Vorwand dazu. Er v?7schloß die Thüre und holte aus einem geheimen Fache seines Portefeuille'S ein Papier mit einem gröblichen Pulver hervor — das gleiche Pul ver hatte schon Gehwald's Augen

zum ewigen Schlummer geschlossen, es sollte auch Angelo von Krankheit und Heimweh befreien. Er nahm ein kleines Fläschchen aus feinem Toi- lettekasten, füllte dasselbe mit Malagawein, den er noch von der Reise her in seiner.Handtasche fand und schüttete die Hälfte des Pulvers hinein. Hie rauf begab er sich zu Angelo. Der Kranke sah ihm mit matten, glanzlosen Augen entgegen. „Ich leide sehr!' klagte er. „Ich werde mein Vaterland vielleicht nicht wieder sehen!' „Narrheiten!' lachte Brachmann

. „Aber diese Aerzte verstehen auch gar nichts, nicht einmal einen einfachen Brustkatarrh vermögen sie zu heilen. Sieh' da bringe ich Dir eine Medizin, mit der sich die weisen Jndier von allen Krankheiten kurieren. Ich werde Dir einen Löffel voll davon geben, und dann in einer Stunde komme ich wieder, und so fort die Nacht hindurch. Ich will Deinen Arzt machen und ich wette, Du befindest Dich besser morgen.' Angelo nahm willig das gebotene Heilmittel an. Aber die Medizin war doch gar zu Bitter und der Kranke

wieder fort kann von hier!' sagte er sich zuerst. Aber ein eigenthümliches Gefühl von Zittern und Erschlaffung, welches plötzlich durch seine Adern schlich, brachte ihn auf andere Gedanken. Er wußte, daß Brachmann stark wirkende Gifte zur Verfügung hatte; Karola Heldern hätte denselben einst zum Opfer fallen sollen. Und nur Angelo hatte sie ge rettet^ indem er Brachmann drohte, ihn zu verra then, wenn er zum Mörder au einem schuldlosen und hilflosen Weibe werden wollte. Und darauf hatte Brachmann

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Pagina 2 di 8
Data: 07.01.1888
Descrizione fisica: 8
, im besten Falle ein Neu- atholik . . . Das österreichische Volk will feine» Glauben behalten und bethätigen, es will im bündeten im Schloßpanke. Dort trennte sie nur mehr ein niedriger Zaun von der ersehnten Freiheit. Sie überkletterten denselben und betraten die Fahr straße. „Wir müssen nun das nächste Dorf zu errei chen suchen', sagte Angelo. „Es ist eine gute Stunde entfernt. Aber die Madonna wird uns noch die letzten Kräfte dazu schenken.' 22. Brachmann erhob sich nach einer ziemlich unruhig

des Angelo?' „Niemand ist drinnen!' antwortete Brachmann. „O, der Taugenichts!' schalt die Schaffnerin. „Na, warten Sie, Herr Baron, das soll der Junge büßen!' Und wie eine gehetzte Furie stürmte die Alte aus ihrer Küche. Sie kam bald wieder zu Brachmann zurück und zerrte den noch schlaftrunkenen und nur halb angekleideten Josef hinter sich drein. „Wo ist Angelo?' schrie sie, den Blödsinnigen mit Püffen bearbeitend. „Hab' ich Dir nicht be« fohlen bei ihm zu bleiben, Du Taugenichts? Glaubst

Zimmer entfernt?' wandte er sich zu Josef. „Angelo selber hat mich fortgeschickt!' schluchzte der Bursche. „Ich mußte das schöne Fräulein zu ihm herunterholen und dann befahl er mir schlafen SU gehen.' ^ Brachmann war tief erbleicht. DaS „schone Fräulein' des Blödsinnigen konnte nur Johanna gewesen sein. Sie war also mit Angelo in Ver bindung getreten, der ihr vielleicht sein Geheimniß verrathen hatte. „Hölle und Teufel!' knirschte Brachmann. „ES ist so, ich bin überlistet, ich bin verloren.' Trotz

^ dieser Ueberzeugung wollte er sich doch noch die volle Gewißheit verschaffen. „Gehen Sie zu meiner Nichte Johanna!' befahl er der Schaffner!». „Sagen Sie ihr, daß sie sich ankleiden und sogleich zu mir Herabkommen möchte. Ich bedarf ihrer.' Die Alte entfernte sich. Nach wenigen Minuten kehrte sie wieder. „DaS Fräu lein hat ihr Zimmer schon verlassen, sie wird vielleicht einen Spaziergang durch den Garte« machen.' Jetzt gab es für Brachmann keinen Zweifel mehr. Johanna war mit Angelo entflohen

. Hatten sie vielleicht auch Karola mit sich genommen? War der Bandite völlig zum Verräther an ihm geworden? DaS mußte Brachmann sogleich ergründen. „ES ist gut!' sagte er so ruhig als eS ihm sein wild durch die Adern jagendes Blut erlaubte. „Ich hole mir einen Ueberrock, denn trotz der Julisonne ist eS kühl genug in euren Wäldern. Dann gehe ich in den Garten binab, vielleicht finde ich Angelo dort. Vielleicht fühlte er sich heute besser und sehnte sich nach frischer Luft.' Die Schaffnerin blickte ihrem Gebieter

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Pagina 1 di 8
Data: 07.01.1888
Descrizione fisica: 8
überlassen!' Das war Johannas 'Losungswort, als sie die Leiter in den Wildpark hinabließ und vorsichtig die ersten Sprossen betrat. Auf halbem Wege hielt sie noch einmal inne. Sie nahm die schwere Eisenfeile in die rechte Hand. .Das war doch wenigstens irgend eine Waffe gegen den ersten Anfall der Hunde. „Angelo!' rief sie nun noch einmal in den Park Hinunter. Als wieder keine Antwort erfolgte, setzte sie entschlossen ihren Weg fort. / Die letzten Sprossen der Leiter waren zurückge legt. Johanna's Fuß

berührte den Boden sie er wartete, die Hunde auf sich losstürzen zu sehen. Aber die beiden mächtigen Thiere standen unbe kümmert um sie neben dem im dürren Laube lie genden Angelo und leckten ihm liebkosend das nach aufwärts gekehrte Gesicht. Sie schienen eine un klare Vorstellung von dem traurigen Zustande des Mannes zu haben, der sie seit fünf Jahren allein mit Futter versehen hatte. Und Johanna begriff, daß sie nun nichts mehr von den gefährlichen Thie ren zu fürchten brauchte. Im Gegentheile

, und die beiden Hunde lagen neben ihr und blickten sie mit klugen, auf merksamen Augen an. „O ein Wunder', stam melte er. „Die Hunde haben Sie am Leben ge lassen, Johanna!' Er suchte sich aufzurichten aus seiner liegenden Stellung und es gelang ihm dies auch, indem er sich an den zottigen Pelz der beiden Thiere klam merte, die freudig aufgesprungen waren, sobald sie seine erste Bewegung gesehen hatten. Der kleine Zug bewegte sich gegen das Wald häuschen zu. Vor der Gitterthüre machte Angelo Halt, hier mußte

das Schloß durchfeilt werden. Mit Hilfe der großen, kräftig eingreifenden Feile war das Werk in weniger als einer halben Stunde gethan. Sie betraten den Korridor. Angelo zündete eine Blendlaterne an, die er aus einer Nische holte. Dann schob er den Riegel von Karola's Gefäng niß zurück und rief in den dunklen Raum hinein: „Auf, auf, gute, arme Signora, ich bninge Ihnen die Freiheit, ich bringe Ihnen Ihre liebe Nichte Johanna.' Ein leiser Schrei antwortete diesen Worten. Johanna ihrerseits suchte

sich in das Zimmer zu tasten. — „Tante, meine geliebte Tante, wo bist Du?' stotterte sie, von ihrer Erschütterung halb erstickt. Angelo ließ den Strahl der Blendlaterne auf das Strohlager fallen, vor dem die Blinde mit gefal teten Händen stand. Eng vereint hielten sich die beiden Frauen im nächsten Augenblicke umschlungen. Unter heißen Thränen vernahm Johanna die ganze schmerzens- volle Geschichte der Eingeschlossenen. Angelo ermähnte zum Aufbruch. Er fühlte sich jedoch unfähig, den Weg über die Maner

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Pagina 1 di 4
Data: 04.01.1888
Descrizione fisica: 4
Bursche legte den Finger auf seinen Mund und freundlich grinsend streckte er ihr mit der anderen Hand einen Zettel entgegen. „Von dem kranken Angela!' setzte er hinzu. „Der kranke Angelo schickt mich zu dem schönen Fräulein. Nicht böse sein und sich uicht fürchten vor dem Josef, der Josef hat da6 schöne Fräulein lieb!' — „Kommen Sie sogleich zu mir', las Johanna, „es handelt sich um das Leben der Tante Karola. Ihr treuer Angelo.' Diese Worte gaben dem jungen Mädchen Muth und Selbstbeherrschung

wieder. „Gehen wir!' sagte sie entschlossen zu dem blöden Josef. Angelo saß angekleidet auf einem Stuhle, als Johanna bei ihm eintrat. Er schickte vor allem den blöden Josef, der bei ihm die Nacht hindurch hätte wachen sollen, zu Bette. „Wir haben wenig Zeit zu Erklärungen!' begann Angelo, als er sich mit dem jungen Mädchen allem sah. „Ich will Ihnen nur sagen, warum ich an scheinend zum Verräther an meinem Herrn werde; er wollte mich vergiften; der tote Hund, der da unter meinem Bette liegt, ist der Beweis

Gefahr zu befreien?' „Kommen Sie mit mir, ich will Sie zu ihr führen!' flüsterte Angelo, sich erhebend. Aber kraftlos sank er auf den Stuht zurück. „O Madonna, meine Beine tragen mich nicht', stöhnte er. „Allein können Sie es nicht vollbrin gen und überdies darf und will ich nicht hier zurück bleiben, es wäre meine letzte Stunde, wenn der Ba ron Karola's Flucht entdeckte.' — - „Tante Karola ist also hier, hier im Schlosse?' stieß Johanna begierig hervor. „Rasch, rasch, stützen

Sie sich auf mich, Angelo, führen Sie mich zu meiner einzigen Beschützerin auf Erden.' „Sachte, sachte!' murmelte Angelo. „Die Stütze nehme ich gerne an, aber es braucht noch andere Vorkehrungen. Vor allem müssen wir eine Leiter haben, um die Mauer zu übersteigen, da der Ba ron den Schlüssel zu der Pforte hat. Dann brau chen wir auch eine Feile, wir müssen das Schloß einer Thüre durchfeilen/ „Tante Karola ist gefangen?' fragte Johanna bebend. „Und warum? Warum verbirgt mein Oheim sie den Augen der Menschen

?' „Weil Karola ihn der Ermordung und Berau bung ihres Kousin's Gehwald anklagen würde;' erwiderte Angelo. „Und wissen Sie, wer der Ba ron Gehwald war? Ihr eigener Vater!' „O Herr des Lebens, das ist zu viel!' hauchte das junge Mädchen und klammerte -sich schwindelnd an eine Stuhllehne. „Keine Schwäche jetzt!' ermähnte der Bandite.

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Pagina 2 di 4
Data: 02.01.1888
Descrizione fisica: 4
derselben mit langandauernden Zu rufen begrüßt. Türkei. (Das türkische Kr iegsmini ste- rium) läßt in Albanien und Mazedonien be deutende Heu- und Getreide-Einkäufe machen. Oesterreich. (Radetzky-Den kmal.) Unter dem Präsi dium des Feldmarschalls Erzherzog Albrecht sand vorgestern im Atelier des Professors Zum- vor seinen Augen. War das die Wirkung des Fie bers, oder der Effekt ein-s giftigen Trankes? Das Mißtrauen, welches verbündete Verbrecher stets gegen «inander hegen, ließ Angelo eher an das letztere 1 glauben. Mühsam

schleppte er sich bis zur Thür,. ! und öffnete sie. „Leon' rief er in den Korridor ! hinaus. „Bst, Leon, hieher zu nur!' Ein Pudel kam gleich darauf zu Angelo und I leckte ihm die Hand. i Der ehemalige Bandite schloß die Thüre, kehrte I in sein Bett zurück m-d lockte das Thier auf den Stuhl, der neben ihm stand. , „Armer, treuer Leon!' sagte er liebkosend. „Mir > ist es leid um Dich, aber wissen muß ich, ob der < Baron Verrath gegen mich spinnt. So mußt denn ^ Du daran, armer, treuer Leon

.' ! Mit zitternden Händen umfaßte Angelo den Kopf ^ des Pudels und goß ihm gewaltsam ungefähr den zehnten Theil der Medizin ein. Binnen einer Stunde ? war Angelo völlig überzeugt, daß ihn sein Herr ^ aus dem Leben schaffen wollte, denn der Hund lag ^ steif und tot unter dem Bette. ! Als Brachmann zurückkehrte, um ihm den zweiten ! Löffel der Medizin zu reichen, lag derselbe mit wild verzerrten Zügen da und schlug hcftig, wie im De lirium, um sich. „Zurück, zurück!' schrie er. „Ich will nicht in s die Gondel

. Ich will nicht über das Meer, zurück. 5 Beppo, oder ich zeige Dir. daß meine Fäuste stark s genug sind, Dich zu erwürgen.' „Aber Angelo, ich bin's. Dein Herr, der kommt. Dich zu Pflegen und Dir die Medizin zu reichen', busch zu Wien eine Sitzung des Exekutiv-Komi- tes für die Errichtung des Nadetzky-Denkmals - statt. Es wurde zunächst das fertiggestellte, im Atelier des Professors Zumbufch befindliche Hilfs modell der Neiterstatue des Marschalls Nadetzky in Augenschein genommen. Dasselbe ist in Ein- viertelglöße

, welcher darüber seine Anträge dem künftigen Landtage zu erstatten habe. — sagte Brachmann, an ein Fieberdelirium des Kran ken glaubend. Angelo war jedoch nicht zu besänftigen. Und als sich Bcachmaa dennoch näherte, schlug ihm der Bursche daß Fläschchen aus der Hand, so daß es auf dem Boden in kleine Splitter zerschellte. „Mit dem ist heute nichts mehr anzufangen!' brummte Brachmann. „Die Hälfte meines Opiums ist nutzlos vergeudet. Ich muß bis morgen warten, bis das Fieber vorüber ist!' Und ohne sich mehr

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Pagina 1 di 4
Data: 30.11.1887
Descrizione fisica: 4
zeigen!- brummte der Diener. Zugleich öffnete er eine der vergoldeten Flügel thüren, wttche sich zn beiden Seiten des Korridors befänden. „Oh, herrlich, wunderschön!' machte Angela eine« gierigen Blick in das Innere eines großen Gemaches werfend. ^DaS ist das' Rauchzimmer der Herrschasten!' sagte der Diener. „So — die Adeligen haben also für alle ihr« Verrichtungen besondere Zimmers' fragte Angelo mit einfältiger Miene. .Natürlich,' erwiderte der Diener lächelnd. — „Gleich nebenan hier liegt

, der Speifefaal und dann kommt noch das. Spiehimmer, und< ein Salon für die Damen,' ^Ufld da drüben wohnt vielleicht dex junge Herr Graf?' fragte Angel?, auf die entgegengesetzte Seite des Korridors deutend. „Nein, dort lkegt. die Bibliothek nnd das Ar beitszimmer unseres Herrn, Dort, ist nichts Beson deres zu sehen, nur Bücher und alte Schriften Aber gehen wir jetzt zu Frau Negri. Ich muß dann, gleich hinunter zum Frühstück.' „Ich danke Ihnen sehr für Ihre Gefälligkeit sagte Angelo

. „Nun kann ich doch auch davon er zählen, wie es in den Zimmern des Herrn Grafen aussieht.' Angelo fand bei der Garderobeaufseherin wirk lich das Taschentuch mit den Buchstaben B. L. vor; hatte er es doch selber unter die Wäsche des Gra fen Fontarini geschmuggelt. Frau Franzeska und Angelo aßen Trnthahn und Weißkohl zum Mittagsmahle. Und Abends holte der Bursche eine Flasche Cypernwein zu den Ueberresten des Truthahnes. Die Alte war nicht an.geistige Getränke gewöhnt und Angelo ließ sie. so lange auf seine. Gesundheit

auf dasMohl. seines Herrn und auf ein frMiches Wiedersehen trinken, bis sie schlunmntrunken in ihren.Stuhl zurücksank. Angelo nshm sie in seine Arme und trug sie auf ihr Bett. Er drückte einen Kuß auf ihre Wangen. „Leb' wqhl. Du arme Alte!' murmelte er, wäh rend er seine Heldbörse unter die yissm des Bet tes schoh.. „Wir sehen uns wohl nimmer wieder. Leb'wohl!' IS. Orazia hatte ruhig einige Tage auf Carlo's Zurückkunft gewartet, daun aber fing er an, unge duldig nach dein Bruder zu fragen

für die Zerstreuung und Unterhal tung seine? Zögling? M sorgen. Seine Phantasie derverranyt. erwolktesich.wederdurchGrÜndenochdurch andere Bvrstellungenzerstreüen lassen. Selbst seine Gesundheit fing unter dem schmerze zu leiden an. den der junge, rastlose Geist sich selbst erschuf; mit Schrecken bemerkte Graf Felice, wie die Wangen seines Lieblings bleicher wurden und wie fieberisch seine Augen glänzten. An dem Abend, den Angelo für seine oerbre- Herische Unternehmung festgesetzt hatte, zeigte sich Okazio

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Pagina 1 di 12
Data: 24.12.1887
Descrizione fisica: 12
sich also in diesem Schlosse, der braune, wilde Ge. selle. der ihr einst so großen Schrecken erregt hatte, der aber die 'einzige Person war. von der fie erfah ren konnte, wo fie ihre unvergeßliche Tante Karola suchen sollte! Denn, daß Brachmaun ihr nie Aus kunft darüber geben würde, daS wußte sie aus zahl reichen, fruchtlos unternommenen Versuchen her. Sie wollte also Angelo nach dem Wohnorte ihrer Tante fragen und dann zu ihr entfliehen, aus der Macht ihres OheimS und dessen Gattin, die beide darin wetteiferten

, sie zu mißhandeln. Brachmann trat bei dem schwerkranken Angelo ein. Der Bursche war abgemagert und unnatürlich glänzend blickten seine 'dunkeln Augen auS tiefeingesunkenen, schwärz lich umrandeten Höhlen. Angelo streckte seinem Herrn die fieberheißen Hände entgegen. .Gott sei Dank, daß Sie da sind!' flüsterte er. .Ich kann nicht utt hr aus dem Bette. Und die im Wildparke bekam schon seit zwei Tagen nichts zu essen. Es muß schrecklich fein, so lange zu hungern. Arme« Weib! Nicht wahr, Herr Baron, Sie wnden

,' entschuldigt« sich Angela. „Und da hatte die Alte zu lüften und zu putzen in den lang ge schlossenen Zimmer». Ach. Herr, es ist ein unwirth licher Aufenthalt hier. Acht Monate haben wir Winter — und wenn dann endlich der Sommer kommt, hat die Sonne doch keine Kraft und kein Feuer. O in meinem Italien war eS anders. Könnte ich mein Italien noch einmal sehen und meine altq. Mutter!' .Die Krankheit macht Dich sentimental, Angelo. uud Du weißt, wie widerlich mir daS ist!' versetzte Brachmann geringschätzig

. »Sage dem Doktor, daß er seine Kunst nicht an Dir sparen soll, ich werde ihn gut bezahlen. Du mußt bald wieder gesund werden; denn Du begreifst, daß ich mich nicht lange in diesem verwünschten Schlosse aufhalten kann. Meine Frau schreit heute schon Zeteruud macht mir das Leben zur Hölle!- . - .Und Johauna? ist die Kleine: mit Ihnen? fragte Angelo. .Sie war ein so liebes Kind, es war das erstemal, daß ich mein Heq von Mitleid bewegt fühlte, als fie so bitter um ihre Taute weimel Ich möchte die Kleine

wohl sehen.- .O du glaubst wohl, daß die Jugend nicht heran wächst! Johauna ist heute ei» erwachsenes Mäd chen und e» würde fich schlecht paffen, wen» sie eine» kranken jungen Mann besuchen wollte-, sagte Brachmann ausweichend. „Im llebrigen macht mir das widerspenstige Ding hart zu schaffen. Sie hat Gedanken im Kopfe, die für nnS beide gefährlich sind. Ich wage eS nicht, fie an» den Augen zu lassen. Deßhalb nahm ich sie auch mit hieher. Leb' wohl für jetzt. Angelo, sage der Alten, daß sie Dir gut

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Pagina 3 di 4
Data: 18.05.1865
Descrizione fisica: 4
hat. Nun, Angelo hat sich auf meinen Wunsch einen Abdruck des Schlüssels zu diesem Behälter zu verschaffen gewußt.' „Der Wahnsinnige!' murmelte Jacques Pierre un willkürlich, „der geringste Verdacht, welchen man ge gen ihn hegt, bringt ihm den Tod.' ..Was kümmert das uns', sagte achselzuckend die Griechin. „Spielen wir nicht ein ebenso gefährliches Spiel? Fürchtest du für den Kopf eines venetiani- schen Nobile, während de» deinige stündlich in Gefahr schwebt.?' „Du hast Recht. Was ist am Ende an einem wahn

man sich eine Gunst.' „Und wie lange, wenn ich fragen darf, wird es der Signora noch gefallen, mich in diesen Eigenschaften zu prüfen?' fragte Angelo mit einem leichte» Stirn runzeln. „Geht uud seid kein Thor!' rief nun ihrerfeits die Griechin, indem sie dem jungen Patrizier einen ihrer verführerischen Blicke znw-rf, während ihre frische», feingeschnittenen Lippe» sich z» einein zauberischen Lächeln öffnete», und zwei Reihen der schönsten Zähne dieses Lächeln unterstützten. „Nein, Constantia', rief Angelo

, wo die Natur überall in ihrer Uep pigkeit sich entfaltet, wo selbst die meuschliche Stimme sanfter und schmeichelnder klingt als anderwärts, ver langt man ein sich ohne jeden Rückhalt hingebendes Herz.' Während Angelo in tiefer Aufregung, mit leiden schaftlicher Stimme diese Worte anssprach, hatte Con stantia ihr schönes Gesicht in beide.^ände verborgen, uiid schmerzliche, gepreßte Senfzer drangen z» dem Ohr ihres Anbeters. „Um Gott, was ist Euch, Signora?' fragte der junge Patrizier, von Rührnng und Rene

ergriffen, als er die Dame, welche ihn mit nnwiderstehlichen Banden an sich gefesselt hatte, so leiden sah. Dem Armen ging es hierbei, wie es vor und nach ihm schon tausend andere» Männern, koketten und hin terlistigen Frauen gegenüber gegangen ist; er ließ sich durch das gewöhnlichste aller Kunststücke täuschen und empfand Reue, weil er an diese erkünstelten Seufzer glaubte, und weil er darin einen Triumph für sich zu erblicke» vermeinte, der seiner Eitelkeit schmeichelte. „Nun', fuhr Angelo fort

, indem er sanft die Hand der Griechin entfernte, „sprecht Euch aus, Constantia, und wen» Ihr mir die Ueberzeugung verschafft, daß meine Vorwürfe ungerecht waren . . „O, mein Freund', eutgegnere diese, indem sie halb bittend, ihre jetzt in den matten Glanz der Schwer- muth gehüllten Aiigen zn dem Nobile erhob — „o, mein geliebter Freund, habt Mitleid und verfahrt in Zukunft nicht so grausam mit mir.' — „Aber ich bitte Euch, Signora, erklärt Euch deut licher', sprach Angelo, weicher und nachgebender wie bisher

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Pagina 2 di 4
Data: 21.11.1867
Descrizione fisica: 4
diesem Hasse, der aus der oben er wähnten Drohung hervorleuchtet, sprechen aber auch noch folgende Jnzichten gegen Soffia als Mörder jenes Unglücklichen Giuseppe De Odoricco, dem, ob wohl fürchterlich am Kopse verletzt, daS Bewußtsein, wenn auch nicht die Sprache etliche Stunden vor dem Tode zurückgekehrt war, denn er hat räch der bestä» tigenden Aussage mehrerer Zeugen auf die wiederholt an ihn gerichtete Frage der Brigitta Oß, ob Angelo (Soffia) der Thäter sei, deutlich bejahend mit dem Kopfe genickt

worden sei. Angelo Soffia wurde ferner, wie bereits früher er wähnt worden, gegen 10 Uhr im Waldsacker Wirths- Hanse, dann von dem beeideten Zeugen Jakob Ober- steiner zwischen 11 und 12 Uhr Nachts und später noch um 1 Uhr im Vahrner Bräuhause, welches nicht weit von der Mordstelle liegt, lauernd unter sehr ver dächtigen Umständen gesehen, wodurch insbesondere die Verantwortung desselben, daß er schon um 9 Uhr Abends den Rückweg nach Sterzing angetreten habe» als falsch erwiesen

lassen, die im Wächterhause Nr. 140 ihr Lager aufgeschlagen hatte und deren gefährlichstes Subjekt Angelo Soffia war. 1. Im März oder April d. I. wurden der Elisa beth Goller, Wäscherin in Bahrn, 11 zum Trocknen aufgehängte Militärhemden und 2 Paar Gattieu ent wendet. Wie Anna Amplatz und Lorenzo Randazzo bestätigten , hat sich Angelo Soffia dieses DiebstahleS gleich nach dessen Verübnng gerühmt und etwas von dieser Wäsche dem Randazzo und dem Sozzo abgetreten. 2. I» der Nacht vom 23. zum 24. Mai

d. I. wurden von dem unweit deS Kreuzwirthshauses m Brixeu stehenden Fuhrwagen des Anton Kranawiti.r 4 Laib Schweizerkäse im Gewichte von 160 Pfund und im Werthe von 40 fl. gestohlen. Nach der Aussage der Amplatz und des Randazzo brachten Angelo

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Pagina 3 di 4
Data: 06.06.1865
Descrizione fisica: 4
»nd a» dem leisen Beben, welches seinen Körper durchzuckte, erkannte man, daß er sich der großen Gefahr, .» der er sich befand, bewußt war. „Angelo Moucenigo', sagte einer der Berlarvlen, nachdem während einer Minute das Schweigen des Todes geherrscht hatte, „du bist der Gerechtigkeit Ve nedigs versallen.' Ein leiser, aber schwerer Seufzer drang unter der Maske desjenigen hervor, der am Tische Platz genom men und unstreitig das Amt eines Sekretärs dieses blutigen, mit unsichtbaren Händen strafenden Tribunals

versah. Als der jnnge Mann zerknirscht schwieg, snhr der Verlarvte weiter fort: „Du hast dich in den Netzen eines Weibes fangen lassen »nd an dasselbe das ver rathen, was deine Augen nie hätten sehen und deine Ohren nie hätten hören sollen.' „Gnade!' preßte der Angeklagte n>it halberstickter Stimme hervor. Ein zweiter Seuszer ließ sich vom Tisch aus höre». „Du bist noch sehr jung, Angelo Moncenigo', snhr der Richter weiter fort, „und dein Vater ist ei» Mann von großen Verdiensten. Sprich, bekennst

sagte: „Geh' und thu', was dir geheißen.' Wieder öffilete sich die nach dem Canal hinansfüh- rende Thüre und abermals lag eiue Gondel bereit, den jungen Mann aufzunehmen. Angelo warf einen scheuen Blick in das Papier, welches er »och immer in der Hand hielt, wurde bleich wie der Tod und sagte dann mit dumpfer Stimme, indem er in das Fahrzeug stieg, z» dem ihm »»bekannten Barcarole gewendet: „Ihr wißt, wohin Ihr mich sichren sollt; stoßt ab und thut wie Euch geboten worden ist.' Die Ruder lancht

> n geräujchlos ins Wasser und die Barke schoß zwischen den dunklen Pfeilern der berüch tigten Seufzerbrücke, welche den Dogenpalast mit den Gefängnissen verbindet, hindurch. Angelo hatte sich auf eine Bank geworfen und sei» Gesicht mit beiden Händen bedeckt. „O, Venedig! o, Venedig!' senfzte er, „deine Ge setze sind blutig und grausam, wie diedesDraco, und selbst da, wo du begnadigst, wäre es oft eine weil größere Wohlthat, von deiner Hand den Tod, wie daS verwirkte Leben zn empfangen! . . Ich bin ein Elen

der' , fuhr er weiter fort, „ich habe eine niedrige, meines Namens unwürdige Rolle gespielt, aber ich will dieses erbärmliche Leben, welches mir von nun an eine unerträgliche Last ist, nicht mit einer neuen Schandthat erkaufen, ich will nicht der Henker jener Frau werden, zu deren Füßen ich gekniet habe, die ich anbetete und welche ich, obgleich sie mich in der un würdigsten Weise verrathen hat, selbst in diesem Augen blick noch liebe.' Ein leiser Stoß, welchen Angelo empfand, deutete an, daß das Fahrzeug

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Pagina 3 di 20
Data: 10.06.1911
Descrizione fisica: 20
.' Die Carabiuieri erhoben, daß der Verausgaber des Falsifikates seit einigen Tagen bei der Fa milie Di Gioseffo gewohnt hatte, am Tage nach dem Einkaufe der Schleier aber gegen Pontebba abgereist fei. Dieser Mann war nach den Erheb ungen, der in Leifers bei seinem Vater wohnhafte Angelo Nizzoli, ein Bruder des Romano, somit ein Schwager der Fabia. Als Angela Rizzoli nach er- felgter Wohnungsdurchsuchung am 28. November in Leifers verhastet wurde, ' gab er zu, in der Zeit vom 23. bis 28. August

habe. Er sei, sc erzählt Angelo Rizzoli über, de» Grund seiner Reise mach Italien, da. er sich nicht wohl fühlte, am 33. August ohne vorhe rige Verständigung seiner Angehörigen in Leiser» nach Artegna gefahren, teils um auszuruhen und eine Kur im Bade Adnens zu unternehmen, teils nm feinen Bruder Romano, der eine Einberufung zur Waffenübung in Oesterreich erhalten hatte, zur Befreiung von dieser behiWch zu sein:. Er habe einen, aus Viehverkäufen stammenden Betrag von 1829 noch Italien mitgenommen, hievon

würde, zu bestätigen, Saß er am 29. Au gust 1919. bereits in Villach war. Angelo Nizzoli war aber schon am 18. August 1919, dem Tage der Einwechslung der 819 X, in Italien. Er gab an diesem Tage auf dem Postamte in Turcento 85V Lire mittels Postanweisung an die Adresse eines gewissen Rudolf Dibenedetko in Niest in Sicilien auf, und zwar — wie er behauptet — teils zur Bejah lim a einer alten Schuld ds Jdl Di Gioseffo. teils zur Bestellung von Oelmustern, Essenzen u. dgl.; dann fuhr er mit den Schwie gereltern

festgestellt werden noch über haupt, daß ein Packet Nr. 2295 bei den Postäm tern in Catania aufgegeben wurde. Aber auch auf den Postämtern in Niesi ließ sich nichts erhe ben. daß Ende August oder später an Rizzoli ein Paket sei es nach Tarento oder »nach Andrinc, ge schickt wurde. Der Kanfmaim Dibenedetto in Rie. si gab an, daß Angelo Rizzoli brieflich bei ihm Mandeln, Oel u. dgl. aujf feine Rechnung bestellt habe; am 2V. August habe er die Postanweisung auf 859 Lire, aber ohne nähere Angabe der Ware

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Pagina 3 di 4
Data: 08.06.1865
Descrizione fisica: 4
, „weder Scherz noch Verstellung nnd jetzt hier an ihrer Stelle. Wen det Eure Blicke zu Gott und bittet ihn Eurer Sün den wegen um Verzeihung.' „Ich habe es gethan', entgegnete mit fester Stimme die Griechin, „und ich hoffe, seine nnerschöpsliche Gnade wird mein Flehen erhört haben.' „Wie, so wäre Euch bereits bekannt, welcher furcht bare Auftrag mich hierher führt?' fragte mit düstrer Stimme der junge Nobile. „Ich weiß es. Ihr seid abgeschickt um mich zn tödten, Angelo Moncenigo. Oder glaubt Ihr etwa

die Griechin. „Versucht noch jetzt, ob es nicht möglich ist. Euch zu retten', rief Angelo, bei dem eine schwache- Hoff nung, austauchte; „gebietet über meinen Arm und über mein Schwert.' „Es wäre vergebens', entgegnete Constantia, an's Fenster tretend. „Seht, bereits ist mein Haus mit Häschern umgeben, — vollführt den Euch gewordenen Befehl, Signor, und stoßt mir den Dolch in's Herz.' „Ich hin kein Bandit', rief der Nobile mit einer Geberde, des Abscheues und der Entrüstung. „So entfernt Euch und überlaßt

. „Lebe wohl, Constantia', sagte Angelo, seinen Becher an die Lippen setzend. „Lebe wohl, Angelo', entgegnete die Griechin, sei nem Beispiel folgend. „Gott sei unsere» Seelen gnädig', flüsterte der junge Nobile, indem er das leere Gesäßj, ohne zu zittern, auf den Tifch setzte. „Der Herr vergebe uns , was wir gethan', setzte Constantia hinzu, indem anch sie den Becher bis zur Neige leerte. So saßen sie eine Zeit lang nebeneinander, die Hände verschlungen, das Gesicht lächelnd sich zugekehrt

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Pagina 2 di 4
Data: 28.12.1887
Descrizione fisica: 4
, hat das derzeitige Erfordere niß für die Durchführung der gefaßten Beschlüsse auf rund 15 Millionen Gulden beziffert. Hievon entfallen auf Oesterreich 10.3 Millionen, au Ungarn 4.7 Millionen Gulden. „Und waium?' fragte das junge Mädchen, un willkürlich zusammenschaudernd. „Was für Ge heimnisse hat mein Oheim zu verbergen?' „O nichts, gar nichts I' lachte Angelo gezwungen. „Der Herr Baron wird die Speisen den Jagdhun den gebracht haben, die im Wildparke eingesperrt sind. Ich sagte ihm, daß die armen Thiere schon

seit zwei Tagen keine Nahrung haben, weil Josef sich nicht zu ihnen traut, um sie zu füttern. Ja, es sind gar wilde Bestien, Fräulein Johanna! Gehen Sie nie mehr in jene Gegend deS ParkeS, die Hunde springen oft selbst über die Mauer, da drü ben viel dürres Laub aufgehäuft liegt. Nicht war, Sie versprechen mir, daß Sie nicht mehr dorthin gehen?' Ihr Leben steht auf dem Spiele. Hören Sie. Ihr Leben!' „Angelo, Sie sprechen nicht die Wahrheit!' sagte Johanna mit einem durchdringenden Blicke. „Hunde

füttert man nicht mit Wachteln und Eierkuchen Auch hätte mein Oheim keinen Grund, mich zu erwürgen, wenn ich ihm auf dem Wege zu seinen Jagdhunden nachschliche. Hinter jener Pforte ver birgt sich ein Geheimniß. Und ich werde dieses Geheimniß ergründen, auch wenn Sie mir nicht dazu helfen wollen.' Langsam verließ daS Mäd chen das Zimmer. Angelo sank auf seine Kissen zurück. „Er wird sie auf seinem Wege finden und zer treten wie er alle Hindernisse zu vernichten pflegt!' stöhnte er. „Armes, junges

Opferlamm. Aber der Ba:on hat recht, die Krankheit macht mich sentimen tal. Bah, sei stark, Angelo, für dich gibt es ja doch keine Rückkehr «ehr. Du bist zu tief verstrickt io Schuld und Sünde. Hu, wie kalt es hier ist, mitten im Sommer. Italien, mein schönes Italien, warum habe ich dich verlassen?' Äv. Brachmann hatte inzwischen seinen Weg fortge setzt, ohne zu ahnen, daß seine Schritte von frem den Augen beobachtet worden waren. Unweit der Mauerpforte, durch die er den Wildpark betreten hatte, erhob

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Pagina 2 di 10
Data: 12.11.1887
Descrizione fisica: 10
nicht nur anarchistischer Umtriebe sich schuldig gemacht hat, sondern auch des beabsichtigten Landesver- raths gegenüber Deutschlands. Me man versi chert, hat sich gelegentlich der bei ihm angestellten Haussuchung ein sehr gut ausgearbeiteter Plan der Festung Wesel mit genauer Bezeichnung der geeignetsten Angriffspunkte vorgefunden, von dem nächtlichen Wasserfahrt. Draußen auf der großen Lagune aber tonnte Angelo kräftiger ausholen mit dem Rnder und hurüg flog das schwane, leichte Schiffchen dahin. Auf halbem Wege

— und dann blieb wieder alles still. .Ho, ho, was ist geschehen?' schrie er mit dem Rudern inne haltend. „Nichts, Du einfältiger Hasel' brummte Brach mann, der schon wieder unter dem Dache der Gon- dö saß. „Ein Fisch wird aufgeschlagen haben ans dem Wasser, nichts weiter!- Angelo mußte sich für den Augenblick zufrieden geben mit dieser Antwort. Als aber die Gondel auf dem Lido hielt, beeilte er sich die GepäckLstücke zu zählen, die er aufgeladen hatte. Einer der Koffer, der allergröste, fehlte. Er erwähnte

mit dem Landesvertheidigungsminister, der die ihm gestellten Präpositionen sehr günstig aufgenommen hat. Auch andere Mitglieder der Regierung haben sich über den Lorschlag in gleichem Sinne aus- .Warum wollen Sie denn VersteckenS mit mir spielen, warum halten Sie. mich denn für so dnmm uud einfältig?' fragte Angelo und legte seine Hand vertraulich auf Brachmann's Schulter. ,3u jenem Soffer befanden sich weder Steine noch Bü cher, sondern der kranke Herr steckte darinnen, dv» Sie todt gemacht haben. Seien Sie ruhig, ich ver rathe

Sie nicht, ich bin der Ihrige mit Leib und Seele. Ich weiß, Sie werden leben und auch mich leben lassen. Wa» gedenken Sie jetzt zn thun, was Haben Sie mir zn befehlen?' „Gehe in den besten Gasthof de» Dv findest, nnd miethe mehrere Zimmer — »vd dann hole mich von hier ab. Bringe auch den Hausknecht mit um die Koffer fortzuschaffen,' erwiderte Brachmann mit gesenkten Blicken. Er wnßte eS nun, daß Angelo ihn dennoch durch schaut hatte, trotz aller Borficht und List. — Am Ende war eS vielleicht besser

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Pagina 1 di 4
Data: 14.11.1887
Descrizione fisica: 4
er vor einer der Thüren einen jungen Menschen stehen, dessen Anblick ihm Zweifel und Betroffenheit zugleich er regte. Er kannte diese schlaue Physiognomie, diese stechenden Falkenaugen — ja, das war Angelo, genannt „der Hirsche', eine der berüchtigsten Gau nergestalten Venedig's, dessen letzter Berurtheilung zu einjährigem Kerker er selber beigewohnt hatte. Wie kam nun Angelo hierher in anständigen Klei dern, mit einem durch das gänzliche Verschwinden seines struppigen Bartes fast zur Unkenntlichkeit ver wandelten

Aussehen? Es war nicht Neugler, was Foutariui den Ent schluß fassen ließ, dieses Räthsel zu läsen, sondern der menschenfreundliche Wunsch, ein etwaiges Un heil zu verhüten: denn, wo Angelo erschien, dort durfte man nur Unglück und Gaunerstreiche er warten. Carlo Fontarini verfügte sich deßhalb, statt in fein Zimmer in die Gaststube und ließ sich dort den Kaffee servieren. „Wie ist der junge Mann, der vor der Thüre Nro. 11 soeben seine Kleider bürstet in dieses Haus gekommen?' fragte

zu sein.' „Kennen Sie den jungen Mann, den Diener meine ich —' unterbrach er Fontarini den Rede strom des Kellners. „Nein — ich bin erst seit wenigen Monaten hier im Venezianischen, ich kam von Brescia her über, wo —' „Gut. gut!' sagte Foutariui. „Bringen Sie mir etwas Kognak zu dem Kaffee und auch die Abendblätter.' In seinen Gedanken aber fügte er beunruhigt hinzu: „Dieser Gauner Angelo hat sich an eine» reichen Auslander gemacht, der nicht ahnt, welche Schlange er an seinen Busen nahm. Der Fremde »uß gewarnt

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Pagina 2 di 12
Data: 24.12.1887
Descrizione fisica: 12
hatte und überließ sich seinen aufgeregten, mißmuthigen Gedanken. AngeloS Krankheit war eine schwere Beunruhigung für ihn. Würde er nicht in seinen letzte» Stunden sein Gewissen durch das Bekenntniß von Sünden zu erleichtern suchen, für die ihn keine irdische Strafe mehr treffen könnte? Und wenn es so weit kam, dann wußte sich Brachmann verloren. Wie aber dem drohenden Unheil vorbeugen oder ausweichen? Und selbst, wenn Angelo nicht plauderte, wenn seine Geheimnisse mit ihm begraben wurden — wer

. Wenn Du aber fortfährst unleidlich zu sein, so werden wir. Dir zum Trotze, den ganzen Sommer hier verleben.' Diese Drohung wirkte. Aurelie verstummte und setzte sich mit freundlicherem Gesichte zu Tische. Die Speisen waren einfach, aber gut bereitet, selbst der verwöhnte Gaumen BrachmannS fand nichts an dem gerühmten „Ragout' und an den „Eierkuchen' der Schaffnerin auszusetzen. Nach beendigtem Diner packte er die Ueberreste der Speisen in eine Serviette. '„Für Angelo!' erklärte er seiner Gattin. „Der Bursche braucht

stärkende Kost, nichts weiter.' Er erhob sich und verließ das Zimmer. Johanna hörte die Worte ihres OheimS und ent schloß sich, ihm heimlich zu folgen. Sie wollte wisse», in welchem Zimmer Angelo wohnte, von dem sie sich Auskunft über Tante Karolä zu erbitten gedachte. Sie nahm unter dem Vorwand großer Müoigkeit Abschied von Aurelie und trat kaum eine Minute nach dem Oheim auf den Korridor hinaus. Brachmann eilte eben über die Treppe hinab, behende und mit leisen Tritten war Johanna hinter ihm drei

nicht den geringsten Glauben. Johanna bemerkte zu ihrem Erstaunen, , daß Brach mann das Haus verließ. Er überschritt den Hof und trat in den Gemüsegarten. Von dort aus führte ein hölzernes Gitterthor in einen vernach lässigten englischen Park. Johanna mußte die höchste Vorsicht gebrauche», da der knisternde Sand der Gartenwege sie zu verrathen drohte. Aber die Neu gierde trieb sie vorwärts, sie konnte nicht begreife», warum der todtkranke Angelo nicht im Schlosse wohnte, sondern sich in den entlegensten Theil

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