Seite 2 „Bozner Nachrichten', den 15. November 1922 Nr. 260 ' gen von Mussolini überbrachte, welche die Ver sicherung enthielten, es sei 'der feste Wille des Kiiweuen italienischen Ministerpräsidenten, die Un- .-abhängigkeit Oesterreichs zu respektieren und Z^hafür zu sorgen, daß sie auch von anderen Mäch ten respektiert werde. Mussolini spricht die Hoff nung aus, daß die guten Beziehungen zwischen ^Italien und Oesterreich ausrecht bleiben, er stütze diese Hoffnung auf das Ergebnis
der Be ratungen in Verona, die zwischen Schanzer und ^ Seipel stattgefunden haben. Diese Zusammen kunft, so versichert der italienische Ministerprä- Pdent, habe gute und befriedigende Aufklärun- ^ Hen geboten. Was waren diese Ergebnisse? Das O damalige Communique enthielt den Satz: Mini- ^ster Schanzer erklärte in formeller Weise, daß ^'Italien sich jeder Aenderung des Status quo in Oesterreich widersetzen werde. Aber auch deswegen müßte die Verteilung als Wahnsinn bezeichnet werden, weil ja, rein sachlich
gesprochen, die Zerreißung Oesterreichs undenkbar wäre. Wie sollte Wien überhaupt noch existieren, wenn seine Industrie nicht ein mal mehr in die Alpenländer Zutritt hätte und -wenn etwa schon am Semmering die Zollgrenze Hsginnen würde, die Niederösterreich von Steier mark scheidet? Hat Italien wirklich Sehnsucht mach drei Millionen neuen Deutschen und ist die Äschecho-Slowakei überhaupt in der Lage, Wien, Nieder- und Oberösterreich in nächste Verbin dung zu bringen mit den Deutschen in Böhmen
, welche das italienische Dementi nicht gelten lassen wol len, die aber doch bezüglich der Notwendigkeit, das Genfer Abkommen und die Sanierung durchzuführen, die gleiche Anschauung vertreten. 'Die „Innsbr. Nachr.' betonen, daß Italien auch «us strategischen Gründen einen neutralen Ost alpenstaat zu brauchen glaubt. Das gehe aus ei gnem in der italienischen „Militär-Revue' er schienenen Aufsatz des Souschefs des italieni schen Generalstabes hervor, in dem ausgeführt wird, daß sich Italien der Aufmarschräume
im Ä i l lach e r-Klagenfurter Becken und Leib- nitze-r Felde versichern müsse, um den jugosla wischen Aufmarsch im Laib acher Becken durch Umkreisung von vorneherein unmöglich ZU machen. Italien,,so heißt es dann weiter, .müsse trachten, in den Ostalpen festen Fuß zu fassen, schon deshalb, um mit Ungarn direkte Berührung zu haben. Die „I. Nachr.' wollen nicht den Teusel an die Wand malen, es hrauche aber nicht erst der Aufzählung bedeutsamer Zusammenhänge, um den Zustand darzutun» der Oesterreich befallen