Nr T8Ä „K V x « - r Uach richte«^ 5 Urgroßumtters Zaubertrank. Be'arbeitet von Luise Koch. ^ (Nachdruck verboten.) In dem traulichen Schulzimmer eines herrlich gelegenen al ten 'Schlosses saß Helene, ein junges Mädchen von ungefähr drei-» undzwanzig Jahren. Die ihr zur Erziehung anvertrauten Kinder waren zu Bett gegangen; sie selbst ruhte, die einen Brief um schließenden Hände im Schoße, in Gedanken versunken von des Tages Mühe und Arbeit aus. Dabei streifte ihr Blick das Bild über dem Kamin
, welches eine alte Dame darstellte, deren gelbes runzliges Gesicht mit einem Paar stechender Augen von einer so genannten „Sturmhaube' (einem hohen Aufbau von fein ge falteten Spitzen,) umrahmt war. Es war das Bild der Großmutter desjenigen Schloßherrn, im neunundneunzigsten Lebensjahre der Dame gemalt. Fama er zählte, daß sie früher in den langen Korridoren zu nachtschlafen der Zeit als Geist erschienen sei, haß sie mit der schwarzen Kunst aus sehr vertrauten Fuße gestanden, mit deren Hilfe sie ein Lebenselixir
gebraut habe, und daß man stets von ihr geglaubt hatte, sie könne niemals sterben, bis sie doch eines Morgens — hundert und so und so viele Jahre alt — in ihrem Bette todt gesunden worden sei. Auch wurde behauptet, daß, wenn man im Halbdunkel lange auf das Bild sähe, seine Augen in Bewegung gerieten. Helene hatte es sich selbstverständlich angele gen sein lassen, diese Mär aus den allzu phantastischen Köpfchen ihrer kleinen Zöglinge zu vertreiben, niemals aber gewagt, im Dämmerlicht
dünkte Schönheit das einzige Mittel, Bewunder» uug und Glück zu erreichen.. Der Spiegel zeigte ihr ihr eigenes Bild, das nichts Vortheilhaftes auszuweisen hatte, als viel leicht die großen träumerischen, grauen Augen — und dennoch hatte Gerhard sie immer schön gesunden. Jetzt hat er sie vor die Entscheidung gestellt; sie soll ihm antworten — in wenigen Tagen — ob sie ihm fürs Leben an gehören will oder nicht. Nervös und mechanisch spielt sie mit einem kleinen Knopfe, der irgendwo nntei einer Leiste