Aus dem Leben des königlich bayerischen Obersten Karl Freiherrn von Ditfurth : Beitrag zur Geschichte der Kriege von 1792 bis 1809
drangen zu dem Obersten durch, suchten ihn zu friedlichem Nach geben zu bestimmen und Heilten ihm schließlich mit, daß General von Kinkel bereits gefangen genommen sei. — „So?' erwiderte Oberst von Ditsurth, „ist er gefangen? Nun, dann commandire ..ich setzt hier! Augenblicklich fort von hier!' Mit diesen Worten sprengte er durch die Menge und befahl dem Osficier der Hauptwache, sofort auf die Zusammenrottung Feuer zu geben. Aber in einem Augenblick war Alles auseinandergestäubt und der Platz
geleert. Als nun Oberst von Ditsurth erfuhr, in welcher Weise die zurückgelassenen Compagnien mittlerweile verwendet worden waren, sandte er Dragoner-Ordonnanzen nach allen Seiten aus, um die zersplitterten Nbtheilungen aufzusuchen und zurückzuführen. Da Doch einzelne Schwärme der über die Jnnbrücke vorgedrungenen Insurgenten in die Stadt gezogen waren, hatten sich bereits an mehreren Punkten partielle Gefechte zwischen ihnen und den Truppen entsponnen, so daß es schwer fiel, letztere zu sammeln
. Ungeduldig über diese Säumniß ritt Oberst von Ditsurth, der hie und da auf ihn abgefeuerten Schüsse nicht achtend, in den .nächsten Straßen um her, die herankommenden Truppen-Abtheilungen zur größten Eile anspornend. So war er auch vor dem Gasthause des Wrthes Niederkircher angelangt und begehrte dort, erschöpft vom Blutver lust , einen Labetrunk. Niederkircher — obgleich eifriger tyroler Patriot — wurde von der Erscheinung des Obersten derartig er griffen, daß er selbst erschien und ihm ein Glas Wein
auf das Pferd hinaufreichte, obgleich dies der umherpfeifenden Kugeln wegen nicht ohne Gefahr geschehen konnte. ..Nie könne er' — erzählte später Niederkircher — „so lange ..er lebe, des Anblicks vergessen, als der Oberst auf seinem großen „Braunen langsam auf sein Haus Zugeritten gekommen fei, Bein kleid und Schabrake mit Blut bedeckt, todtenblaß das edle Antlitz; „aber die hellen blauen Angm blitzend von Kühnheit und stolzer „Todesverachtung habe er ein so grauenhaft schönes Ansehen gehabt, „wie Worte
es nimmer schildern konnten.' „Als der Oberst ihm freundlich dankend das Glas Zurückge- geben, habe er (Niederkircher) au der nächsten Straßenecke einen „Trupp tyroler Schützen wahrgenommen und dies dem Obersten „warnend mitgctheilt. Darauf habe derselbe sein Pferd rasch ge- wendet, mit der rechten Hand eine Pistole aus der Holster gezogen ..und sei mit dem Ausruf- Wollt Ihr auseinander, Ihr Kanaillen!