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Alpenländer-Bote
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Pagina 4 di 16
Data: 04.05.1924
Descrizione fisica: 16
Seile 4. Nr. 18. Ein jäher Schreck fuhr durch ihren Körper, ihre Lippen zuckten, und plötzlich sing sie an, herzbre chend zu weinen. Es war das erstemal, daß er sie weinen sah. Nasch trat er hin zu ihr, faßte sie bei der Hand und fragte zärtlich: „Was hast du denn, Judith? Wo feylt's denn?. Warum weinst du?" „MaxMaxMax," schluchzte sie; „mein Gott, ich Hab dich gar nicht erkannt." „Deswegen mußt du nicht weinen. Sei still. Schau, ich bin's ja." „Du — du — Max — du bist wohl recht zornig

soll... Es wird doch nicht alles erlogen sein." Sie begann abermals zu weinen. „O der Spitzbub!,, rief Max; „schau, das hält ich dem Elefant gar nicht zugetraut, daß er ein solcher Fintenmacher wär. Aber jetzt wein nicht mehr, Ju dith. Es ist alles recht, ich bin herzensfroh, daß ich einmal mit dir reden kann. Wenn ein Engel vom Himmel zur Türe hereingekommen wär, hätt ich keine größere Freude gehabt, als wie ich dich ge sehen Hab. Auf der ganzen Welt sieh ich keinen Menschen lieber als dich — und heut müssen wir eins

werden miteinander." Sie wischte mit einem weißen Tüchlein die Trä nen aus dem Gesicht, ihre Augen strahlten ihn an, und sie sagte mit einem halb wehmütigen, halb glücklichen Lächeln: „Max, jetzt bist du wieder gut und lieb, ganz so wie früher, wie ... vor dem großen Unglück; aber äußerlich bist du anders." „So? So? Das macht wohl der Bart. Wenn du es haben willst, tu ich ihn heute noch weg." „Nein, nein, um Gotteswillen nicht," wehrte sie; „er steht dir prächtig. Besser wie heute hast du mir nie gefallen

und auch, daß er dir den Pacht antragen will. Nimm's, nimm's — ich hilf dir, es macht mir eine Riesenfreud." „Ohne d i ch hätt ich den Pacht nie genommen, aber jetzt bin ich ungeheuer froh darum Leider kann ich dir keinen Reichtum bieten; doch etwas versprech ich dir. Ich will arbeiten und mich abrak- kern Tag und Nacht, um dir das Leben schön zu machen. — Du sollst dich nicht plagen müssen, du sollst's schön haben und bequem." „Nein, Max, so geht der Handel nicht. Arbeiten tun wir mitsamnren. Ich weiß mir kein schöneres

Leben, als wenn ich für dich arbeiten kann." „Das wird man alles sehen... Aber jetzt fehlt etwas. Wir können doch nicht ins leere Nest hei raten — und mein ganzer Reichtum langt kaum zur ärmlichsten Einrichtung." „Max, da weiß ich einen Rat. Ich Hab von: Vater sechshundert Gulden geerbt, mit denen wir uns prächtig einrichten können. Du rnußt mir die Freud lassen, ich richt alles ein — Weiberleut verstehen das besser als Mannsleut — in vier, fünf Wochen ist alles in Ordnung." „Aber Judith, dein Geld

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Pagina 3 di 12
Data: 02.03.1924
Descrizione fisica: 12
4 ©er Geizkragen. (Eine Erzählung von Reim mich!.) III. Beim alten Gerold nahmen die Herzbeschwerden Zu. Einmal hatte er sogar einen Erstickungsanfall m der Nacht. Trotzdem Konnte ihn Max. der Sohn, nicht bewegen, einen Doktor in der Stadt aufzu suchen oder einen solchen hereinkommen zu lassen. Max war einmal bei einem Stadtdoktor gewesen, der ihm wohl einige Medizinen gab. aber auch er klärte. er müsse den Kranken unbedingt sehen. Auf das Drängen des Sohnes, daß er den Doktor brin gen dürfe

, sagte der Alte immer: „Nein, nein! — Es nützt nichts... es nützt doch nichts; ich weiß schon, was mir fehlt." Eines Slbends bat er: „Max, sei so gut. schlaf bei mir in der Kammer. Es wird mir oft furchtbar angst, wenn ich allein bin." „Ja. ja, Vater, gern — ich zieh ganz zu dir her unter," erbot sich der Sohn. Er schaffte sein Bett in des Vaters Kammer und schlief nun immer dort. Da konnte er oft des Nachts, wenn er aufwachte, hören, wie der Greis leise betete und dann wieder halblaut seufzte

und stöhnte. An fangs erschrak er jedesmal und fragte: „Vater, um Gotteswillen, was ist denn? Kann ich dir helfen?" Daraus erwiderte der Greis nur: „Es ist nichts — schwere Gedanken — Träume. Max, schlaf! Du mußt gesund bleiben und kräftig." — Nach uird nach gewöhnte sich Max an das jammervolle Beten u. Aechzen. doch beunruhigend, erschütternd wirkte es immer auf ihn. Einmal war der Vater besonders unruhig gewesen in der Nacht. Als er am Morgen mit dem Sohn allein frühstückte, sagte er plötzlich: „Max

am nächsten noch an den folgenden Tagen auf die Sache zurück. Doch wuchs zusehends seine Aufregung; Tag und Nacht hatte er keine Ruhe mehr. Etliche Male erschien, vom Max gerufen, der Kooperator im Geroldhofe. Mt diesem sprach der alte Mann heiter; nie sagte er, daß ihn etwas drückte. Und eines Abends, kaum als er zu Bette gegan gen war, hatte er einen neuen furchtbaren Erstik- kungsanfall. Max wollte gleich einen Knecht ins Dorf schicken, den Pfarrer zu holen. Da ließ der Anfall plötzlich nach; die ganze

Nacht hindurch aber betete und jammerte der Alte zunl Erbarmen. Am folgenden Tag ging er ruhelos herum, von einer Kammer in die andere, vom Haus in die Scheune und von der Scheune wiederum ins Haus. Wenn er ab und zu rastete, versank er in ein tiefes Grü beln. Er blieb auch am Abend länger auf als sonst. Da sagte er zum Sohne: „Max, morgen gehen wir zum Doktor in die Stadt, daß er eine gründliche Kur vornimmt. Du begleitest mich wohl, gelt?" „Natürlich, natürlich," rief der Sohn beinahe freudig

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Pagina 3 di 14
Data: 10.02.1924
Descrizione fisica: 14
Lias, der jüngere Haussohn, der mit seinem Bruder auch bei den Schützen gewesen war. „der Hauptmann hat eine Stimm wie eine Glocke, bis ins letzte Glied hört man ihn." „Und ein Aug hat er auch, ein Aug!" bekräf tigte David der ältere Sohn. „Wenn er komman diert, meint jeder, er schaut bloß ihn an; aber alle schaut er an, und jeden schaut er durch und durch." „Iajaja," sprudelte der Schneidermeister, „so einen mag man suchen, und man findet keinen, im ganzen Land keinen wie den Gerold Max

. Bei den Kaiserjägern ist er schon im zweiten Jahr Zugs führer geworden. Die Offiziere haben alle gesagt, beim ganzen Regiment wäre kein schönerer und flin kerer Mensch. Allen ist leid gewesen, wie der Max hat heimkehren müssen. Er wär noch Oberjäger und Major und Oberst und, was weiß i ch, was ge worden. wenn er hätt dabei bleiben und seine Zeit ausdienen können. Aber, es nützt nichts, wenn man daheim einen kranken Vater hat. und der Max haltet alles auf den Vater. Darum hat er ein Ge such eingeben lassen

, und ist dreiviertel Jahr, vor seine Zeit aus war, frei geworden. Eigentlich kön nen wir froh sein, daß der Max da ist. Mit dem Max hat die ganze Gemeinde einen Treffer ge macht; denn der Max greift etwas an, und wo er angreift, kommt Zug in die Sach, das muß ihm der Neid lassen." „Auf dem Schießstand hat er ganz ein neues Le ben hineingcbracht," warf der ältere Haussohn da zwischen. „Ja, er und der Hochwürdige — der Kooperator," sagte Lias, der jüngere Bub, „die zwei sind immer beisammen." „Wie zwei Brüder

." „Sie sagen auch du zu einander." „Der Kooperator zum Max wohl; aber der Max sagt nie anders als Sie zum Kooperator." „Jaja, dem Schießstand hat der Max Leben eingehaucht," griff der Meister wieder krampfhaft nach der Rede, „und dem Jünglingsbund auch, und die Schützenkompagnie hat er ganz neu hergestellt. Voriges Jahr, wie noch der Fuchswirt komman diert hat, war es ein Jammer. Knapp dreißig Mannlen sind mitgegangen, Krumme und Gerade, Sehende und Blinde. Für die Musik ist's auch keine Feinigkeit

hat, daß der Max die Ähüt- zenKompagnie kommandiert, ist alles dazu gelau fen. In einer Woche schon waren die siebzig Mann beieinander, und alles ging flott wie ein Radl." „Jedes Radl geht flott, wenn es gut geschmiert wird. Und schmieren tut der Max nicht schlecht," fuhr Lex, der Geselle, dazwischen. ' „Jedestnal drei Fasseln Vier und ein Paar Würsteln für den Mann, da rücken die Leut alle Tag aus, haha." „Still bist, du Nashorn! Wenn der Max auf- wichst, ist das seine Sach. Und d u hast

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Pagina 4 di 16
Data: 16.03.1924
Descrizione fisica: 16
... Der rennt sich den Kops schon noch ein." „Hat der.. der Mensch etwas gegen dich?" „Gegen mich? — Nein, eher gegen dich ... Aber wir werden ihm den Stolz noch herunter tun und seinen Heiligenschein klcinweis verzupfen. Einen Faden Hab ich schon, den man weiter spulen kann, haha." Der Faden, von dem die Alte sprach, lag im Geroldhofe. Dort ging nämlich ein anderer Wind. Schon bald nach des Vaters Tode hatte Max der Wirtschäfterin ausgetragen, sie müsse sparsamer kochen und die Einnahmen und Ausgaben

jeden Monat mit chm verrechnen. Ob der magerern Kost entstand natürlich ein Murren unter dem Gesinde, das bald in de? Gemeinde seinen Widerhall fand. Zu Lichtmcssen verringerte der junge Bauer die Zahl seiner Dienstboten, indem er den Bauknecht und die Mitterdirn gehen ließ. Der Hof brauche nicht soviel Arbeitsleute, sagte er. Daraus entstand neue Aufregung unter den Zurückbleibenden, die noch großer wurde, als der Bauer an den hohen Dienstlöhnen zu mäkeln versuchte. Im Laufe des Winters trieb Max

und ihre Töchter, die in gleicher Weife über giftige Läster zungen verfügten, bliesen mit aller Kraft ins Feuer. Unter den zurückgebliebenen Dienstboten im Geroldhofe mar Kathi, die Felddirn, eine Kamera din der Pirnig Lina. Diese benützten sie nun als Spionin und Zuträgerin, bauschten alles, was ihnen die Magd hinterbrachte, mit Lügen und Uebertrei- bungen auf, so daß das Bild des jungen Gerold im mer schwärzer wurde. Es hieß bald, der Gero'd Max sei vom Eeldteufel besessen. Den ganzen Tag sei er wie ein Hund

n aus. beriefen sich bald auf diese, bald auf jene Personen, die es erzählt hätten, setzten aber immer hinzu, sie selbst glaubten nichts davon, man tue dem Max unrecht, und er könne einem er barmen. In der Oeffentlichkeit blieb nur das Schlechte haften und wucherte üppig fort wie ein Unkraut. So geschah cs. daß Max ein halbes Jahr nach dem Tode seines Vaters schon im Rufe eines Eeldwucherers und Geizhalses dastand. Manchen erschien die Sache nach allem, was sie früher von dem jungen Menschen gesehen

hatten, doch ganz un möglich. Sie gewann aber um so mehr an Wahr scheinlichkeit. als Max keinen überflüssigen Kreu zer mehr ausgab und nicht ein einzigesma! mehr bei einer Unterhaltung oder in einem Gasthaus sich blicken ließ. In der Woche nach Georgi kam der Kooperator auf den Geroldhof und lud seinen Freund ein. mit ihm zum Frühjahrsschießen nach Weitenbach zu gehen; doch Max erklärte mit ver blüffender Entschiedenheit; „Ich bin kein Schütz mehr. Ich schieße nimmer, kann auch nimmer sckietzen

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Pagina 3 di 14
Data: 09.03.1924
Descrizione fisica: 14
ist stillgestanden und vor den Augen ist alles schwarz geworden." Hastig zog der Junge ein Branntweinfläschchen aus der Tasche. „Da, Vater, nimm einen Schluck," drängte er. Der Alte trank ein wenig: es schien, als ob er brechen müsse. Nach einer Weile sagte er: „Gott lob, jetzt wird mir besser. Es ist vorüber." „Wenn wir grad nur daheim wären!" tat der Junge ängstlich „Nein, Max. heim gehen wir nicht." erklärte der Greis; „wir fahren in die Stadt zum Doktor. Und ein anderes Geschäft

Hab ich auch noch" „Es wird dir zu stark, Vater." „Nein, abwärts geht's leichter als aufwärts." Mit Hilfe des Sohnes richtete er sich empor und ließ sich von diesem eine Strecke weit führen, dann ging er wieder ohne Unterstützung bis ins Dorf. Beim Postwirt atz er eine warme Suppe und trank ein Glas Wein dazu. Augenscheinlich gekräftigt be stieg er hernach mit dem Sohne den Wagen, und sie fuhren ziemlich flink ins Städtlein Frundbühel hinaus, das sie in drei Stunden erreichten. Dorr brachte Max den Vater sogleich zum Spitalarzt

. Dieser untersuchte den Alten lange Zeit und äußerte dann, es liege ein schwerer Herzfehler vor, der noch nicht alt sei und von Ueberanstrengung oder von einer großen Aufregung herkomme. Es wäre äußerste Schonung notwendig, jedes Auf- ivärtsgehen, auch Treppensteigen, ja sogar das Nie- derbücken müsse vermieden werden. Als Medika ment verschrieb er eine Essenz zum Einreiben und Tropfen bei etwaigen Anfällen. SclMr aus der Miene des Doktors erkannte Max, datz für den Mer wenig Hoffnung mehr vorhanden fei, mtf

^ stimmte ihn tieftraurig. Den Alten selbst aber Wn sein Zustand nicht im mindesten zu beküm- mrn. Vom Doktor fort gingen sie zum Rötzlwirt, bestellten ein Nachtquartier und nahmen einen kräftigen Jmbitz. Sodann verlangte der Greis, datz ihn Max ins Kapuzinerkloster begleite. Dort suchte et-einen alten Pater in seiner Zelle auf und blieb mit ihm länger als eine Stunde allein. Als er Meder heraustrat, schien er zwar etwas angegrif- ! !m, dcch blickte er viel heiterer darein. »Max," flüsterte

er, „jetzt ist mir alles abgenom- men. Wie wenn ein Mühlstein vom Herzen weg- Wälzt war, so kommt's mir vor . . . Gelt, Max, ! ich kann mich auf dich verlassen?" »Ganz und gar, Vater! — Die Sach ist jetzt meine Tech. Ich Hab schon ein Gewissen," beteuerte der Junge. ^,,Ja, du bist brav, Gott fei Lob'und Dank! . . . Ich danke dir, Max, ich danke dir. Unser Herr wird m'svergelten." Während der Nacht war der Greis, trotzdem er Wg schlafen konnte, ziemlich ruhig. Frühzeitig M anderen Tag fuhren sie wieder nach Hause. Große

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Pagina 4 di 16
Data: 30.03.1924
Descrizione fisica: 16
Sette 4. m. 13. auch keine Wertsachen und Sparkassebüchlein; darum trugen sie Maxens Festtags- und Sonntags kleider sowie den größten Teil der Wäsche als magere Beute fort. Obwohl Max am nächsten Tag gleich Lärm schlug und die Gendarmen rasch auf den Füßen waren, konnten die Raubgesellen doch nicht aufgebracht werden. Den Veroudten traf der Ver lust seiner letzten Habe umso schwerer, als er nicht soviel Geld hatte, um die nötigen Kleider neu an- schaffen zu können. Er ließ sich von einem Bauern

selbst die Mindestbemittelten nicht. Als die Zwei Sammler zum Gerold Max kamen, den man für den Reich sten in der Gemeinde ansah, erhielten sie aber nach längerem Warten bloß einen Gulden in kleinen Münzen. Es war dies sein letztes Geld, das er in allen Taschen Zusammensuchen mußte, und kein Pfennig blieb ihm mehr übrig. Den beiden Samm lern jedoch erschien die winzige Gabe als eine unerhörte Knickerei, wie sie nur des schäbigsten Geizhalses würdig war. Der Kooperator schaute den ehemaligen Freund mit maßlos enttäuschten

, un willigen Blicken an, während der Vorsteher pein lich langsam die Münzen zählte und dann in spötti scher Ueberschwenglichkeit immerfort dankte, bis sie zur Türe hinaus waren. Am folgenden Sonntag gelang es dem Kooperator nach mehrfachem Be mühen endlich mit Max allein zusammenzutreffen, und er setzte gleich Zu einer eindringlichen Stand rede an. „Du, Max," sprach er im strengsten Ton, „wenn ich von dem freundschaftlichen Verhältnis, in dem wir Zueinander gestanden find, ganz absehe, muß ich dir schon

um kehrst und andere Wege gehst, fürchte ich. daß du einmal dem Judas in der andern Welt Gesellschaft leisten magst. Du mußt dich wenden, sonst kehren sich alle Menschen von dir ab; niemand kann ' dir mehr eine Achtung entgegenbringen — auch ich nicht. Es ist der letzte Freundschaftsdienst, den ich dir mit dieser Mahnung erweise." Max wurde abwechselnd brennrot und leichen blaß, er Zitterte am ganzen Leibe. Wie Messerstiche gingen ihm namentlich die letzten Worte des Geist lichen durchs Herz. So konnte

zu scheinen. Die Zähne übereincmderbeitzend, ließ er den Kopf tief hängen und schwieg. „Max, sei nicht verstockt," begann der Koopera tor wieder. „Ueberwinde die Leidenschaft mit einem jähen Ruck. Für deine Verhältnisse sind hundert Gulden, die du den unglücklichen Abbrändlern spenden sollst, nicht zu viel. Ich sag's nicht um des Geldes willen, sondern zu deinem Heil, damit du durch eine hochherzige, starke Tat dich von den eisernen Fesseln der Habsucht losmachst. Durch einen ersten, kräftigen Ausfall

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Pagina 4 di 16
Data: 24.02.1924
Descrizione fisica: 16
Seite 4. Nr. 8. Ein freudiges Rot schoß in ihre Wangen. „Ich bleib dir treu! Wenn ich dich nicht Heirat, Heirat ich überhaupt nicht," beteuerte sie. Als er nach ihrer Hand greifen wollte, zog sie die selbe zurück und erklärte: „Max, überleg dir's gut. Wenn wir uns ernstlich das Wort geben, muß es gelten für ein ganzes Leben." „Bei Gott, es soll gelten!" schwor er. . „Dann soll es gelten," rief sie und streckte ihm .ihre Hand hin, die er einen Augenblick festhielt. „Also gehören wir zusammen

!" „Für Zeit und Ewigkeit!" ' Sie drückten sich kurz und kräftig die Hände und zogen sie dann rasch auseinander. Judith weinte. Um ihre Erschütterung zu bemeistern, verließ sie die Stube. Nach einer Weile kam sie wieder und brachte eine Flasche Wein, die sie nebst einem Glas und einem Brotkörbchen auf den Tisch stellte. „Max, du mußt bei uns doch etwas nehmen," bat sie und schenkte ihm das Glas voll. „Hol dir auch ein Glas, du mußt mittrinken," verlangte er. Da ergriff sie sein Glas, hob es in die Höhe

und sagte: „Auf unser Glück, Max!" — Dann nippte sie vom Wein und stellte das Glas wieder auf den Tisch. Sofort langte Max darnach, hob es empor, und mit den Worten: „Auf dein Glück, Judith, einzig auf d e i n Glück!" trank er es halb leer. In diesem Augenblick ging die Haustür, und schwere Tritte wurden hörbar. „Der Vater kommt," rief Judith. Ta klopfte es aber an die Tür. „Herein!" Anstatt des Goswinvaters trat der Herkules, schneider in die Stube. „Herkules Söchter. da ist Gesellschaft, hahahä

." krähte er; „Max, Vettermänn, was schneit denn d ich da herein?" Judith sowohl als der junge Gerold waren glüh rot geworden, doch letzterer verlor nicht die Geistes gegenwart und sagte scherzend: „Die gleiche Frage könnt ich stellen, Vetter." Die Beiden vetterten sich, weil der Schneider, als außerehelicher Sohn vom Muttersbruder des alten Gerold, immer seine Verwandtschaft mit den Geroldischen hervorkehrte. „Ochs, Narr, warum geht denn unsereiner in die Häuser?" bellte der Schneider

und voll schenkte. „Gott erhalte uns, das heißt e u ch z w e i!" sagte der Meister, gleich einen Schluck nehmend; „na, da braucht ihr nicht zu zucken. Wen sott denn Gott er halten. wenn nicht die bravsten Leute?" Max und Judith suchten ein gleichgültiges Ge spräch in Lauf zu bringen, auf das der Schneider einging. Dabei ließ er feine vorstehenden Ochsen augen immer von Judith auf Max und von diesem wieder auf Judith schweifen. Nach einiger Zeit huschte die Goswinwchter davon und wählte drau ßen

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Pagina 4 di 12
Data: 02.03.1924
Descrizione fisica: 12
. . . Was sagst du dazu, Max? — Gelt, ich bin ein ganz schlechter Mensch? — Veracht mich, verlaß mich, ich Hab dir's nicht für übel!" „Jetzt bleib ich erst recht bei dir." sagte der junge Mann erschüttert; „du tust mir schrecklich erbarmen — du armer Vater!" „Ja, ja. arm wohl und unglücklich! — Seit ich Geroldbauer bin, Hab' ich keine glückliche Stunde mehr gehabt ... D a s ist auch nicht wahr. Mit deiner Mutter bin ich glücklich gewesen, sehr, sehr glücklich, und d u hast mir viele Freuden gemacht

; häufig kommt im Traum die Rann, deine Mutter, zu mir und sagt: Jos, Jos, mach's gut, sonst gibt's kein Wiedersehen? . . . Oooh, es ist schrecklich, du kannst dir's gar nicht vorstellen. Max, wie schreck- es ist!" Sie saßen eine Zeitlang schweigend da. Der Alte zitterte wie Espenlaub, und der Junge war leichen blaß, da schrie der Greis: „Max, du kannst nicht verlangen, daß ich in die Hölle fahr. Gelt das verlangst du nicht?" „Nein, nein, nein, Vater," rief der Sohn, „du darf'st nicht leiden wegen

der Sach' du mutzt zur Ruhe kommen." „Aber dann wirst du arm, Max — dir bleibt nichts mehr — oooh." „Armut ist nicht das Schlimmste." „Das Schlimmste nicht, gewiß nicht — ich hab's erfahren ... Aber, aber ... wegen meiner Ehre wär's gleich; aber, daß ich dich mit in die Schande reiß — das — das zersprengt mir das Herz." Max griff nach der Hand des Alten und sagte liebevoll: „Jetzt, Vater, sei still. Wir wollen die Sache vernünftig ausreden. — Was meinst du, wie wär's denn, wenn wir den Schorsch

er auf seinem Recht bestehen." „Probieren könnt' man doch einmal." „Nicht! Nicht! Ich bitt dich. Max. — Ich tat mich in den Boden hinein schämen vor dem Jörg, wenn er mich mit seinen großen Augen anschaut." „Was willst du dann tun, Vater?" „Beim Gericht die Sache angeben; das Gericht wird schon machen." „Dann kommt's aber doch auf, und alle Leut er fahren es." „Mein Gott, es geht nicht anders. Wenn ich nur nicht mit dem Jörg allein reden muß. Das wäre mir das Fürchterlichste!" Wiederum entstand eine Pause. Max

auch nichts.! — Nie!" „Was sagst du da, Max? Wie willst du's an- greifen?" „Vertrau mir, Vater, und frag nicht. Ich wch schon, wie." „Und der Betrug soll geheim bleiben?" „Ja. geheim vor allen Menschen und für alle Zeit. — Das versprech ich dir heilig — auf mein Wort!" „Max! Max! Mar!" schrie der Alte. (Fortsetzung folgt.) Opfer des Winters. Der heurige Winter gehört wohl zu den strengsten, die man denkt. Zahlreich sind die Opfer, die er schon gcsoi-k dert, ungeheuer die Schäden, die niederstürzende Lawinen

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Pagina 3 di 16
Data: 27.04.1924
Descrizione fisica: 16
. Ich will Erarbeiten, und das kann ich in der Fremde auch.« „Ohne Geld kommst du aber nicht weiter. Nimm ^nigstens ein paar tausend Gulden — soviel, als ^ dein Vater geschenkt hat." ; „Er hat dir nichts geschenkt — es war dein Eigen- M ich nimm keinen Knopf. Das heißt, wenn ou mir zwanzig Gulden leihst, bin ich dir sehr dank bar. und in einem Vierteljahr sollst du es wieder zurück haben." Trotz allen Zuredens war Max nicht dahin zu bringen, daß er sich eines Besseren besann. Als sie nach einer Stunde voneinander

, sondern ein armer Teufel! Hat keinen Zwanzger in der Tasche gehabt und Hunger gelitten wie die Maus im Waschkessel und seine Uhr verkaufen müssen, daß er noch einen Rock gekriegt hat. Vom alten Gerold das Testament ist verschummelt worden, die Pirnigin hat's getan, und die kriegt sicher zwanzig Jahr; eingesperrt ist sie schon. Der Max hat den Hof verkauft, daß er meinen Meister, den Schorsch, hat auszahlen kön nen, dem von rechtswegen der Geroldhof gehört hätt." Der alte Goswin strich ungehalten seinen Prophe

ihr er fahren; solang sie neu ist. Ein frisches Bier schmeckt immer besser als ein abgestandenes." Und nun erzählte er. ohne sich unterbrechen zu lassen, regelrecht und zusammenhängend, was heute beim Gericht in Frundbühel an den Tag gekom men war. „Siehst du, Judith, ich hab's immer gesagt, der Max ist kein Schlechter, sondern wird Geld ver loren haben!" rief Sanna, die jiingere Haustochter, laut aufschreiend. „Still bist und gehst jetzt gleich schlafen!" gebot streng der Vater; „uns kümmern die Sachen

nichts." Judith stand kerzenbleich da und hielt sich am Ofengeländer. Im herben Ton wiederholte sie die Worte des Vaters: „Nein, uns kümmern die Sachen nichts — Und ich glaub auch kein Wort davon." „Herkules Pierputzer, nicht glauben? Dann wart mtr,' bis der Max kommt, der wird dir noch mehr erzählen. Hähähähähä!" Der Bairlex schlug ein gellendes Gelächter an. wobei sein winziges, pfiffiges Rüschen und auch die schielenden Augen gänzlich im Polstergesicht ver schwanden. Jetzt hätten aber die beiden Haussöhne

sie immerfort im Hause, ohne einen Schritt vor die Türe zu setzen. Einesteils wollte sie dem peinlichen Geklatsch ausweichen, andernteils hoffte sie in sehnsüchtiger Spannung, daß der Max komme, mit ihr zu reden. Da wartete sie aber vollkommen um sonst. Max batte längst schon das Tal und die Ge gend verlassen. — Als Judith am nächsten Sonntag zur Kirche ging, spitzten ihr hundert neugierige Blicke nach. Allein niemand konnte etwas Auf fälliges an ihr entdecken. Ebenso hoheitsvoll und ernst wie immer schritt

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Pagina 5 di 16
Data: 20.04.1924
Descrizione fisica: 16
." „Wo hast du das Geld hergenommen?" fragte der Vorsteher den Gerold. „Es ist der Erlös vom Geroldhof," erwiderte Max. Iber du hast den Hof ja erst spät im Herbst ver kauft" „Nein, der Verkauf war schon Mitte Juli abge schlossen. Ihr könnt den Gritsch fragen, er wird es bestätigen. Das Geld habe ich in deutsche Banknoten uniwechseln lassen, damit kein Verdacht auskommt. Ich wollte die Sache durchaus geheim halten." „Man muß den Kapuzinerpater einvernehmen," erklärte der Richter. „Das wird kaum notwendig

dem Richter hin, dann ließ er den Schein im Kreise herumgehen. Unter den Ver sammelten herrschte eine beispiellose Aufregung, alle starrten den Max an, der fieberhaft an seinem Schnurrbart kaute. ..Haben Sie noch etwas zu sagen?" fragte der Rich ter. .Ja, ich will genaue Rechnung ablegen, daß ich den Schaden gut gemacht Hab," erklärte der Gerold. »Leider sind mir die akkuraten Ziffern nicht gegen wärtig; aber im ganzen und großen wird's stim men.... Das Geroldanwesen Hab ich um dreiund zwanzig Tausend

habe." Em Murmeln des Beifalls ging durch den Saal. »Max. Max!" rief der Herkulesschneider, „sag, was hast denn du nachher für dich selbst behalten?" »Nichts," erwiderte der Gefragte. „Qechsl. Oechsl, Oechsl, so verrückt wirst du nicht sein!" „Mit den letzten vierhundert Gulden, die in mei ner Hand waren, Hab ich die Dienstboten gezahlt und etliche Ausgaben, die ich nach dem Gutsver kauf noch machte, gedeckt. — Und das war noch mein Geld, wenn ich berechne, daß unsere Mutter fünfhundert Gulden ins Haus gebracht

kein Brot mehr kaufen. Da seht ihr sitzt, was ich für ein Geizkragen gewesen bin!" „Ooh — ooh — es ist mrglaublich! — Es ist schrecklich!" wurden viele Stimmen laut. Dem Herkulesschneider standen die Augen weit heraus, und erbsengroße Tränen kollerten über seine Wangen. Unter krampfhaftem Schluchzen rief er: „Max, du Oechsl, du Kamel. warum bist du nicht zu mir gekommen? Warum hast du mir nichts ge sagt von deiner Lage?" „Ich wollte die Schand wegen dem Testament nicht offenbar werden lassen

, und du hät test nicht müssen in solche Not geraten." — Max stockte eine Zeitlang, dann erklärte er: „Es war furchtbar hart zu treiben. Sie haben schrecklich getan, wenn ich nur einmal die Zinsen verlangte..." „Du Lügner, du Schwindler, du Geldfuchser! Wir sind dir nichts schuldig, und du kriegst auch nichts," fiel ihm die Pirnigin kreischend in die Rede. „Still bist! So ein unverschämtes Mensch!" wur den viele drohende Stimmen laut. „Mit dir wird man noch anders abrechnen." Sie schimpfte und fluchte

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Pagina 3 di 16
Data: 06.04.1924
Descrizione fisica: 16
9 Der Geizkragen. (ßtn e Erzählung von R eimmichl.) Im Pirnighause verkehrte gern, hauptsächlich wegen, der Töchter, eine Gesellschaft von lockeren Burschen. Diesen redete die Pirnigin ein, es wäre ein Hauptspaß für die ganze Gemeinde, wenn der Gerold Max und die Goswin Judith mitsammen in einer Fasnachtmaskerade dargestellt würden. Auch aab sie ihnen schon im vorhinein Anleitung, wie die Suche möglichst lachhaft geformt werden könne. Den Burschen gefiel der Vorschlag umso besser

, obwohl d a s gar nicht nötig gewesen wäre; denn in dem jungen Mann, der, von einem lang- ohrigen Grautier gezogen, aus einem niederen Ahlitten daherfuhr, erkannten alle Zuschauer so fort an Maske und Kleid den Gerold Max. Er faß breit auf einer Eeldkiste, in die er hin und wieder durch einen Spalt Münzen und Zettel hinein- steckte. Die blonden Haare waren in die Höhe ge- kämmt, als ob sie sich sträubten, die langen, knö cherigen Finger grappelten in der Luft, wie wenn sie etwas erhaschen wollten

ihr aber mit den Fäusten. — Unter rasendem Ge johle und Spottgelächter tobte der Zug durchs Dorf; gar manche Zuschauer fragten anfangs, was denn das Spiel zu bedeuten habe, andere tuschelten ihnen elwas ins Ohr, woraus das Gelächter und Bei fallsgeschrei noch stürmischer wurden. Der Gerold Max war noch draußen aus der Holz statt des Santinelli bei der Arbeit. Er vernahm wohl den Heidenlärm, hatte aber keine Ahnung, daß er der Spottgegenstand dieses Narrentumultcs fei. Da kam ein halbwüchsiger Bursche hinaus und teilte

ihm mit schadenfrohen Kichern mit, was drin nen im Ort heute aufgeführt werde. Erst wurde der Gerold kerzenbleich, dann zuckte ein wildes Feuer in seinen Augen. Die Axt fortwersend, stürmte er hinein ins Dorf; der Lärm wies ihm die Richtung, die er etnschlagen mußte. Am untern Dorsplatz hatte der Zug Halt gemacht und trieb noch in stärkerer Form seine ausgelassenen Spässe. Da stand Max plötzlich, wie aus dem Boden gewachsen, mitten in dem Trubel. Ein gellender Schreckenslaut erscholl, dem aber unzählige Spottrufe

und tosendes Ge lächter folgten. Als Max die Spottfigur der Gos wintochter erblickte, kribbelte es ihm in den Fin- gern. Einen Augenblick hielt ihn die Scheu vor-den Frauenkleidern zurück. Mer er sagte sich, daß ge wiß ein Bursche in den Kleidern stecke. Mt einem jähen Griff riß er der Figur die Larve herunter, und richtig kam das Gesicht eines' Häuslerssohnes M Vorschein, dem er früher einmal Geld geliehen hatte. „Ah so. Bürschl, du bist es!" schrie er, „dich wm ich mir merken, du Lotterbub!" Er schlug

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Pagina 3 di 16
Data: 04.05.1924
Descrizione fisica: 16
13 Der Getragen. . sEine Erzählung von Reimmichl.) j (Schluß statt ForLsetzung.) X. Nachdem die erste, niederschlagende Wirkung vor- .! M war. begann Max die Sachlage ruhiger aufzu- ' 'in. Durfte er Judith verurteilen, daß sie ihre 5 and'nach dem Glück ausstreckte, das ihr der Zchneiderfohn anbot? Nein. Er selbst hatte ja aus K Rechte herwärts verzichtet und das Mädchen förmlich gedrängt, es möge nicht seinetwegen das Leben vertrauern, sondern die Augen einem neuen lMck zuwenden

nachlässig und schlampig, überall durchkreuzten f^die Anordnungen des Schaffers, bereiteten ihm Wvierigkeiten über Schwierigkeiterl und legten ^ darauf an, ihn selbst beim Herrn in schiefes Licht N bringen. Beim Grafen fand Max umso weniger Me Stütze, als dieser seinen Vergnügungen nach- Mg und sich auf den Gütern um wenig anderes kümmerte als um den Ertrag. Unter solchen Ver kniffen war es kein Wunder, daß der Gerold Mem verlorenen Glück bitterer denn je nach- Mierte. Er schrieb dem Herkulesschneider

.. Er kann ja aus- Zum mindesten zieht er so weit fort, daß | \m ^ine Nachricht von daheim mehr zu seinen Mn dringt. — Da erhielt er gegen Ende August schrieb- emen Brief vom Herkulesschneider. Dieser Max, Fex und Storax! Ich reise nächster M nach Innsbruck und bin am Schutzengelsonn- g2 Im »Roten Adler" zu treffen. Frage mir fahl- Uhr vormittags dort nach, ich muß . vrngt mit Dir sprechen. Wenn Du nicht er scheinst, lasse ich Dich vierspännig mit der Stadt polizei abholen. Also merke wohl, ich gib

nicht nach, bis ich Dich Hab. Unterdessen verbleibe ich Dein allzeit getreuer Vetter Herkules." Was will denn der närrische Kauz? Offenbar kommt er, die Hochzeit anzusagen. — Nein, da geht er. der Max, nicht hin. Wer dann kommt der Schneider herauf nach A — s und erregt in seiner krawallartigen Weise ein ihm unangenehmes Auf sehen. Vielleicht hat die Aussprache auch ihren Nutzen. Er gewinnt jedenfalls Klarheit über manche Dinge und größere Sicherheit für die Zukunft. — Nebst diesen Erwägungen drängte ihn auch eine sehnsüchtige Neugier

des jungen Mannes sprang er jäh in die Höhe, faßte diesen mit beiden Händen am Hals und schrie: „Herkules Söchter. Max, Vettermann, bist du es wirklich? Jetzt hätt ich dich bald nicht mehr ge kannt. Wie kommst du denn zu dem prächtigen Andreas Hofer-Bart? Mensch, so schön Hab ich dich noch nie gesehen, du gefällst mir!" Der Gerold hatte sich nämlich seit einem halben Jahr den Bart wachsen lassen, der nun in blander, weicher Fülle bis an seine Brust herniederfloß und ihm etwas ungemein Männliches gab

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Pagina 5 di 16
Data: 16.03.1924
Descrizione fisica: 16
fioinm selber in Schand mit dir. Mein halbes steuschl tat ich herschenken, wenn ich dich so machen könnt, wie du früher gewesen bist." Vetter, ich dank dir für den guten Willen," sprach der Gerold, bitter lächelnd; „laß mich nur meine Wege gehen, vielleicht bist du einmal froh darum." Mt diesen Worten ritz er sich los und eilte in großen Schritten davon. Der Herkules schrie ihm aacht „Und was sagt deine Braut dazu, he? Liegt dir an" der Judith auch nichts mehr?" Mit seiner Verlobten stand Max

das schneidige Kommando, und bei den Salven ging alles durcheinander, so datz lautes Ge lächter entstand und die Schützen hernach unter sich in Streit gerieten. Der Herkulesschneider und sein Geselle kugelten sich vor Lachen und gaben zu ver stehen, unter dem Kommando des Gerold wäre ein solches Schaftreiben nicht möglich gewesen. — Max kniete aber nach der Prozession noch länger als eine Viertelstunde in der Kirche, wie er es jeden Sonn- und Festtag zu tun gewohnt war, mochten ihn die bösen Zungen

keiner Silbe, Vater, — das könnt Ihr mir 0 öu i!? n , ?. 5 ist mein heiliges Wort." "^as ist dann in den Menschen gefahren?" fonrü*' ich Hab gemeint, datz Euch einmal in Ge eckt ein Wörtlein entschlüpft ist wegen dem „ÄÜ Geldausgeben. Und der Max hat's erfahren o sich Eure Rede fo stark zu Herzen genommen." 'jJ ne solche Red Hab ich nie getan, daß weiß ich flammt. Ich red nicht viel, und überflüssige Dinge W® gar nicht.' „Vielleicht hat's der Max selber gefühlt ... Ich mein immer, so wie er jetzt tut

, das geschieht un sertwegen." Der Alte strich nachdenklich bald mit der einen, bald mit der andern Hand über seine hohe Stirn. Dann sagte er: „Ich weiß nicht, was ich von dem Menschen hallen soll. Er gefällt mir und gefällt mir nicht." „Der Max hat einen Charakter, das könnt Ihr glauben, Vater." „Hm, hm. Das Gleiche sagt, der geistliche Herr. Gestern ist mir der Kooperator nachgegangen und hat mir fast eine Predigt gehalten. Er sagt, datz beim Gerold nichts anders fehlt, als datz er so ver einsamt

ist. Wenn er eine gescheite, brave Frau im Hause hat, wird alles gut." Judith errötete von neuem und schwieg. „Ganz los werde ich meine Befürchtungen doch nicht," sprach der Alte in seiner langsamen Art. „Wenn ein Mensch heute so ist und morgen wieder ganz ein anderer, hat's nicht das Richtige mit ihm. Beim Saul im alten Testament ist's auch so ge wesen. Die Geldleidenschast bricht oft später aus, aber dann um so gewaltiger." „Der Max hat keine Geldleidenschaft — gewiß nicht, Vater." „Die ganze Gemeinde spricht davon

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Pagina 4 di 16
Data: 17.02.1924
Descrizione fisica: 16
Sette 4. Nr. 7. Der Geizkragen. (Eine Erzählung von Reimmichl.) „Wen, meinst du, daß der Max heiratet?" „Wen? Das weiß der Max wahrscheinlich selbst noch nicht. Kriegen tut er jede, er braucht nur den Mund auszutun. Höchstens bei einer könnt er sich einen Korb holen, hähähähä." Der Schneidermeister schlug ein krähendes Ge lächter an und richtete einen bedeutsamen Blick aus Judith, die leicht errötete. Dem Zellis aber mißfiel es augenscheinlich, daß das Gespräch diese Wendung nahm. Stirnrunzelnd

nicht mehr einbrechen kann. Auf einmal hat das Herz angefan gen so fürchterlich zu arbeiten — ohne Ursach." „Die Hitz und die Anstrengung wird's gemacht haben." In diesem Augenblick drang ein Stampfen an ihre Ohren, und durch's Feld herab kam in mäch tigen Sprüngen Max, der Geroldsohn. Schon von Weitem rief er: „Um Gotteswillen, ist dem Vater etwas passiert?" „Nein, nein." beruhigte ihn Judith; „es war bloß ein kleiner Anfall, jetzt ist's schon vorüber." Mit einem kühnen Satz schwang sich der junge Mann

nachschauen." „Es ist stirchtbar gewesen. Wenn das Madl da nicht gekommen wär, wär ich gestorben." „Nein, nein," widersprach Judith, „es war bloß ein starkes Herzklopfen, und daran stirbt man nicht." „Aber du — du... wie heißt du? Judith, nicht wahr? ... Du hast mir geholfen — du verstehst's wie ein Doktor. Max, dank ihr, sie ist soviel eine Gute." „Gott vergelt dir's, daß du dich so um den Vater angenommen hast," sagte der junge Mann wann. „Wenn ich dir oder den Deinigen einmal einen Dienst erweisen

kann, tu ich's von Herzen gern." „Macht doch nicht so ein Wesen, es ist ja Christen pflicht, einem Menschen in der Not beizustehen," wehrte Judith tief errötend; „ein jeder andere hätt's auch getan. Ich bin nur zufällig hergekom men ... Mer jetzt müssen wir den Vater heim bringen, daß er ordentlich rasten kann." „Vater, ich nimm dich auf den Rücken und trag dich hinüber," rief der Geroldsohn. „Max, du bist ein Guter," sagte weinerlich der Alte; „mein Gott, was tät ich, wenn ich d i ch nicht hätt

und häufig bin ich tnit zu den Kranken gegangen, wo sie mir gelernt wie man mit kranken Leuten umgeht." „Du bist gern bei den Kranken, nicht forschte der junge Gerold. „Ja, sehr gern. Es ist eine Freud, wenn einem leidenden Menschen ein bißchen helfen Er machte ob dieser Antwort fast ein tr Gesicht. Da der Weg jetzt schmäler wurde, bat Alte: „Max, laß mich von der Judith allein du hebst mich zu fest, sie hat einen leichteren Der junge Mann tat nach dem Wunsch des ters, und merkwürdigerweise kamen

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Pagina 3 di 16
Data: 24.02.1924
Descrizione fisica: 16
Schritten stand er schon vor der Goswintochter, die unter einem Berberitzenstrauch kniete und das zarte, duftige Vlüeh in ihre Kanne sammelte. „Grüß Gott, Judith!" ries er, „fleißig bei der Arbeit?" Sie sprang jäh auf, errötete und sagte dann: „Du, Max? Grüß dich Gott! Wo gehst du hin?" „Nirgends. Oder eigentlich dich zu suchen. Ich möchte'dir Nachricht bringen wegen dem Vater." „Geht's ihm schlechter? Will's Gott, nicht!" „Nein, er hat sich vollkommen erholt und raucht heute wieder sein Pfeifchen

. So einen schönen Tag wie heut Hab ich noch keinen gehabt." Sie lächelte stillglücklich in sich hinein. Nach einer Weile sagte sie: „Jetzt muß ich aber heimgehen, Max." „Nein, nein, bleib du nur da," rief er munter; „ich weiß schon, wie du's meinst. Es geh i ch. Was heute zu reden gewesen ist, haben wir ausgeredet. Wir haben später noch Zeit genug, daß wir länger mitsammen reden können. Behüt dich Gott, und ich dank dir Hunderltausendmal für dein Gutsein." Mit diesen Worten sprang er rasch die Serpen tinen

durch die breiten Scheiben und machten die farbigen Frauengewänder aufleuchten, die Orgel rauschte majestätisch durch die weiten Hallen, melodische Singweisen tönten dazu, und zwischen hinein klang die feierliche, klare Stimme des amthaltenden Pfarrers. Der Gerold Max hatte in seiner Heimais kirche noch nie eine so warminnige, süße Empfin dung gefühlt wie heute, es schien ihm fast, als ob der Herr sichtbar durch die Reihen der Beter wandte und über alle seinen Segen ausgieße. Als der Gottesdienst zu Ende

war und die Män ner größtenteils schon das Gotteshaus verlassen hatten, kniete der junge Gerold immer noch an sei nem Platze. Da sah er. wie auch Judith, die Gos wintochter, aus ihrem Stuhle trat. Sie mußte nach dem Hochamt jedesmal zeitig heimgehen, um das Mittagsessen zu richten. Als sie an Max vorbeikam, huschte ein leichtes Erröten über ihre Wangen. Es schien ihm, als ob der Blick, mit dem sie ihn streifte, kein heiterer, sondern ein tiefernster, trauriger sei. Darob wollte ihn fast eine Sorge

beschleichen, die er jedoch abschüttelte, weil er sich schon in eine ge wisse Sicherheit hineingewiegt hatte. Noch eine Zeitlang blieb er in der Kirche, dann ging er den Kooperator aufzusuchen, den er in seinem Zimmer traf. Zwischen Beiden wurde nur über Schießge wehre und Schützenangelegenheiten verhandelt. Nach der Herzensangelegenheit seines Freundes forschte der Kooperator nicht, und Max sagte auch nichts. Hatte er doch seinem eigenen Vater noch keine Silbe verraten. Eine gewisse Unruhe

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Pagina 4 di 16
Data: 20.04.1924
Descrizione fisica: 16
Schnauzbart fraß er förmlich in den Mund hinein, und darunter heraus gurgelte es halblaut: „Herkules Söchter, Melter und Brandstrauben!" — Da gebot aber der Richter: »Ruhe! Ruhe! — Es wird sich nun darum handeln, ein Einvernehmen zwischen den Beteiligten herbei- zuführen. Da der Vater des hier anwesenden Max Dangl ab mtestato, das heißt, in Ermanglung eines Testamentes als gesetzlicher Universalerbe in den Besitz des Geroldanwesens getreten ist, muß natür lich sein Nachlaß erfaßt werden. Darum frage

ich Sie, Max Dangl, ob Sie das Testament Ihres Groß onkels anerkennen?" „Wenn es echt ist, werde ich es anerkennen müs sen," stieß der Gerold keuchend hervor, ohne den Kopf zu erheben. Den Richter wunderte es, daß er nicht verlangte, as Schriftstück sehen zu wollen. Deshalb forschte er: „Haben Sie von dem Vorhandensein des Tefta- nentes eine Kenntnis gehabt?" „Nein, ich habe keine Kenntnis gehabt vom Vor handensein des Testamentes," erwiderte der Gefragte, die letzten Worte stark betonend. „Weiß jemand

klar auf der Hand," sprach der Richter. ..daß das Testament nur von jemand auf die Seite gebracht worden ist. der aus dem Verschwinden der Urkunde sich einen Vorteil ersah. Und da kommt bloß der verstorbene Josef Dangl in Frage." „Mein Vater? Nein!" rief der Gerold Max heftig. „Der Jos gewiß nicht!" lärmte der Herkules- fchneiöer; „der Jos war m Ehrenmann." „Leider ist der Verdacht nicht abzuweisen, daß das Testament von ihm unterschlagen wurde, weil nie mand sonst ein Interesse daran

zugesetzt, bis er sich verführe ließ." „Du Lügner, du Lump, du Leutschinder?" kreistz die Pirnig Zenz, die kerzenbleich geworden war utz wie Espenlaub zitterte. „Herr Richter, merken Ei! nicht, wie er lügt? Zuerst hat er nichts gewußt i® Testament, und jetzt weiß er davon. Und er hat de« i ungerechte Gut behalten. Stehlen und Lügen gß i über eine Stiegen." „Ich kann schwören, daß ich die Wahrheit saz' i erklärte Max, „Zum Schwören kommt man nicht so schnell," fo l merkte der Richter. „Vor allem müssen

noch mit Einrechnung der Zich etliche hundert Gulden darüber sich anzueignen." „Herr Richter. Herr Richter, das ist ein gaiy Wurmnest von Lügen! Sehen Sie nicht, wie er sck' Vater reinwaschen und mich hineinstecken will? $ klag ihn auf Ehrenbeleidiguna," schrie die Zenz. „Schweigen Sie jetzt," gebot der Richter. ß können sprechen, sobald die Reihe an Sie kommt.' Max schilderte nun weiter die GewissensänW seines Vaters, wie er nie eine ruhige. glü<Ä Stunde gehabt und schließlich vor lauter SeelenP herzkrank

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Pagina 5 di 16
Data: 17.02.1924
Descrizione fisica: 16
, dann trat er den Heimweg an, wobei ihm Max ein Stück das Geleite gab. Jakob Mühlmann — so hieß der Kooperator — war ein frischer, flin ker Herr, der vielleicht ein, zwei Jahre älter sein mochte als der Geroldsohn. Er begann auch sofort munter zu plaudern. »Du Dtax," rief er, „gestern sind die BestZierden eingetrofsen zum Iakobischießen. Das ist eine Pracht, sag ich dir. Eigentlich solltest du mitkom men, die Herrlichkeit anzuschauen." „Wo denken Sie hin, heut an einem blinden Werktag? Da würden die Leut

gesagt, daß du mitkommst. Auf andert- : halb Tag wird's bei euch nicht Zusammengehen — oder?" „Ich — ich Herr Kooperator, ich möcht ein mal etwas Besonderes mit Ihnen reden," stotterte der junge Gerold; „aber Sie werden mich aus lachen." „Wenn's etwas Gescheidtes ist, lach ich keinen Menschen aus. Und daß der Max keine Blechhülsen redet, weiß ich. Also nur frisch losgeschossen!" „Ich — ich — wissen Sie — ich Hab im Sinn zu heiraten." „Haha, das wär jetzt freilich etwas Besonderes. Ist dir die Sach

über Nacht eingefallen?" „Nein, ich trag den Gedanken schon länger her um. und der Vater drängt auch alleweil." „Ja, brauchen tut ihr schon ein Mensch, und nie mand wird sich wundern, wenn du dazu schaust. Hast du eine Braut?" „Eine Braut? Nein, nein. Mer einbilden tu ich mir seit langem eine, wenn sie zu kriegen wär." „Der Gerold Max kriegt jede. Wen hast du denn im Aug?" „Die Goswintochter, die große." „Ah, die Judith? Das ist keine schlechte Wahl. Sie war gestern ja bei euch heroben, wie mir der Vater

, wenn sie Gerold- bäurin wird. Mitbringen wird sie nicht viel." „Sie braucht gar nichts mitzubringen als sich selbst . . . Aber man hört sagen, daß sie ins Kloster gehen will." „Vababa. das ist ein eitel Getratsch, sonst hätt gewiß der Pfarrer, zu dem sie öfters kommt, einmal eine Silbe verlauten lassen." „Sie meinen also, daß ich sie im Ernst fragen kann?" „Ich meine gar nichts. Wer soviel weißt du selber, Max, wer gar zu lange zielt, der trifft schlecht." „Wenn ich diesmal fehle, schieß ich überhaupt nimmer

." „Bababa, das sind Flausen, Max. — So ein Mensch wie du braucht übrigens gar keine Angst zu haben wegen einem Fehlschuß Adje, nun; aber das Kaiserschießen in Laimach lassen wir unter keinen Umständen aus, daß du's weißt, Max!" Mit diesen Worten hüpfte der Kooperator über den Zaun und sprang in großen Sätzen den steilen Waldgraben hinunter. Der Geroldsohn aber stapfte langsam wieder nach Grünegg hinauf und ging dann versonnen in den Frananger zu mähen. Nach dem Mittagessen machte er sich um das Haus

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Pagina 4 di 14
Data: 09.03.1924
Descrizione fisica: 14
, drückte ihr warm die Hand, und dann gingen sie rasch von einander. IV. Es war am St. Andrätag hu November. Uebet die Berge her blies der Sommerwind und ließ den Sonnenstein so glasklar in den Himmel wachsen, malte auch so leuchtende, warme Farbentöne auf die Gamskögel und die Wolken dahinter, als ob noch einmal Frühling werden sollte. Schlecht in den weichen, heiteren Herbsttag aber paßte Max, der junge Geroldbauer, der gesenkten Hauptes und in tiefes Grübeln versunken, die Talstraße herein- wanderte

. Als er an die Wegkreuzung kam, wo links das Sträßchen von Seitenberg einmündete, börte er plötzlich eine grelle Frauenstimme rufen: „Hö du, wart ein bißl, laß uns auch mit!" Als Max sich umwandte, sah er vom Seitenber- ger Sträßchen her eine ältere und eine füngere Frauensperson auf sich zukommen. Er erkannte in ihnen gleich die Pirnig Zenz, die einst mit seinem Vater als angenommenes Kind auf dem Geroldhose gewesen war, und deren jüngste Tochter Lina. Un mutig biß er die Zähne übereinander und ging langsam

gleichend, hätte man auch die Junge schön nennen können, wenn ihre Schönheit nicht durch das feuer rote Haar und durch ein aufgedonnertes Wesen stark beeinträchtigt worden wäre. Dem Alter nach zählte sie höchstens sechsundzwanzig Jahre. Da der Gerold kein Wort der Begrüßung für die zwei hatte, begann die Alte' sogleich mit ihrer unange nehm grellen Stimme: „Max, was ist denn mit dir? Seit man den Vater begraben hat, bist du ganz ein anderer Mensch. In keiner Gesellschaft sieht man dich mehr

, und du gehst immer traurig herum." Er erwiderte nichts. „Wo bist denn gewesen, Max?" tat die Junge zu dringlich. '„In Frundbühe! draußen," knurrte er. „Und wir sind in Seitenberg gewesen auf einer Hochzeit. Vom Vater ein Basele hat geheiratet." „Du solltest etwas mehr unter die Leute gehen, Max," fiel die Alte wieder ein. „Es ist ja recht schön, wenn Söhne dem Pater nachtrauern. Pater hat man nur einen, und so einen guten, wie der betrüge gewesen ist, findet man überhaupt nicht. Aber gar zu lange traurig

die Schuld zu Recht. — Und die Zinsen sind sämtlich ausständig — macht extra an die sechshundert Gul den." „Die Zinsen? Die haben wir immer bezahlt. Da kann ich die Hand aufheben — bei Gericht!" „Baba, zum Schwören kommst du nicht, wenn ich die Schuldscheine vorleg. Mein Vater hat aus allen anderen Schuldscheinen genau Tag und Be trag vermerkt, wo ein Zins entrichtet wurde. Nur bei euren Scheinen fehlt jeder Vermerk." „Mutter, Mutter, zahl die Zinsen!" ries jam mernd die Tochter: „ja, Max, wir zahlen

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Pagina 3 di 16
Data: 30.03.1924
Descrizione fisica: 16
Nr. 13. Vene s. > Der- Geizkragen. (Line Erzählung von R e i m m i ch!.) Sle, die dem Gerold früher Kaufangebote ge eckt halten, waren jetzt doppelt erbittert, die Ge- Wjndemänner schimpften, daß Max einen Kuckucks- Biden Menschen hcreingezogen habe, der Koopera- ^ sagte dem Freund unter die Augen, eine solche ZMllosigkeit hätte er ihm nie zugetraut, Maxens Western kamen weinend und jammernd in den k/f und heulten dem Bruder die Ohren voll, es fei himmelschreiende Sünde, das schöne väterliche

streng; „bloß wissen möcht ich, was du im vmne hast." »Nichts — nichts — gar nichts, als was wir aus- 8Macht haben," stotterte er. „Das große Geftrap- m hat mir verleidet. Dir wär es auch zu mühselig Wesen.. »ftein, nein! Es ist schön droben auf Grünes. Mlch hatt's gefreut." .»Du hättest dich furchtbar schinden müssen um »Ms und wieder nichts. Das haben wir nicht M Ich Kauf etwas Kleineres, etwas Kommo- °?rcs. wo wir ruhiger und glücklicher leben kön- M L-ß mir grad ein bißchen Zeit!" E°x! Max

hatte er in einem Lederbcutelchen. Er bestand noch in etlichen Silbermünzen, die knapp zwei Gulden au's- machten. Am nächsten Vormittag zog am Geroldhos der neue Besitzer, Gritsch mit Namen, auf. Der Gerold Max hatte drunten im Dorf beim Stössenschuster eine Kammer gemietet, wo er jetzt seine Herberge ausschlug und an einem provisori schen Eparherd sich selbst das Essen zurichtete. Hät ten die Leute eine Ahnung gehabt, wie bettelarm er war. so hätten wohl die Meisten herzliches Mitleid empfunden. So liefen aber die tollsten

hatten, bliesen mit vollem Atem in das Feuer. Namentlich Zenz, die Alte, und die Tochter Lina spionierten alles aus, was sie vom Max beobachten und erfahren konnten, und schrien es dann mit erfundenen Zutaten her um. Gar bald erzählten sich die Leute, der Gerold Max getraue sich vor Habsucht nichts Rechtes mehr zu essen. Eine pultenschwere Polenta ohne jegliches Schmalz und ein trockener Riebler, der zum Mund herausstaube, sei schon seit Wochen seine ein zige Nahrung; darum schaue er auch so verhungert

, die Makel der Habsucht lcs zu werden, und nicht selten warf man ihm das Schimpf wort „Geizkragen" offen ins Gesicht. Die Pirnigi- schen erzählten auch. daß er in der Nachtzeit keine Ruhe habe; stundenlang rumple er in der Kammer herum und mache oft Licht, um zu sehen, ob seine Schätze noch da wären. Er habe nämlich einen Sack voll Goldmünzen im Bett versteckt, die sein Gott seien und an denen er immerfort die Augen weide. Diese Mär kitzelte einigen Dieben in die Ohren. Eines Nachmittags begleitete Max

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