¬Die¬ Viertel Eisacktal und Pustertal.- (Politisch-historische Landesbeschreibung von Südtirol ; 3/4)
85. Stadtgericht Bruneck* (Hochstift Brixen). Lage : Die Stadt und ihr landwirtschaftliches Nutzungsgebiet in der Mitte des Mündungsbeckens Pustertal—Ahrntal. — Einwohnerzahl: 1700 im Jahre 1780 1 ). Das Dorf Ragen (locus Ragova), das dann zur östlichen Yorstadt von Bruneck geworden ist, wird als Besitz des Hochstiftes Brixen seit dem 10. Jh. erwähnt auf Grund der Schenkung einer edlen Frau namens Schwanhild. Daneben hat Bischof Bruno von Brixen seit 1250 das Schloß und den Markt Bruneck
, die nach ihm benannt sind, erbauen lassen 2 ). Laut einer Aufzeichnung von angeblich 1277 hat Bischof Bruno verordnet, daß die Verwaltung des „Gerichtes zu Braunegk' nicht 2u Lehen gegeben, sondern hiezu von i hm jeweils ein Richter bestellt werden solle und ebenso die Burghut des Schlosses. Es ist aber nicht sicher, ob diese nur in Ab schrift des 16. Jh. erhaltene Urkunde wirklich echt ist 3 ). Daß aber damals bereits für den Markt und die Stadt Bruneck ein eigenes Gericht bestanden hat, wird durch mehrere Belege
aus den nächsten Jahren be zeugt. So hat Bischof Landulf im J. 1298 „theloneum et steuram oppi di in Brunek' um 100 Mark verpfändet und im J. 1305 erließ er den Bürgern von Bruneck diese Steuer, wenn sie an dem Markte und an der Ringmauer, wie Bischof Bruno (1250— 1288) begonnen habe, weiter bauen. 1309 verleiht er dem Jakob Trautson zur Burg hut des Schlosses Bruneck die E ink ünfte aus dem dortigen Marktgericht 4 ). Zur selben Zeit sind aber auch schon Streitigkeiten zwischen dem Bischof von Brixen
und dem Grafen von Görz als Landesherrn des umliegenden Landgerichtes wegen dieses Stadtgerichtes zu Bruneck ausgebrochen. Ini J. 1305 ließ in dieser Sache Bischof Johann den Grafen erklären: Nach allgemeinem Gedenken sei das Gericht des Hochstiftes früher zu Alten Stegen (ein Dorf westlich von Bruneck) gehalten und dahin seien die Wachten und Steuern geleistet worden, denn dort sei damals x ) Die Tabelle in I.Ferd. Dip. 994 gibt für Bruneggen 2249 Einwohner an, da aber die Stadt im J. 1840 1660 Einwohner
zählte, sind in jene erstere Ziffer wohl die Angehörigen dea Amts gerichtes Bruneck einbezogen. 2 ) Acta Tirol. 1 S. 284; Fischnaler, Wappenbuch der Städte Tirols S. 68 f. Stolz, Deutschtum in Südtirol 4 S. 141, 165 u. 193; Tschurtschentaler, Brunecker Heimatbuch 1928 S. 20. — Ein „civis de Bruneke' wird erstmals 1266 erwähnt ( Santifaller, Brix. Urk. S. 165), das weist darauf hin, daß Bruneck damals bereits eine Bürgergemeinde, Markt oder Stadt gewesen ist. Die von Fischnaler a. a. O. mitgeteilte