¬Der¬ Auswanderer aus dem Zillerthale : ein Charaktergemälde aus dem Tiroler Volksleben
den Kreuzwegstationen nach von Mairhofen den Hügel hinauf steigt. Eine Aufschrift erzählt diese ruchlose That der Nachwelt. ^ Wenn man an dieser Stelle Vorüberacht, so wird man von einem weh mütigen Gefühle ergriffen, kaum kann man es glauben, daß fo etwas in Tirol geschehen, und doch ist es geschehen — und die Ursache — war die neue Lehre, des unheim lichen Gastes, welche Völker beglücken soll und Licht, Aufklärung und Duldsamkeit predigt. Man sieht schon, die schlechte Parthei war rührig
, aber auch die Seelsorger und Gutgesinnten schliefen nicht. Das kecke herrische, übermüthige, verhöhnende Ve nehmen der Sektirer, ihre Umtriebe konnte man doch nicht mehr so hinnehmen. Das Landgericht berichtete, die angesehendsten Gemeindemänner begaben sich in Person nach Innsbruck, um bei dem Landtage und dem Gubernium die Sache anhängig zu machen. Man verlangte entweder die Rückkehr der Sektirer zur Religivn der Väter, oder aber ihre gänzliche Ausweisung aus dem Lande Tirol. Was Ausweisung, wegen der Religion
. Kein Wunder also, daß er seiner Freunde sich so sehr annahm. Und welchen Lärm erhob erst das Ausland über das entsetzliche Tirol! Man wüthete besonders in Norddeutschland! Und der unheimliche Gast? Er hatte sich aus dem Staube gemacht, als er Wind bekam, daß von Seite der Behörde gegen ihn etwas im Zuge sei, auch fürchtete er, daß über Nacht er einmal einen Besuch von den Schwarzen bekommen könnte, die ihm dann ein etwas unliebsames Geleite durch das Thal hinaus geben könnten, Er war fort
; denn schon hatte dieser Krebs stark um sich gefressen. Wehe that dieser Schnitt dem ganzen Tirol, ein Schmer- zensschrei, ein Gefühl der Wehmuth durchzuckte das gauze Land, denn mehr als 3W seiner ehemaligen Kinder sollte es nun in die weite Welt hinausstoßen, aber wer gibt nicht gerne eins seiner faulen Glieder her, wenn er sieht, daß sonst bald der ganze Leib faul und morsch würbe. Der Auswanderer. 8 ^