Zweiter Wogen zum „H^uAerihaler Moten' Ar. 16. Bruaeck, Freitag deu 15 April <892. — 42. Jahrgang. Tiroler Volksschulgesetz. Die Beendigung des dreiundzwanzigjährigen Schulkampfes in Tirol hat allgemein tiefen Eindruck hervorgerufen. Das Ereigniß wirkte umso mächtiger, als es völlig überraschend kam. Noch vor Kurzem hatte der Bürgermeister von Innsbruck, Dr. Falk, in der liberalen Partei konferenz das bittere und scharfe Wort fallen lassen, die Liberalen würden vielleicht sogar
den Weg aus der Landstube hinaus finden, um die clericale Schulgesetzmacherei zu hintertreiben. Man war peinlich berüht davon, daß die Libe ralen sogar mit dem Aeußersten, der Abstinenz drohten, und man machte sich auf neue schwere Schulkämpfe gefaßt. Und nun kommt plötzlich die Nachricht von dem geschlossenen Frieden, dessen Bedeutung über den Bereich der Landes« grenzen weit hinausreicht. Nun ist es endlich doch gelungen, schreibt die „Presse', dem Reichs-Volksschulgesetz auch in Tirol Geltung zu verschaffen
; der zähe Wider stand, den bisher her Tiroler Landtag der Ver wirklichung der Schulgesetze im Lande entgegen gesetzt hat, ist überwunden. Man weiß, welch desolute Schulzustände in Tirol geherrscht hat ten: die Schulaufsicht gänzlich ungeordnet, die Rechtsverhältnisse des Lehrerstandes ungeregelt; der Lehrer, in anderen Kronländern ein ge achteter, meist gut fituirter öffentlicher Funktio när, litt in Tirol unter dem Drucke einer kärglichen Stellung, die mit der Wichtigkeit seines Berufes in schreiendem
im Aus schusse einhellig angenommen worden waren. Dieses Ende des Schulkampfes in Tirol ist ein moralischer Sieg des grundlegenden Gedan kens der Thronrede vom 11. April 1891, welche die Ueberzeugung aussprach, „daß bei ruhiger von Voreingenommenheit freier, auch den Stand punkt eines Parteigegners achtender Berathung es möglich sein werde, bestehende Gegensätze zu mildern und einen gemeinsamen Boden für Heilbringende Thätigkeit zu finden.' Im Sinne dieses Programms wurde, wie Graf Taaffe wiederholt betont
hat, an keine Partei das Ver engen gestellt, ihren grundsätzlichen Standpunkt zu verleugnen, sondern nur auf die einseitige Durchsetzung rein parteimäßiger Wünsche zu verzichten. Von denselben Gesichtspunkten haben sich die liberalen und die clericalen Deutschen m Tirol leiten lassen und dafür gebührt ihnen die dankende Anerkennung jedes österreichischen Patrioten. Lanötag. Innsbruck, 7. April. Auf der Tages ordnung der heute Vormittags abgehaltenen Sitzung befand sich die Berathung über das Schulaufsichtsgesetz