war . . .' „Aber ich bitte Sie! Ich kann dort unmög lich logieren. Ich kenne doch den Besitzer des Schlosses gar nicht.' Marat meinte, das täte nichts zur Sache. Graf Lavalliere besuche sehr selten sein Schloß. Meistens sei er in Paris. Anwesend sei Gaspard, der ihm befreundete Kastellan. Schon häufiger hätte Gaspard Gäste beherbergt, die er, Marat, empfohlen hätte. Michele überlegte hin und her. Was blieb ihr übrig? Sie stimmte notgedrungen Ma- rats Vorschlag zu und packte ihre Sachen
, die er kurzer Hand und unbekümmert dem Adreß buch Dperns entnahm: Duval, Dupont, Du- paare, Duchateau, Dumoulin Cr schrieb und schrieb, bis sämtliche Felder gefüllt waren, er schrieb, bis das Hotel keine Zimmer mehr zu vergeben hatte. 1 „Das Amt gibt keine Antwort', meldete der Pqge. „Wahrscheinlich Störung durch den Sturnt.' . Michele kam.in diesem Augenblick die Treppe herunter, um sich zu erkundigen, ob man das Schloß wegen ihrer Einquartierung befragt hätte. „Gewiß, Madame, ich habe soeben an- gemfen
Michele ihren leichtfertigen Entschluß und überlegte, ob es nicht ratsamer wäre, umzukehren. War sie nicht töricht? So ein abenteuerliches Unternehmen! Zweifel los würde kurz entschlossene Umkehr gescheiter sein. In Poem bestand doch die Möglichkeit, Quartier bei einer der guten Bürgerfamilien des Städtchens zu finden. Michele stieß den Kutscher an. Vergeblich. Der reagierte nicht. War er betrunken? Taubstumm? Er zeigte mit dem Peitschenstiel auf etwas unbestimmtes Graues, murmelte Unverständ liches
. Wurde der Weg besser? Waren das Turme? Die Räder knirschten im Kies, und der Wagen rollte durch eine breite Allee und hielt vor einem mächtigen Portal. Erlöst sprang Michele auf die Erde. Vor ihr lag das Schloß. Das Schloß In Flandern. Sie hob den massiven Türklopfer, ließ ihn , fallen. Dröhnend rollt« der wuchtige Schlag durch die abendliche Stille, weckte im Haus t vielfältiges Echo. . Der Kutscher blieb ohne Anteilnahme. Er band den Pferden den Futtersack vor, hüllte ihre dampfenden Leiber
in gelbe Decken. Die Spitzen hoher Bäume verschwanden in tief sich senkendem Redest Aus dem Innern des Schlosses vemahm Michele schlürfende Schritte, die näherten sich dem Hauptportal. Schmerzlich kreischte ein schweres Schloß, und dann drehte sich, schwer, fällig im Scharnier, ein Türflügel. Auf der Schwelle stand ein alter Mann mit weißem Haar, ein schwarzes Samtkäppi auf dem Kopf und in der Hand einen vielkerzigen Kandelaber. Die im Winde flackernden Lich ter warfen unruhigen Schein auf, die ver