dieses Phänomen von einem Hund mitten auf dem Fahrdamm stehen, unbeweglich, stei nern, in majestätischer Haltung, und der Jungen Herz schlug ! ungestüm und laut vor verhaltener Erregung. Sie fühlten sich wie harmlose Menschen, die urplötzlich von einer ungeheuren Gefahr überschattet werden und nicht wissen, wie sie sich ver halten sollen, keinen Ausweg sehen und keine Möglichkeit, dem drohenden Untergang zu entrinnen. In diesem Augenblick kam, übermütig und ein bißchen frech vor sich hinpfeifend, Bruno
die Straße herab. Bruno, der an erkannte Führer dieser kleinen Bande Neun- und Zehn jähriger, der ihnen seit eh und je als leuchtendes Vorbild aller Tugenden eines echten Jungen galt. Bruno wohnte in dieser Straße, so war es nicht weiter ver wunderlich, daß er plötzlich in das Gesichtsfeld seiner Kame raden geriet. Die mit ungeheurer Spannung dem langsam näher Kommenden entgegenblickten, wohl wissend, daß die nächsten Minuten, so oder so, eine Entscheidung herbeiführen mußten. Bruno, im Gehen intensiv
. Die Ge sichter der Iungens wurden immer länger — aber sie riefen nicht. Sie blieben, wie unter einer gemeinsamen Verabredung, vollkommen still. In diesem Augenblick sah Bruno von seiner Bastelei, die bislang seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch genommen hatte, auf. In der nächsten Sekunde überschaute er die ganze Situation. Er sah die Jungen, seine Kameraden, die sich ängst lich und erwartungsvoll in jener Hausecke, hundert Meter entfernt, zusammendrängten. Sah den Hund, ungeheuer groß und noch immer
unbeweglich auf dem Fahrdamm stehend, als warte er nur auf den geeigneten Anlaß, sich über irgend jemanden herzustürzen und ihn zu zerfleischen. Und er wußte sofort, was er zu tun hatte. Bruno ließ den Türdrücker los, als hätte er nur so nebenbei, nur so aus Versehen oder aus Spielerei danach gegriffen. Er wußte: Wenn ich jetzt ins Haus gehe, dann werden sie alle denken, ich habe Angst. Dann ist meine Rolle ausgespielt, dam wird niemand mehr mir gehorchen wollen. Dann werde ich als Feigling verschrien
.. • Bruno verließ den Bürgersteig, ging auf der Mitte des Fahrdamms weiter. Er spielte wieder gleichgüllig mit seiner Katapult, er pfiff gleichzeitig vor sich hin. Niemand, der dies Pfeifen hörte, hätte wissen können, wie schwer es dem Knaben fiel. Jetzt war er nur noch zwanzig Schritte von der Dogge eni- fernt, jetzt zehn. „Gleich bin ich tot", dachte er verzweffelt, ohne doch seinen Schritt zu verlangsamen. Und dann... Dann stand er unmittelbar vor dem Tier Legte seine braune, schmutzige Knabenhand