dies sozusagen eine Genug tuung, die seine Frau forderte. Wenn er, Hark, daher raten dürfe, so würde er dem Herrn Doktor empfehlen, an einem der kommenden Abende nochmals zu Frau Fehr zu gehen. Diesmal brauche er ja nicht die ganze Nacht zu bleiben. Ein bis zwei Stunden würden vollkommen ge nügen. Nur wäre es gut, Frau Fehr vorher davon in Kenntnis zu setzen. Frank nickte und erklärte sich lächelnd einverstanden. Er war von dem Gelingen der Komödie aufs angenehmste überrascht, konnte an soviel
Schicksalsgunst gar nicht glau ben und als Hark ihn nach kurzem Besuch verließ, trug er ihm auf. Frau Lisa seine ergebensten Handküsse zu über mitteln. An jenem Abend aber fühlte er das Bedürfnis, sich zu zerstreuen, seinen Gedanken eine andere Richtung zu geben. Er fuhr in die Oper und hörte mit Genuß die „Hugenotten". Wenn Frank auf der Straße ging, pflegte er sich die Leute, die ihm entgegen kamen, anzuselien. Auf die Art übersah er selten Bekannte und fand Vergnügen daran, viele, oft nicht uninteressante
Grotzstadttypen zu be obachten. Auf diese Art kam es auch, daß er Adrienne Fehr wiederfand. — Es war ein sonniger Nachmittag: einer jener Früb- jahrsnachmittage. die auf dem Lande erquickend, in der Großstadt aber erfüllt von vorsommerlicher Schwüle und Verkehrsgetöse sind. Scharen von Menschen drängten sich auf den Trottoirs, die überfüllten Straßenbahnwagen bewegten sich nur stockend unter geduldigem Läuten. Frank stand mit einem Bekannten unter dem Eingang des Hotels Bristol, als plötzlich im Gewühl
der durch- ^n^L/^enden Menschen ein Gesicht sah, das ihm im ersten Augenblick nur bekannt schien, bis er zu wissen glaubte . . . Ja, es war dieselbe überzarte Gestalt, der müde Gang, die tiefdunklen Haare und das ein wenig slawisch geschnittene Gesichtchen. Jetzt mit einem Male wußte er, wie Adrienne Fehr aussah, jetzt — da er sie wieöersah. Sie ging hastig und trug ein Paket im Arm. Ihr An zug war sehr einfach, aber doch vollkommen „Dame". Frank zögerte keinen Augenblick, ihr zu folgen und ver abschiedete
sich von seinem Begleiter. Sie steuerte auf eine Straßenbahnhaltestelle zu und spähte ungeduldig die Schienen hinab, auf denen ein Wagen hinter dem anderen langsam angerollt kam. Der Ansturm, den die vielen Menschen auf die Plattformen ausführten, war so ungestüm, daß sie wiederholt kraftlos zur Seite geschoben wurde. In ihren Mienen zeigte sich bald eine Unruhe, fast eine Niedergeschlagenheit, wie sie um so geringfügiger Ursache willen nur stark nervöse, kampfmüde Menschen zu äußern pflegen. Frank stand unter dem Dach