Der Graf stellte ärgerlich seine Frühstückstasie beiseite. „Sprich nicht so thöricht, Leo. Wenn die Frau viel ans Aeußer- lichkeiten giebt, so hättest doch gerade Dn, dächte ich, keinen Grund, ihr deswegen zu zürnen,' „Warum gerade ich?' fragte der junge Mann, der eifrig be schäftigt war, Brotkügelchen zu drehen. „Aber, mein Gott, willst Du denn nicht begreifen? Sage offen, wie gefällt Dir Helma?' Leo antwortete nicht; sein Blick irrte über das verschlungene Muster des Teppichs. „Nun, mein Sohn
, wie gefällt Dir Helma?' fragte der Graf noch einmal. Leo, der aufgestanden war, stützte sich auf die Sofalehne und sagte, den Grafen voll anblickend: „Helma ist ein angenehmes, liebenswürdiges Mädchen, doch sie ist nicht das Weib, das ich einst heimführen möchte!' Der Graf richtete sich straff auf. Mit durchbohrendem, ja fast drohendem Blick trafen seine Augen den Sohn. Den jungen Grafen schien der Blick des Vaters nicht im ge ringsten zu beirren; er mußte sein festes Ziel vor Augen haben. Und ebensowenig
thaten es dessen Worte, als derselbe mit unge wohnter Betonung zn ihm sprach: „Du solltest Dir Zeit lassen zur Besinnung, ehe Du Derartiges sagst. Ich habe Dir niemals ein Hehl daraus gemacht, daß wir über unsere Verhältnisse leben, daß —' Leo unterbrach ihn. „Ich weiß, Papa, aber es ist so lange gegangen, es wird wohl auch noch eine Zeitlang weitergehen. Ich aber kam, um Dir eine wichtige Mitteilung zu machen. Ich beabsichtige, mir einen Haus stand zu gründen. Das Mädchen, welches ich liebe, besitzt
Du. Es wird nicht mehr so gehen, sageich. Steinbeck ist verschuldet, stark verschuldet. Ein Jahr würde ich es vielleicht noch halten können, — doch schließlich — ein Bankerott ist unvermeidlich!' Leo richtete die Augen starr auf den Vater. „Unvermeidlich, unvermeidlich!' stammelten seine zuckenden Lippen. „An Dir liegt es, Leo, wenn Du das Glück, das sich Dir bietet, beim Schöpse nimmst!' sagte der alte Graf, beide Hände auf die Schultern des jungen Mannes legend, „so läßt sich das sonst un vermeidliche abwenden
. Wohl, Zeiten waren gekommen, in denen er seine Liebe zu Anne-Marie für Thorheit erklärte, — freilich, — doch er liebte sie. Und wer liebt ohne Hoffnung? Heute hatte er feinen Eltern die Neigung gestehen wollen und kich zwar auf einen ernstlichen Sturm gefaßt gemacht, aber doch nicht daran gezweifelt, alle Vorurteile zu besiegen. Ein Kampf stand ihm bevor, ein Kampf, den er mit sich allein ausznfechten hatte. Gegen Mittag mußte Leo in Begleitung seiner Mutter den Hohenstein'schen Damen