v. Körber im Falle deS tschechischen Widerslagegen die AuSgleichsberatungen im Parlamente das Abge ordnetenhaus auflösen wolle, großes Aufsehen. In einem öffentlichen Schreiben bespricht der Vizepräsident des Abgeordnetenhauses, Prof. Kaiser, die innere politische Lage. Die Lage der Deutschen in Oesterreich — schreibt er — muß derzeit, obwohl so manche Verhältnisse für die Deutschen nicht ungünstig liegen, als eine keineswegs gesicherte, beruhigende bezeichnet wer den. Gewiß ist es sür die Deutschen
günstig, daß die Staatsregierung sich derzeit in den Händen von deutschen Beamten befindet, welche die Deutschen nicht weiter zurückzudrängen be absichtigen und die Verfassung und den Parla mentarismus aufrechtzuerhalten bestrebt sind. Durch die Erzielung der Arbeitsfähigkeit des Hauses haben die Deutschen auch für sich eine bessere Stellung errungen. Sollen Verfassung und Parlament sich festigen, dann müssen alle ehrlichen Volksfreunde auf das entschiedenste gegen die Verrohung der parlamentarischen
Sitten auftreten. Die Sache des VolkStumS fordert, daß alles getan werde, um möglichst alle Deutschen in nationaler Hinsicht zu einigen zu unentwegter Abwehr aller Angriffe, wie dies auch bei den Slaven der Fall ist. Die Deutschen müssen aber endlich etwas politischer vorgehen. Sie müssen zur Einsicht kommen, daß auch eine durch und durch deutsche Regierung sich nicht erhalten kann, wenn die ihr nächststehenden Parteien aus Furcht, durch parlamentarische Demonstrationen Radikaler nach außen
hin übertrumpft zu werden, sie jeden Augenblick im Stiche lassen. Ein gehässiges verletzendes Vor- gehen unter den deutschen Parteien und gegen die nichtdeutschen wird die Sicherung des nati onalen Besitzstandes gefährden. Bleiben die Deutschen einig, dann wird die Sache des Deutschtums lind des Staates siegen. Die Tiroler Autonomiefrage. Wie der „Unterinntaler Bote' aus guter- Quelle zu berichten weiß, wird der tirolische Landtag in diesem Herbste nicht mehr zusamnuw- treten. Wenn diese Meldung den Tatsachen
» entspricht, ist selbstverständlich an eine Wieder aufnahme der Verhandlungen über die Autonomie Welschtirols in diesem Jahre nicht mehr zu den!?n. Ausland. Deutschland. Die Rede des Kaisers in Posen, sowie der überaus gnädige Empfang, der dem Erzbischof v. Stablewski zu teil geworden, soll, wie der Krakauer „Nova Refonna' nuldet, unter den Polen die Neigung zur Verständigung mit der- deutschen Regierung hervorgerufen haben. An der Spitze der Ausgleichsströmung steht eine große Anzahl polnischer