L Der neue Zolltarif und der daraus fußende Vcr-^ tragszoll mit dem Deutschen Reiche bedeutet für das Land Tirol eine außerordentliche große Gefahr. Ich werde mich ernstlich hüten, zu übertreiben und in aller Ruhe und Objektivität die Folgen dieses Zolltarifes und Vertragszvlles für Tirol darstellen. Tirol kommt in eine sehr ernste, in eine sehr kritische Situation. Ich habe schon vor zwei Jahren im Zollausschusse erklärt, daß Tirol durch den autonomen Zolltarif einerseits
. 1. Infolge des neuem autonomen Zolltariscs werden für Tirol die wicht gsten und unentbehrlichsten Importartikel verteuert 2. Infolge des Vertragszolles mit dem Deutschen Reiche werden fast alle Exportartikel entwertet. — Das sind die zwei Markstein.', von welchen aus man die ganze zukünftig? wirtschaftliche Lage Tirols überblicken muß. Es ist bekannt, daß der Bedarf an Getreide in Tirol nur zu einem Drittel aus der cigencnProduktion gedeckt wird, während zwei Drittel des gesamten Getreides importiert
weiden. Es werden nämlich jährlich 11.000 Waggons, das sind Vl t Millionen Meterzenter Getreide nach Tirol cingeiührt. Nun wird der Gctrridezoll nach dem neuen Zolltarif durchschnittlich um 3 Kr. erhöht. Dies wird gewiß in jenen Jahren eintreten, wo Oesterreich-Ungarn seinen eigenen Bedais nicht decken kann, wenn eine Mißernte eintritt, wie zum Beispiel >m vergangenen Jahre, wo in Ungarn eine Mißernte eingetreten ist. Die Gctrcideprci'e sind infolgedessen, trotz des niedrigeren Gctrcidczolles, Heuer
bedeutend gestiegen. Die Erhöhung der Getrcidcpreise wird gewiß dann eintreten, wenn eine Zolltrcnnung von Ungarn zu stande kommt. Denn es ist allgemein bekannt, daß wir aus Ungarn jährlich 19 Millionen Meterzentner Getreide importieren. Wenn wir nun annehmen, daß der Meterzentner Getreide infolge des erhöhten Zolles durchschnittlich um 1 Krone steigt, was ge wiß eine mäßige Steigerung ist, so bedeutet dies für Tirol eine jährliche Mehrbelastung von 1 1 l l Millionen Kronen. Es ist dies eine Tatsache
, vor der man die Augen nicht verschließen darf. Wenn, was ich den Gelrcidcproduzcntcn von Herzen wünsche, d:r Preis des Meterzentners Ge treide auch nur um 1 Krone erhöht wird, so be deutet dies für uns eine Mehrbelastung von l l / t Millionen Kronen jährlich. Wenn im Falle einer Mißernte oder einer Zollirennung von llngarn die Getreidcprcisc um 2 und 3 Kronen sich erhöhen sollten, also um die ganze Differenz zwischen dem früheren und dem gegenwärtigen Zolle, so bildet das für uns in Tirol, wenn diese Eoentualität