. Sie waren in einem Alter, aber von sehr verschiedener Gemütsart. Leoka dia, eine echte Italienerin, lebhaft, munter, immer in Bewegung und Thätigkeit; Rosa, das sanfte, stille deutsche Mädchen, liebte die Einsamkeit und das Nachdenken, und dennoch hatten sich diese zwei Mädchen, so verschieden ihr Charakter, ihre Erziehung und Abkunft auch waren, in kurzer Zeit so liebgewonnen, als wären sie Schwestern. Sie sangen und spielten miteinander; sie besuchten miteinander die Spaziergänge des Klosters und theilten
und billigten sie die herzliche Freundschaft ihrer Tochter mit Rosa, aber nicht ohne Absicht; sie wünschten der lebhaften unruhigen Leoka dia in Rosa eine sanfte, stille Freundin zu geben. Rosa's frommer, demüthiger Sinn konnte nur günstig auf Leokadia's lebhafte Gemüthsart einwirken, und ihr jene Milde und Ruhe geben, welche eine Jungftau so sehr auszeichnet. Graf und Gräfin Rimin entdeckten ihren Wunsch der Oberin, aber diese willigte nur ungern und widerstrebend ein; doch glaubte sie darin