nicht zu erscheinen. Zur Wahlbemgung. Meran, 18. April. L. Die aus Anlaß der bevorstehenden Gemeinde ausschußwahlen in der Stadt Meran augenblicklich im Gange befindliche Wahlbewegung unterscheidet sich von ähnlichen vorangegangeneu Situationen früherer Jahre dadurch, daß Heuer zum ersten Male außer den bis her bestandenen gegnerischen Parteien der Liberalen und der Conservativen eine dritte Partei auf dem Plane erscheint, welche sich selbst den, ihre Stellung zwischen den seitherigen Extremen andeutenden Namen
einer „Mittelpartei' zulegt, ein Name, der ihr in dessen in Wahrheit nicht zukommt, da sie keineswegs die Mitte zwischen beiden Parteien einnimmt, sondern ganz entschieden gegen rechts hinneigt. Die Bildung einer derartigen Partei hat nichts Auffallendes an sich. Es liegt in der menschlichen Natur tief begrün det, daß sich aller Orten stets eine Anzahl unent schiedener Charactere findet, welche dem Widerstreit der verschiedenen, ihr Dasein berührenden Interessen unterliegt, haltlos
zwischen der einen und der anderen Richtung hin und her schwankt und, aus Furcht, es mit einer Partei zu verderben, es keiner von beiden recht macht. Für derartige Naturen ist eine „Mittel partei'' ein höchst erwünschter Unterschlupf, eine Art von Asyl, in das sie sich vor ihrer eigenen Haltlosig keit retten, in dessen sicherem Schirme sie sich in die Brust werfen und der Welt weis machen können, daß auch sie eine Ueberzeugung besitzen, daß auch sie einer Fahne folgen, deren Farben allerdings so undeutlich und verwaschen
sind, daß sie einem, zu irgend welchen häuslichen Verrichtungen dienenden Gewebe weit ähn licher sieht, als einer stolzen Standarte. Politische Grundsätze proclamirt eine „Mittelpartei' nicht; sie hat ja in der Regel überhaupt keine; sie ist die Partei der Grundsatzlosigkeit und ihr Programm, soweit es sich nämlich erkennen läßt, ein rein wirthschaftliches. Es klingt so schön, so verführerisch, wenn man den Wählern versichert, lediglich ihre materiellen Inter essen im Auge behalten zu wollen; es fragt
sich nur, ob die Befriedigung dieser Interessen ganz allein, mit Hintansetzung und Verleugnung jedes höheren, ideale ren Zieles bei den vorherrschenden Verhältnissen über haupt möglich ist. Jeder denkende Mensch, der sich die Mühe nimmt, auch nur vierzehn Tage lang den Lauf der Dinge in deu Tagesblättern zu verfolgen, insbesondere aber Jeder, der Gelegenheit hatte, die Entwicklung unseres Curortes durch alle Stadien einer Betrachtung zu unterziehen, muß zu der Ueberzeugung kommen, daß eine Partei, welche nicht darauf