waren es, die Orthoff zum Nachdenken über das Wesen der Zeitung veranlaßten. Das heißt: das Problem in feiner Tiefe interessierte ihn gar nicht. Er empfand instinktiv, daß die bisherigen Zeitungen in einer Manier erstarrt waren, und daß man dem Publi kum etwas Neues bieten müsse, daß der, der zum erstenmal etwas Neues brächte, auch den Erfolg hätte. Orthofss These stand fest: Keine gebildete Zeitung, eine »müsänke Zeitung will der Leser. Alles, vom Anfang bis zum Ende, muß schön mundgerecht gemacht
werden, alles witzig, ein bißchen Frivolität schadet keineswegs, nur Sen sationen, lauter Rosinen im Kuchen. Unsere Generation pfeift auf Ethik, und ich bin nicht dazu da. um Menschen zu erziehen, wir wollen sie vergnügen, sie unterhalten: das ist der wahre Zweck der Zeitung! So etwa waren die Gedankengänge Orthofss, die er bald in die Tat umsetzen sollte, und die ihn zu jenem reichen, angesehenen und einflußreichen Journalisten machten, der er nun war. Zu jener Zeit vertrat er einmal den auf Urlaub befindlichen
Kollegen, der den volkswirtschaftlichen Teil der Zeitung leitete. Es war dies ein Orthofs gänzlich fremdes Ressort, vor dem er immer Achtung empfand, weil es doch ein wenig Wissen und Bildung erforderte, Elemente, vor denen Orthoff noch immer in Hochachtung erstarb, weil er ihren Mangel bei sich selbst bitter empfand. Nun er eignete es sich, daß eine der größten Jndustrieunterneh- mungen in eine üble Geschichte verwickelt wurde und seine Aktien an der Börse sprunghaft fielen. Alles hing davon
, wie eine bürgerliche Zeitung berichtet, von der neuen Leitung der Alba geplant sein, den durch den Entscheid der Generalversammlung abgesetzten Obmann M u n g e n a st als Geschäftsführer anzustellen. schlagen, und zwar eines, an dem Sie verdienen können und noch dazu viel verdienen können." Und nun entwickelte Orthoff mit feurigen Worten sei nen Plan von der Erneuerung der Zeitungen. Der Indu strielle hörte ruhig zu und erkannte die Möglichkeiten, die in diesem jungen Menschen beschlossen lagen. Er bestellte
, daß es schon eines ausgewachsenen Germanisten bedürfe, um die Fehler des Chefredakteurs aus den Manuskripten entfernen zu können. Die neue Zeitung erregte auch in der Oeffentlichkeit sofort allgemeines Interesse. Es war etwas Neues für das Auge. Gegen die bisher ruhige Form der Zeitung, war hier alles marktschreierisch. Titel über die ganze Seite, die Ueberfchriften frech und laut, amüsante, lustige Plaudereien. Bilder und Karikaturen unterbrachen den Text, kurz, der Leser sah etwas Ungewohntes und kaufte