der Religion so eintritt. Sie rufen mir zu: „Immer!' Nein, das war nicht immer so. (Beifall im Zentrum und rechts). Wo war zur Zeit des Kulturkampf es die nationalliberale Partei? Wo waren Sie, als man ehrwürdige alte Geistliche ins Gefängnis warf? Wenn Sie über Ver rohung klagen, dann suchen Sie die Schuld nicht allein bei den Sozialdemokraten, sondern greifen Sie auch an die eigene Brüst und rufen Sie: mea culpa, mea maxirna. Wenn Sie jetzt derart die Noth wendigkeit der Religion betonen
, dann helfen Sie uns auch in der Volks schule den Einfluß der Kirche zu kräftigen, dann helfen Sie uns im Land tag beim Volksschulgesetz! Wir sind Ihnen dankbar, aber Sie dürfen uns nicht ver wehren, wenn wir an die Vergangenheit erinnern. Jeder dieser Sätze des Württembergischen Zentrumsführers ward vom Zentrum mit stürmischem Beifall begleitet. Der national liberale Graf Oriola suchte die Angriffe Gräbers auf feine Partei abzuwehren und fügte bei: „Der Kulturkampf liegt hinter uns. Wir treten
hat an dieser Debatte selbstverständlich kein Gefallen ge sunden, namentlich nicht daran, daß selbst ein Mitglied der nationalliberalen Partei solch' ungewohnte religiöse Töne anschlug. Das hat ihr „auf die Nerven gegeben'. Die „Frkf. Ztg.' schilt den Protestanten Paasche einen „Junker und Pfaffen', und höhnt,, so lange es einen Reichstag gebe, habe noch kein nationalliberaler Red ner über ein ähnliches Thema solch' jubeln den Beifall vom Zentrum und von der Rechten geerntet. Die Hauptgefahr, die dem religiösen
Landleute theil und bildete derselbe eine der großartigsten Kundgebungen der niederöster- reichischen Bauernschaft, die je von der christlich sozialen Partei veranstaltet wurde. — Die DolkS- halle des RathhauseS war bereits um 9 Uhr, wiewohl die Versammlung erst für 7,11 Uhr angesetzt war, zum Erdrücken voll. Alle die Späterkommenden, die nach Tausenden zählten, erlangten infolge dessen keinen Einlaß mehr und begaben sich dieselben entweder in den Rathhaus keller oder in die nächstgelegenen Gastwirth
schaften. — Von Vertretern der antisemitischen Partei waren erschienen: Bürgermeister Dr. Lueger, die Abgeordneten Fürst Liechtenstein, Dr. Scheicher, Dr. Geßmann, Mayer, Axmann, Kletzrnbauer, Schreiber, Eichhorn, Daschl, Rizler, Jos. Baumann, Huber, Steiner, Sengstbratl, Ritter v. Troll, Thoma, Professor Schlesinger, Jax, Professor Sturm, Wohlmeyer und Dr. WeiS- kirchner, ferner fast sämmtliche Landbürgermeister Niederösterreichs und zahlreiche Gemeinderäthe und Bezirksausschüsse der Stadt Wien