wir Südtiroler Boden betreten mögen, sei es über den Brenner oder den Reschen, sei es von der Schweiz, von Kärnten oder Welschtirol her, immer müssen wir erst an eindrucksvollen Berggruppen vorbei, die wie Säulen das Innere eines Tem pels jenes Stück Paradies umstehen, das wir durch die Namen: Bozen, Ueberetsch, Meran zu umschreiben pflegen. „Wo König Ortler seine Stirn swlz in die Lüfte reckt, Dort in des Haunolds Alpenreich, das tausend Blumen deckt, Da ist mein liebes Heimatland', so singen die Bozner
Beständen der Birke und der anspruchslosen Föhre. Germano Poli, noch 1905 Mitglied des Innsbru cker Historikerklubs, inzwischen italienischer Monograph der „Venezia Tridentina' (Süd- und Welschtirol) geworden, empfindet diese Gegend als „eine Welt von ausgesprochen italienischem Charakter. Die Luft, die Berge, der Boden, das Kleid der Natur sprächen deutlich von dem römischen Wesen der Landschaft'. Aber wo fänden wir wohl in Alt italien solche Waldungen, wie sie hier an Wein und Obst grenzen
-, Hof- und Ortsnamen — nur geringe Flächen auf Mittelgebirgsleisten oder trockenen Schuttfächern von der romanisierten (d.h. noch lange nicht „italianisierten') räti- schen Urbevölkerung besiedelt. Mit bewundernswertem Ei fer rodeten sie die Wälder; trieben sie die Siedlungs- und Getreidegrenzen in Höhen, die das italienische Volk seinem Lebensraum nirgends abzuringen vermochte; machten sie die Sümpfe der Talböden urbar und für ihre Wirtschaft nützlich. „Wir haben diesen Boden uns erschaffen
Durch unsrer Hände Fleiß, den alten Wald, Der sonst der Bären wilde Wohnung war, Zu einem Sitz für Menschen umgewandelt; Die Nebeldecke haben wir zerrissen, Die ewig grau um diese Wildnis hing, Den harten Fels gesprengt, über den Abgrund Dem Wandersmann den sichern Steg geleitet; Unser ist durch tausendjährigen Besitz Der Boden!' (Schiller, Wilhelm Tell). Südtirol — deutscher Süden! Zwei Bilder zum Abschluß noch aus den unendlich vielen: Von den schnee bedeckten Hängen gleitet der Ski mitten hinein