noch im tirolischen Hochlande, gleich der Edelraute, die an der höch sten Alpenwand erst seine goldene Krone entfaltet, wann die Blüthen unten im Thale schon zu welken beginnen. Ehe in Tirol, die unS mehr als gemeine Meistersänger bekannten Dich ter, als: Sendlingcr von München, der um 1394 ausRunggl- stein sang, Johann von Eßlingen, ein Geistlicher zu Tramin, welcher 1416 eine Weltchronik dichtete, und Konrad Vintler, der Verfasser deS Tugendbuches um daS Jahr 15l1, in ihrer Kunst sich zu üben begannen, gingen
ihnen in diesem Zeiträume noch ol5 Pfleger» jener Alpenblume und als Minnesänger voran: Ftiederich von Sonnenburg, ein geistlicher Dichter um 1273 und Hartmann von Starkenberg um 1290. — Alle bisherigen übertraf aber, obgleich der spakste unter ihnen, Ritter OSwald von Wolkenstein, ein Zeitgenosse und- Geaner Herzog Friedrichs mit der leeren Tasche. Er war ein jugendlicher Abenteurer, und zugleich der letzte deutsche rit terliche Minnesänger, welcher dem von Friedrich gedemüthigten Ritterthume in Tirol gleichsam raS
Abwe senheit nach Tirol zurück, aber, obgleich erst 23 Jahre alt, schon mit grauen Härchen und tiefgesurchten GesichtSzügen und mit der Kenntniß von zehn Sprachen, wie er selbst erzählt : „Französisch, Morisch, Katlom'sch und Kasttlian, Deutsch, Latein. Windisch, Lompartisch, Reußisch und Roman — Die zehen Sprach' hab ich gebraucht, wan wir zeran' (als wir verzehrten.) Bald darauf wollte er, von Sabina Jäger, einem Edel- sräulein von TiftnS am Eisak, dazu angefeuert, eine Wallfahrt nach Jerusalem