Seite 2 Meramr Zeitung. Nr. 13? auch eine Weile mit der prinzipiellen Anerkennung ihrer Wünsche zufrieden, wiederholen ihre Forderungen nur so öfter, weil sie sich die prinzipielle Anerkennung der „Gerechtigkeit' und „Billigkeit' ihrer Forderung solcherart mehrfach bestätigen lassen wollen; endlich aber dringen sie doch auf Erfüllung und diese kann ihnen dann nicht mehr verweigert werden. So ist es bis jetzt mit den nationalen Forderungen der Nicht deutschen in Oesterreich fast durchwegs
gegangen. Man suchte sich die Ungestümen für den Augenblick vom Halse zu schaffen und verpfändete ihnen dafür die Zukunft. Solche Aufschub-Politik kann nur schlechte Früchte tragen. Wir sehen denn auch daS nichtdeutsche Schulwesen in Oesterreich eine nie geahnte Ausbreitung gewinnen, das deutsche Schulwesen mehr und mehr eingeengt. Die Nichtdeutschen erklären das als eine Gerechtigkeit, die man ihnen schuldig sei; die Deutschen erschöpfen sich in Kämpfen, das ihnen noch Verbliebene festzuhalten
und das Ende deS Ganzen ist tschechisches Staatsrecbt und Slavisierung Oesterreichs. AuS lauter Gerechtigkeit gegen die Nichtdeutschen wird man in Oesterreich ungerecht gegen die Deutschen und über sieht man die Nothwendigkeiten für den Staat und seinen Zusammenhalt, bis eS zu.spät sein wird. Des Langen und Breiten hat sich Herr v. Gautsch über eine zweite tschechische Universität, welche die Tschechen just inBrünn haben wollen, ergangen Die Universität kann nicht, kann noch nicht errichtet
dieser Angelegenheit und auch die politischen und nationalen Seiten der Schulfragen zu unterschätzen, sonst könnte er sich nicht so durchaus auf den Schulstandpunkt stellen und höchstens daneben noch lediglich den finanziellen Erwägungen Raum geben. ES nützt nichts, so zu thun, als wäre jede Schulforderung der Nicht deutschen lediglich eine Kulturforderung. Alle Welt in Oesterreich weiß, daß das nicht der Fall ist und daß die Ziele dieser Schulforderungen auf etwas ganz Anderes gerichtet
der Schwierigkeiten, keineswegs eine Lösung der Frage: Wie soll eine österreichische Unter richtSverwaltung vorgehen, um die Thatsache der ver schiedenen Nationalitäten in Oesterreich, ihre berech tigten und unberechtigten Ansprüche mit dem Bestände und Zusammenhalte desselben und mit der Rück sicht auf diedeutscheNati onalitätda selbst, welche den Kitt des Reiches bildet, in Einklang zu bringen? Herr v. Gautsch w a r bereits einma' Unterrichtsminister und war es dann wieder einma' nicht; das Letztere