- Wahlen schreibt unser Wiener Correspondent un term 29. Juni: „Die Ergänzungswahlen in die Prager Handelskammer sind also doch zu Gunsten der Deutschen ausgefallen. Angesichts der rührigen Agitation, welche das böhmische Wahlcomitö betrieb, muss es geradezu überraschen, dass von den zwanzig Mandaten, welche die Sectionen dcs Bergbaues, der Großindustrie und des Handels zu vergeben halten, neunzehn in die Hände deutsch-liberaler Candidaten und nur eines und anch dies nur durch Zufall (durch das Los
30 ihre Stimmen ab. Hievon stimmten 13 für den nationalen Candidaten Wondraczek und 17 für den deutschen Candidaten Frhrn v. Niese-Stallburg, welcher sohin gewählt er scheint. In der Großindustrie-Section betheiligten sich von den 304 Wahlberechtigten 283 an der Wahl. Gewählt wurden die Deutschen Bergmüller, Kubinzky und Riedl mit je 242, Bernard und Mercy mit je 141 Stimmen. Das sechste Mandat, welches diese Section zu vergeben hatte, fiel durch das Los dem Czechen Bondy zu, der gleich dem Deutschen Wanda
14l stimmen erhalten hatte. In der Handels-Section, welche 1280 Wähler zählt, von denen nicht ganz 1100 stimmten, drangen die drei zehn deutschen Candidaten Rödl, Müller, Jarsch, Tempsky, Brosche, Treybal, Stüdl, Haas, Perelis, Quoika, Waraus, Beer und Batka mit durchschnitt lich 200 Stimmen Majorität durch. Durch dieses Resultat der vorgestrigen Wahl ist bis auf weiteres, das heißt für drei Jahre, der deutsch-liberale Cha rakter der Prager Handelskammer gesichert, denn die Majorität
, welche die Deutschen nunmehr in der Kammer besitzen, wird durch den Ausfall der Wahl in der Gewerbe Section, welche gestern stattfand und jedenfalls zu Gunsten der Czechen ausfiel, nicht in Frage gebracht. Wie e» scheint, hat dieses Wahl- Ergebnis in czechischen Kreisen geradezu Verblüffung hervorgerufen, indem man mit Äichecheit auf den Sieg gerechnet hatte. Die czechischen Blätter trösten sich indes mit der Hoffnung auf spätere Siege. Die einflußreicheren von ihnen suchen gleichzeitig cal- mierend zu wirken
und mahnen entschieden zur Auf» rechthaltuug der Ruhe, die durch Ausschreitungen des Pöbels besonders gegen die deutschen Studenten und durch Keilereien zwischen czechischen und deut schen Studenten, so beispielsweise am 28. ds. in Kuchelbad, in den letzten Tagen wiederholt gestört wurde.' Der Gemeinde-Ansschnss von B r ü n n hat am 28. Juni die Anordnung des Landesschnlrathes auf Errichtung einer selbständigen czechischen Volksschule mit erster Classe für Knaben und für Mädchen vom nächsten Schuljahr