sie eine silberverschnürte Uniform; unter einer Gruppe älterer Herren befand sich Leo. Doch kaum bemerkte er, daß Helma, die am Ende des Saales «eben einem jungen Mädchen saß, sehnsüchtig zu ihm hinüberschaute, als er sogleich zu ihr eilte. Das mußte man ihm lassen, wie in seinem Aussehen, so war er anch in seinem Benehmen der vollendete Kavalier. Auch Frau von Hohenstein konnte nicht umhin, sich das zuzu gestehen. „Nun, Kind, amüsierst Du Dich?- fragte sie Helma, die am Arme des Verlobten
glückstrahlend auf sie zugeschritten war. Doch sie wartete die Antwort nicht ab, sondern wandte sich an den jungen Mann. „Bester Leo, ich wollte Sie etwas fragen. Bitte, geben Sie mir Ihren Arm!' Leo gehorchte, und nachdem Frau von Hohenstein außer Hör weite ihrer Tochter war, verbreitete sie sich über das Thema, das die kleine Ellernbnrg angeschlagen hatte. Was ihr Leo darauf antwortete, beruhigte sie völlig. „Sie Verkehren also gar nicht mehr mit dem Mädchen?' fragte sie zum Schluß. „Aber, mein Gott, wofür
hatten, weil sie für ihren einzigen Sohn eine andere Verbindung wünschten. Das war sehr erklärlich. Leo hatte recht gethan, der jungen Dame sein Wort zurückzugeben, und wenn ihm das ein anderer übelnahm, so konnte er im Grunde nichts dafür. Helma aber konnte sicherlich ganz zufrieden sein über die erste sentimentale Neigung ihres Verlobten. Wer weiß, in welcher Ge sellschaft er es sich sonst hälte Wohl sein lasten! Frau von Hohenstein kannte ja die Menschen. Leo jedoch kam zu der Ueberzeugung, daß die offene Aussprache
an ihr in die Höhe und bezeigte seine Freude, sie zu sehen, in so stürmischer Weise, daß sie sich des unbändigen Tieres nicht hätte erwehren können, wenn ihn nicht eine — ihr, ach, so wohl bekannte Stimme zugerufen hätte: „Hierher, Pluto, hierher!' Leo Steiubeck im Jagdkostüm stand neben ihr, seinen Hut lüftend. Anne-Marie, die über die Begegnung heftig erschrak, dankte und wollte sofort weitergehen, als er ihr den Weg vertrat. „Ich habe gehört, Ihr Vater sei krank. Wie geht es ihm jetzt?' fragte er. Seiue
von ihr? Das Sonneugold badete im See, schimmerte durch die Wipfel der Bäume und kletterte an den Buchenstämmen hinab, während die Schatten der Gebäude ins Gigantische wuchsen. Sie waren beide eine Zeitlang verstummt, jetzt brach Anne- Marie das Schweigen. „Ich muß gehen,' sagte sie. „Ich wollte mich vor der Nachtwache durch einen Gang ins Freie erholen und werde, fürchte ich, später heimkommen, als ich beabsichtigte.' „Und die Schuld daran trage wieder ich!' sagte Leo, seine schönen, dunklen Augen auf ihr Gesicht