Führer durch die Dolomit-Gruppen von Enneberg, Buchenstein, Prags, Sexten, Schluderbach und Ampezzo
.46 VII. Schluderbach Und'Ampezzo. zur Folge hatte, dass Ampezzo an Oesterreich abgetreten wurde. Bemerkenswerth ist die Gemeindever fa ssung, welche schon aus ganz frühen Zeiten stammt, denn 1354 wurde sie vom Patriarchen von Aquileja, 1421 von Venedig bestätigt. Sie zeigt unter anderem, dass die Ampezzaner in alten Zeiten snpersuperlativ sittenstreng ge wesen, So z. B, durfte eine Braut nie ausgehen ohne Begleitung einer alten Frau (die brontola, d. h, Brummbärin hiess) , ja jeder, wider
aber noch nicht befriedigt, haben im Jahre 1869 einige junge Männer eine Società distruzione, gegründet, in welcher Unterricht ertheilt wird im Italienischen, Geo graphie, Geschichte, den Anfangsgründen der Landwirthschaft, der Handwerke, des Handels, der Mathematik und der Kunst. Man sieht es den Ampezzanern aber auch an, dass die (in so vielen anderen Thälern Tirols heimische) Gemeinheit und Verdummung sie nicht drücken, im Gegentheile erfreuen sie durch ganz verständige Gesichter, und einen Betrunkenen
oder Streitende habe ich dort niemals gesehen. Unter der weiblichen Bevölkerung findet man nicht wenige recht hübsche, die sich auch nicht durch Anpumpeleien entstellen, sondern sich ganz geschmackvoll zu kleiden verstehen. Von Volkstracht ist allerdings nicht mehr viel zu erblicken, ausser etwa an grossen Kirchenfesten (von denen z. B. eines Anfangs Juli), wo aus der Um gegend Viele dahinkommen. Als K ünstier sind die Gebrüder Ghedina zu nennen, die mit ihren Gemälden nicht bloss die Häuser ihres Vaters
(Gasthaus zum Aquila nera) im Aeusseren und Inneren ausgeschmückt haben*), sondern auch die Kirche, in welcher ausserdem noch nennenswerte : eine Kreuzabnahme von Gillarvazzi, sowie die von Br usta-' 1 o n e in Holz geschnitzte M a d o n n a del rosari o. Auch der von Franceschi 1851—1858 erbaute (dem Thurme von St. Marco in Venedig nachgebildete) G1 o c k*e n t h u r m verdient einen Besuch selbst von nicht Bauverständigen, und zwar um so mehr, weil seine (ganz bequeme Besteigung durch Ansicht