an den sogenannten Fleischtagen zur Mittags zeit an dasselbe, so kriegte ich eine tüchtige Schüssel so herr licher, kräftiger Suppe, daß ich für den ganzen Tag satt war, und die Kreuzer, die ich anderswo auffing, ganz getrost durch die Gurgel jagen konnte. Drei-, viermal ging das ganz unbean standet; ich hatte dem Mädchen, das mir meine Zehrung brachte, eine schlimme Krankheitsgeschichte erzählt, die ich eben durchge- macht haben wollte, und infolge deren ich noch nicht die nötige Arbeitskraft wieder gewonnen
es, wie gesagt, ganz gut: aber dann wurde zu meinem großen Mißbehagen die Suppe cill- mählig schlechter, und zuletzt so erbärmlich, daß ich mir bloß der Spenderin wegen noch auf den Weg machte. Diese nämlich war gleich freundlich und teilnehmend geblieben, und schien gar nicht zu bemerken, wie sich ihre Gabe verschlimmert hatte, v-xinma«. aber, und es war gerade an einem Sonntag, schwamm in der ganzen Schüssel kaum ein Bröcklein, und die Brühe schien kaum mit dem Salze, geschweige denn mit Fleisch
Bekanntschaft gemacht zu haben. Das war mir zu arg; denn wie es bei so herunter gekommenen Burschen gewöhnlich der Fall ist — ich glaubte be reits ein gewisses Anrecht auf meine richtige Portion aus dem Hause erworben zu haben. „Jungfer Babette", sagte ich des halb ärgerlich, „Eure Suppe sieht gerade aus, als ob sie vor zwei Minuten aus der Brunnenröhre und nicht aus dem Koch hafen herausgekommen wäre." „Da habt Ihr ganz recht," erwiderte sie; „aber wißt Ihr, warum die Suppe nicht fetter sein darf
für Euch?" „Nein wahrhaftig, das weiß ich nicht, und lieber ist's mir, wenn sie anders wird," meinte ich. „Nun," gab sie ganz ruhig zur Antwort, „in Eurer Schüs sel dürfen weder Brocken noch Fettaugen schwimmen, damit Ihr wenigstens beim Auslöffeln des klaren Wassers seheil müßt, wie ein rechter Taugenichts aussieht. Einen anderen Spiegel kann ich Euch nicht geben, und Euch bloß den Text zu lesen, dazu habe ich keine Lust, weil es doch nichts helfen würde." Dabei schaute sie mich mit stillen großen Augen
an, bis ich die Schüs sel bei Seite stellte. Ich hätte keinen Bissen mehr hinunterbrin gen können, wenn ich den.fettesten Braten vor mir gehabt Hütte. Ich wandcrte dem nahen Walde zu, legte mich in das dichteste Gebüsch, und ging erst nach eingebrochener Dunkelheit nach der Stadt zurück. Die scheinbar noch gutmütigen Worre Babettens — denn ich war ja doch schon an ganz andere Abfertigungs manieren gewöhnt — hatten das Ziel getroffen. Die Scham war plötzlich erwacht in mir, darum blieb ich auch im Gebüsch liegen