Kote für Wrol u. Vorarlberg. Nr. 191. Innsbruck, Donnerstag, den 22. August 1901. 87. Jahrgang . Bote für Tirol und Vorarlberg' erscheint täglich, mit Aufnahme der Sonn- nnd Fcicrtagc. Preis für hier halbjährig 10 IL so K, vierteljährig s K L6l>, monatlich » Lsul»; durch die Post bezogen in Oesterreich bei täglicher Zusendung: halbjährig lz I< iig K, vierteljährig » l< 82 d, „ach Deutschland S X -io l» österr. Währ. — MonatS-BesteUungen mit Der Aost«ersendu»g werden nicht angenommen
das Parlament rine große, be- Die^ leue Freie Presse' sagt: Leidenschaftlich seinem Volke ergeben und von dem xlühenden Ehrgeize erfüllt, dessen nationale Bestrebungen zur Höhe dcs Erfolgt» zu führen, war Dr. Kaizl zugleich mit einem klaren und nüchternen Verstände begabt, sein Verstand mäßigte das Ungestüm seiner nationalen Wünsche, und in der Erkenntnis, dass mit Majorisierungen über die Be deutung der Deutschen für Oesterreich nicht hinwegzu« schreiten sei, strebte er ernstlich einen auf dem beider
seitigen Interesse beruhenden Frieden zwischen den beiden Nationalitäten in Böhmen an. Insofern ist von einem höheren Gesichtspnnkte als dem der Partei fein Hin scheiden auch von seinen politischeu Gegnern zu be dauern. Das Blatt verurtheilt entschieden die mini sterielle Wirksamkeit des Verstorbenen und wirft ihm vor, er fei rücksichtslos über die Rechte des Parla mente? hinweggeschritten, meint aber, er „hätte viel leicht das Schlimme, das er Oesterreich im vermeint lichen Dienste seines Volkes
die Achtung nicht versagen. Die jungczechische Partei verliere in Dr. Kaizl eine ihrer hervorragendsten Intelligenzen und ihre vielleicht unbestrittenste Anlorität. — Das „Neue Wiener Journal' sagt, die czechifche Nation, aber auch Oesterreich insgesammt sei nicht so reich an politischen Talenten, um den Verlust einer Persönlichkeit wie Dr. Kaizl mit Gleichniuth hinzunehmen. Er sei ein auf richtiger Anhänger des Ausgleiches mit den Deutschen gewesen und er wäre unter den Czcchen der Berufenste
gewesen, diesen Ausgleich herbei- uud durchzuführen. Dr. Kaizl werde seinem Volke, er werde Oesterreich fehlen. Die „Arbeiter-Zeitung' zollt Kaizls Wissen, seiner Energie und parlamentarischen Begabung vollste Aner kennung und beklagt es, dass er, wiewohl persönlich frei vom Chauvinismus, sich doch am nationalen Chau vinismus verblutet und an die Erhaltung des frag würdigen Besitzes der Sprachenverordnungen den Ein satz seiner ganzen politischen Persönlichkeit mitgewagt habe. Der prädestinierte Vermittler