¬Der¬ Volkskrieg in Tirol.- (¬Das¬ Kriegsjahr 1809 in Einzeldarstellungen ; Bd. 2)
rauher Willenskraft Ordnung in die ungezügelten Haufen bringen wollte, mußte den Eigenwillen der Bauern schmerzlich erfahren. Chasteler lag, körperlich und seelisch gebrochen, am Brenner; jeder Gefahr wäre dieser ritterliche Wallone freudig entgegengegangen; das Unglück und die Schmach aber drückten diesen viel zu feinfühligen Geist zu Boden. Bald beorderte er Buoi, ihm auf den Brenner nachzurücken, bald befahl er ihm zu bleiben. Die Bauern, ohnehin von tiefstem Mißtrauen gegen die militärische
Leitung erfüllt, fingen die ganze Korrespondenz der Generale auf und erbrachen sie. In ihrer Wut über den geplanten Rückzug der Truppen auf den Brenner mißhandelten sie auch Buoi, welchen solches Unterfangen erst recht widerwillig machte ; durch eine derbe List,, indem er scheinbar zum Angriff vor rückte, die Tiroler in seine Flanke entsandte und dann schnell nach dem Brenner zu abschwenkte, befreite er sich von den Quälgeistern zu Volders. Nun stand mit Ausnahme der Brigaden Marchai (Brixen, Bozen
, Trient) und Schmiedt (Pustertal) die ganze österreichi sche Macht am Brenner und Chasteler, welcher von Erzher zog Johann die niederdrückendsten Nachrichten über dessen Rückzug durch Kärnten erhalten hatte, beschloß ebenfalls, sich hier oder in Schabs zur Verteidigung zu stellen. Im Inntal unterhandelten inzwischen Lefebvre und Wrede ergebnislos mit den Tirolern auf Unterwerfung, sie gewannen aber bald durch jellachichs Rückzug auf Radstadt und die steirischen Grenzpässe (Mandling) Luft im Rücken
und den Mut zu ener gischem Vorgehen. In Kärnten stand Rusca und bedrohte Sachsenburg, den Schlüssel zum Pustertal ; vom Hauptquartier des Erzherzogs Johann kam die Direktive, Tirol wie eine von allen Seiten umschlossene Festung zu halten, jedoch nicht im Tone be stimmten Befehls. Die Tage bis zum 21. Mai liefen in pein lichster Ungewißheit dahin. Chasteler zog sich vom Brenner auf die Schabser Höhen zurück und ging von da nach Bruneck. Buoi, dessen kleine Brigade am meisten unter der Qual
jener zweifelvollen Zeit litt, marschierte, durch Befehle und Gegen befehle bis zum äußersten ermattet, zwischen dem Brenner und Mühlbach hin und her, bis er endlich den glücklicher-