u. a. aus: Während wir uns mit Eng land in Friedenszustand befinden, herrscht zwi schen Deutschland und Frankreich tatsächlich immer noch Kriegszusland. Eine Versöhnung ist um so schwerer, als Frankreich durch sein Verhalten uns gegenüber beweist, daß es keinen richtigen Frieden wünscht. Auf die Einwendung des französischen Journalisten, daß die einzige ' Garantie für die Durchführung des Friedens vertrages gerade in der Unversöhnlichkeit Frank reich liege, das sich sicherlich sofort versöhnlich zeigen würde, wenn Deutschland
seinen Ver pflichtungen aus dem Vertrag von Versailles voll und ganz nachkommen würde/ erwiderte Rathenau: Gerade am Versailler Vertrag liegt die Schuld, denn.er ist unausführbar. Um so schlimmer für Frankreich, das die Unmög lichkeit desselben nie voraussehen wollte. Es heißt eine falsche Rechnung ausstellen, wenn man von jemanden, der nur eine Million hat, 10 Millionen verlangt. Auch die Gewalt wird da nicht helfen können und Frankreich treibt Gewaltpolitik, sowohl am Rhein, wie auch in Oberschlesien
und Lannooer. die aber kaum zu einer staatlichen Existenz sähig und deshalb gezwungen wären, sich dem Bolschewismus in die Armee zu werfen. FranlreW und ZeMIM VWMung. Die Pariser Zeitungen veröffentlichen Aus züge aus der Denkschrift des Völkerbunds- rates, die äußerst interessante Angaben über die wirtschaftliche Lage der alliierten Länder und Deutschlands enthält. Daraus geht u. a. hervor, daß Deutschland viel weniger ver schuldet ist, als die siegreichen Länder und insbesondere Frankreich
. Die öffentlichen Aus gaben betragen gegenwärtig 1-287 Franken pro Kopf der Einwohnerschaft Frankreichs, während sie für Deutschland LS2 Mark betragen. Das nationale Einkommen auf den Kopf beträgt Fr. 3200 für Frankreich, dagegen 3900 Mark für Deutschland. Der Prozentsatz der öffent lichen Ausgaben im Verhältnis zum Volksein kommen beträgt nur 23°/«, für den Deutschen, für den Franzosen dagegen die hohe Zahl von 40°/o. Wenn zur Tilgung der Schuld die sämt lichen gegenwärtigen Staatseinnahmen heran gezogen
würden, brauchte es für Frankreich sechs Jahre und > sechs Monate und nur ein Jahr und vier Monate für Deutschland. Die Zeitungen folgern daraus, daß, wenn nicht die Lage durch die Ausführung des Friedensver trages und durch die Regeln der Billigkeit geändert wird, das siegreiche Frankreich mit einer viel größeren Last aus dem Krieg kommt, als das besiegte Volk. Sie drücken die Äoffnung aus, daß aus den Untersuchungen des Völker bundes die sich aufdrängenden Schlußfolger ungen gezogen werden. Wochen-Chronik