. Ich sollte die Theaterlaufbahn einschlagen: und dann würde ich ihn immer sehen dürfen, nach Belieben mit ihm sprechen und mit ihm zusammen einsame Spaziergänge unterneh men. Ich würde allein reisen und er könnte mich oft aufsuchen. Ich war m Gedanken in einer von Torino entfernten Stadt, vom Publikum mit Bei fall überschüttet und von Bewunderern umgeben: und glaubt^ im Geist plötzlich i h n, meinen schön- nen Lehrer >oor mir zu sehen, ganz verschmachtet und entkräftet von der endlos langen Reise, die er IlL» unternommen
abzuziehen, hätte ich meinen armen Vater und mich zu unendlichen Entbehrungen verdammen müssen. Ich tveiß nicht, ob ich fest auf meinem Entschluß bestanden hätte, aber in senem Augenblick Hütte ich mir gern jeglichen Entbehrungen unterworfen. Nur konnte ich nicht meinem Vater zumuten, sich dieselben Opfer aufzuerlegen. Ich beschloß daher al lein zu studieren. Um zwei Uhr. zur gewöhnlichen Zeit, wo er sollst in der Anstalt mir Stunde zu geben pflegte, kam mein Lehrer. Der Papa war im Amt. Wir waren allein
. Er begrüßte mich mit dem ge wohnten Kuß, dann öffnete er das Klavier, ein schlechtes gemietetes Instrument, das ihn bei den ersten Akkorden entsetzt zusammenfahren ließ. Ich sagte ihm und versuchte dabei die Schwierigkeiten einer Erklärung unter einem Scherz zu verbergen: „Geben Sie sich nicht ein so würdiges Ansehen als Lehrer, Welsrad; Sie sind jetzt nicht mehr mein Lehrer!' — „Warum denn nicht? Was bin ich jetzt?' — „Sie sind... ein Freund...' — „Mehr als ein Freund, Fulvia: Sie wissen
es doch! Aber dessenungeachtet kann ich doch Ihr Lehrer sein! Sie müssen noch lange und viel studieren.' — „Ich werde allein studieren!' — «Das genügt nicht. Aber warum wollen Sie nicht mit mir studieren? Erlaubt Ihr Vater nicht, daß ich herkomme?' Ich blieb etwas verlegen. Aber nur einen Augenblick: ich habe niemals die Scham vor der Armut, noch den Ruhm des Reichtums begriffen! Ich nahm seine Hand und führte ihn an die Tür jenes kleinen Salons, der auch zugleich das Schlaf zimmer meines Vaters war und ließ ihn in zwei