148 VIII. Kapitel. Tirol. Ein Musterbeispiel für die Art und Weise des Aufkommens der weltlichen Dynasten an Stelle der geistlichen in den Alpen bildet dagegen die Entstehung des Tiroler Landesfürstentums. Die Zustände des Lehnswesens hatten es hier zunächst mit sich gebracht, daß die Bischöfe von Trient und Brixen ihren aus gedehnten Landbesitz wohl oder übel einer zweiten Hand ubergeben und an weltliche Große verleihen mußten, und zwar erscheinen als solche Lehnsträger für Trient
in der Grafschaft Trient selbst, d. h. im Etschtal von Meran bis süd lich Bozen, die Grafen von Eppan, und dann besonders im Vintschgau die Grafen von Tirol, die diesen Namen von ihrem Stammsitze, der am südlichen Eingange jener Grafschaft gelegenen Burg Tirol, führen. Kein anderes Verfahren hatten aber auch die Bischöfe von Brixen eingeschlagen, da diese denselben Grafen von Tirol ihren Besitz im Eisaktale, den Grafen von Andechs dagegen denjenigen im Pustertal und im Unterinntal zu Lehen gegeben
dieser beiden Namen und Plätze tatsächlich existiert hat, er doch noch nachgewiesen werden muß 1 ). Jedenfalls sind dies alles nichts'weniger als übersichtliche Besitzverhältnisse. Aber auch aus der Zeiten Ferne sieht sich alles reiner: sie laufen doch nur auf einen Kampf aller gegen alle hinaus. In jenem Ringen, in dem die wehlichen Großen gegen die Bischöfe, ebenso aber auch selbst gegen einander drängen und drücken, zeigt sich nun besonders das Geschlecht der Grafen von Tirol von einer ganz ungestümen
Lebenskraft. Wahrscheinlich hat diesem auch jener Adalbert, der 1106 die Gesandten Hein richs V. in Trient aufhob, und sicher jener Albert angehört, der 1158 vor Mailand kämpfte. So haben diese ersten Grafen von Tirol zunächst ihren älteren und vornehmeren Nachbarn, den Grafen von Eppan, den Rang abgelaufen, um sich dann im Verein mit den ihnen verbündeten und verwandten Andechsern auch erfolgreich an ihren Lehnsherren in Brixen zu versuchen. Auch hier hat sich schließlich zu der Tapferkeit
und Rücksichtslosigkeit, die damals allein die Tüchtigkeit bedeutete, das Glück gesellt, insofern 1248 nach dem Aussterben der im höheren Range stehenden Andechser deren im heutigen Lande Tirol befindliche Besitzungen durch Erbschaft an jenes Grafengeschlecht kamen, so daß also auch hier bereits in der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts der Um schwung an seinen letzten Konsequenzen angelangt und nunmehr ein weltliches Land Tirol aus der alten geistlichen Schale herausgewachsen ist. ') N. S. 20; Vgl. Aah. 17.