¬Die¬ Nationalitäten in Tirol und die wechselnden Schicksale ihrer Verbreitung.- (Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde ; Bd. 1, H. 7)
63] Die Nationalitäten in Tirol etc. 451 dem Deutschtum entfremdet sind oder wenigstens sich selbst längst nicht mehr zu den Deutschen rechnen, wenn sie gleich mit diesen noch Fühlung, ja unter ihnen Verwandte haben und deshalb schon des Gebrauchs der deutschen Sprache sich nicht ganz entschlagen. Im Mittelalter dagegen und in der neueren Zeit, bis vor etwa zwei Jahr hunderten, war ein beträchtlicher Teil der zu Trient ansässigen Be völkerung deutsch, und noch im Jahre 1798 gab
. Weniger war dies bei den Wirten, welche deutsche Gasthöfe hielten, der Fall, und in ihrer Mitte mag noch am längsten die alte Tradition der Trientner Deutschen, welche im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert nicht selten gerade durch Wirte im Rate der Stadt vertreten waren (12. 113, Note 1b sich be hauptet haben. Wenn in neuester Zeit Trient als eine Stadt hingestellt wurde, für deren ältere Vergangenheit deutsche Einflüsse massgebend waren, so ist dies eine arge Uebertreibung des wahren
Sachverhalts (42. 266, 267). Zur Herrschaft sind die Deutschen hier nie gelangt, obschon die Trientner Fürstbischöfe, deren Residenz sie von den ältesten Zeiten her war, grossenteils ihre Nationsgenossen waren und erst im Jahre 1289 ein Italiener, dem die Verbreitung seiner Nationalität am Herzen gelegen sein mochte, Philipp Bonacolsi aus Mantua, den Trientner Biscliofsstuhl bestieg, auf welchem ihm im Jahre 1304 ein Venetianer, Bartholom. Quiriui, folgte, Vierzig Jalire später suchte Joannes de Pistorio
! ). Auch im Trientner Domkapitel Nach einer gütigen Mitteilung meines Herrn Kollegen Dr. Arnold Ritter von Luschin- Eben°reuth, welcher sich das Studium des österreichischen Studenten- tums an den italienischen Universitäten zur besonderen Aufgabe gemacht hat, Hessen die An «-elioriceli des Nonsberger Adels sich an den Hochschulen zu Padua, Bologna, Siena u. s. w. regelmässig in die Matrikeln der deutschen Nation ein schreiben, was im Gegensätze zu anderen Unterthanen des Fürstentums Trient
, welche der italienischen Nation sich aggregierten, als Aeusserung des nationalen Bewusstseins in Betracht kommt, Vom Kardinal Ludwig Maclruzz ist obendrein bekannt, dass die deutsche Nation zu Siena ihn wiederholt als Landsmann und Beschützer ihrer Angelegenheiten beim Papste um seine Vermittlung anging, und der Kardinal Christoph Madruzz machte kein Hehl daraus, dass die deutsche Sprache .seine „Muttersprache' sei (11.37, Note 2). Auch Kardinal Cles bekleidete das Amt eines Protektors der deutschen Nation (86. 5. 174).