¬Die¬ Nationalitäten in Tirol und die wechselnden Schicksale ihrer Verbreitung.- (Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde ; Bd. 1, H. 7)
77] Die Nationalitäten in Tirol etc. 465 seitdem für ein Regierungsprinzip, die sogen. Welschtiroler, aus deren Reihen die Staatsgewalt ihre verlässlichsten Organe für die Verwaltung der vorgenannten zwei Provinzen sich erkor, durch nichts, was sie in nationaler Beziehung hätte verstimmen können, an ihrer Loyalität zu beirren, und es konnte in dieser Hinsicht sogar nur von Vorteil sein, wenn recht viele der Abstammung gemäss mit deutschen Eigenschaften ausgestattete Kandidaten
des Staatsdienstes, welche gewandt italienisch sprachen, sich darboten 1 ). So vermeinte denn die Regierung, die Ver- welschung der spärlichen Reste deutscher Einwohnerschaft in den beiden südlichsten Kreisen von Tirol eher fördern als hindern zu sollen. Zum mindesten verhielt sie sich passiv, wogegen der italienische Klerus, unterstützt von denjenigen, welchen damals schon die Lostrennung besagter Grebiete von Oesterreich, als Ziel vorschwebte, alle Hebel an setzte, um die. auch ihm lästigen Deutschen so rasch
sind die Voraussetzungen für das oben erwähnte Regierungs prinzip hinfällig geworden. Bevor noch die erstgenannte Provinz das Schicksal der anderen teilte, erfasste im Frühjahre 1866 der damalige Statthalter in Tirol, Fürst Karl Lobkowitz, die veränderte Sachlage und er säumte nicht, daraus die richtigen Folgerungen zu ziehen, indem er auf Verwendung des Hofrates in Trient, Grafen Karl Hohenwart, den deutschen Gemeinden zu Palü, Luserna, Laurein und Pro ve is Staatsbeiträge zum Unterhalt von Lehrern
, die in der deutschen Sprache unterrichten, erwirkte (5. 13. 58, Note 14) 2 ). Im folgenden Jahre wurde ') Schon im Jahre 1819 war K. v. Bonelli aus Cavalese Präsident des Zivil tribunals za Verona, Fz. S. v. Unterrichter aus Kaltem Tribunalspräsident zu Belluno Fr. v. Orefici aus Rovereto Vizepräsident des Appellationsgerichts zu Mai land K, Isidor Roner aus Galliano Vizedelegat zu Padua, Ferd. Dordi aus Borgo di Vaìsùgana Gubernialrat za Mailand, Jos, v. Inama-Sternegg aus Innsbruck Tribunalspräsident zu Verona
, K. Just. v. Torresani aus Oles Delegat zu Udine u. s. w. (Bibl. Tir. Hdschft. s. 626). 2 ) Die erste Anregung dazu soll vom k. k. Schulrate Anton Stimpel im Jahre 1865 gegeben worden sein. Doch haben sich um die Wiedererweckung des deutschen Schulwesens zu Trient vorher schon die dortigen Kapläne Don Pati ss (72. 175) und Don Worn die, letzterer vom damaligen fürstbischöf liehen Sekretär Mühlberger unterstützt, verdient gemacht. Bereits im Jahre 1873 besuchten die dortige deutsche Privatschule