¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
422 V. Die Balkanstaaten. 6. Die Balkansfaaten im Vcrkriegsjabr Söhne in geringer Achtung standen, und so ging die Volksbewegung weiter. Der Herrsehet versuchte dann, ihr durch die Veröffentlichung eines liberalen Reformprogramms zu begegnen, 1 Trotzdem setzte eine Mehrheit in der Skupschtina den Beschluß durch, daß zur Her stellung einer politischen, militätischen und wirtschaftlichen Einheit mit Serbien Verhandlungen aufgenommen wurden, 2 und nach langem Zögern trat Nikolaus Anfang April 1914
hatte. Als der montenegrinische Gesandte in Belgrad Paschitsch das Angebot seines Königs überbrachte, führte ihn der serbische Minister präsident sofort zur russischen Gesandtschaft, „da es nach seinem Dafürhalten unstatthaft sei, dergleichen Verhandlungen zwischen Serbien und Montenegro ohne Wissen Rußlands zu führen'. 4 Das hatte vor allem in der finanziellen Abhängigkeit Nikolaus' von der russischen Regierung seine Ursache, wie denn in diesen Monaten die Angelegenheit der Subsìdien zwischen Petersburg und Cetinje
wieder lebhaft erörtert wurde, nicht ohne daß von russischer Seite ein deut liches Mißtrauen gegen den eigenwilligen Herrscher zum Ausdruck kam. 5 Aus diesem Grunde wurde Serbien an der neuen russisch- montenegrinischen Militärkonvention beteiligt, jedoch nicht in der Weise, daß die Instruktionsoffiziere für die zu reorganisierende monte negrinische Armee von Serbien gestellt wurden, wie man in Belgrad wünschte, sondern von Rußland.® Das sollte nicht nur Nikolaus' 1 Descos an Doumergue. Belgrad, 25. Februar