Poetische Versuche der Humanitäts-Schüler an dem k.k. akademischen Gymnasium zu Innsbruck im Jahre 1844
— 53 Die Ruhe. Was eilet doch der Mensch in diesem Leben Stets einem fernen Ruhehafen zu? Was jaget sein Bemühen, sein Bestreben So sehnlich stets nach Einem Ziel, nach — Ruh? Was will des Jünglings angestrengtes Streben Zn seines Lenzes kurzer Blüthenzeit? Der Same, hofft er, wird ihm Früchte geben. Den er für künft'ge Jahre sorgsam streut. Da willst du Ruh? Vergebliches Bemühen! Du wirst empfangen , was du einst gestreut; Die Jahre werden kommen, werden fliehen. Doch für die Ruhe naht
sich nie die Zeit. Der arme Mensch ist nicht für sie geboren, Die als das Ziel vor seinem Auge schwimmt. Zur Arbeit hat die Vorsicht ihn erkoren, Cr thus, was die Vorsicht ihm bestimmt. Des Lebens Stunden sind sobald verflogen. Die kurze Zeit ist, ach, so schnell geraubt! Des Todes Thore werden ausgeschlossen. Noch eher, als er es vielleicht geglaubt. Drum wolle nicht des Lebens Zeit verschwenden. Gebrauche sie, noch eh' sie dir entflieht; Ist sie entschwebt, so wird sie sich nicht wenden. Sie fleucht