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Autore:
Hein, Wilhelm [Hrsg.] ; Berger, Alfred ¬von¬ ; Tille, Alexander / hrsg. von Wilhelm Hein
Luogo:
Ohne Ort
Descrizione fisica:
3 Aufsätze aus versch. Zschr. in einer Sammelmappe
Lingua:
Deutsch
Commenti:
Enth. außerdem: Die Puppenspiele vom Doktor Faust / von Alfred v. Berger. Das katholische Fauststück, die Faustkomödienballade und das Zillerthaler Doktor-Faustus-Spiel / von Alexander Tille
Soggetto:
t.Prettauer Faustusspiel<br>t.Prettauer Faustusspiel ; f.Quelle<br>g.Tirol ; s.Faustdichtung ; z.Geschichte
Segnatura:
III A-8.955
ID interno:
96109
daß er ihm das Jesusbild hole. Der katholische Faust tut es. Der Anlaß des ganzen Auftrittes wird in Fausts Weltreise gesucht. Er ist in Konstantinopel gewesen und ist auch bei Je rusalem vorübergeflogen. Dort hat er auf dem Kalvarienberge das Kreuzesbild mit dem gestorbenen Jesus gesehen. Ob das Bild als Denkmal an die Hinrichtung des Nazareners gedacht ist oder ob die volkstümliche Anschau ung, die, ohne Begriff des Geschichtlichen, leicht vergangene Dinge als mit der Gegenwart gleich zeitig
auffaßt, sich das Urbild mit der Leiche des geschichtlichen Jesus dort noch vorhanden denkt, mag dahin gestellt bleiben. Er hat Sehn sucht nach dem kirchenheiligen Bilde, und die Gnade des guten Kirchengottes befriedigt diese Sehnsucht, indem sie ihm in Anlehnung an die Schlacht an der Milvischen Brücke in der Konstantinsage das Bild in den Wolken zeigt — ein echt katholischer Eingriff des Kirchengottes. Zu Konstantin war nicht nur durch den Namen Konstantinopel, sondern auch durch seine Mutter Helena
des Faustspieles, durch eigenhändige Herstellung. Dazwischen lag in der Entwicklung des Auftrittes auf der Bühne offenbar die Fassung, daß Faust das echte Bild vom Kalvarienberge verlangt, der böse Geist ihm aber ein trügerisches Schein bild vorfuhrt, das Faust jedoch schließlich an dem Fehlen der Inschrift, die die bösen Geister nicht leisten können, als Fälschung erkennt. Daß das Bild nur als Truggestalt gemeint war, zeigt noch der Zug, daß es in manchen Fas sungen nachher plötzlich wieder verschwindet
, als Faust sich zu Helena wendet. Aus dem Umstande aber, daß der böse Geist an Stelle des echten Bildes ein selbst hergestelltes Trug bild brachte, erwuchs dann die Fassung, daß Faust gleich nach einem von seinem Dienst geiste hergestellten Bilde des kirchenheiligen Gegenstandes verlangte. Für den christkatholischen Teufel des deut schen Mittelalters wäre eine solche Leistung physisch ausgeschlossen gewesen, da ihn das bloße Zeichen des Kreuzes schon in weite Ferne scheuchte. Ebensowenig
, war die Fassung des süddeutsch-katholischen Faust spieles gegen Ende des XVII. Jahrhunderts. In dieser Zeit wurzeln die Stücke, welche diese Fassung haben. So das Zillerthaler Doktor- Faustus-Spiel. Um die Grenzscheide des XVII. und XVEI. Jahrhunderts machte diese Gruppe der Faustspiele eine fernere Erweiterung dieses Auftrittes vom Holen zum Malen des Bildes durch. In ausgeklügelter Weise wird die Qual des Teufels, der das Bild malen soll, gestreckt. Er muß die Farben holen, dann die Leinwand. Erst darauf