¬Die¬ kirchliche Kunst in Wort und Bild : praktisches, alphabetisch geordnetes Handbuch für Geistliche, Lehrer, Künstler, sowie für Mitglieder des Kirchenvorstandes und des Paramentenvereines
caseln überhaupt. Besonders in Deutschland, England und Frankreich liebte man seit dem 13. Jahrhundert ein gabelförmiges Kreuz vorn und rückwärts auf vielen Caseln der romanischen wie gotischen Periode. Neben der reichen Stickerei auf Linnenstoff werden oft die beiden Kreuze aus kostbarem, mit Gold durchwirktem Stoff aus Seide ausge schnitten und aufgenäht (Bild 919). Zu Köln fertigte man sogenannte Kölner-Borten, d. i. gewebte, mehr oder minder reich verzierte Streifen, um damit Caselkreuze
Unterlage in ornamentaler Weise enger anschließen (vgl. Bild 9l7, 918). Im 15. Jahrhundert wurde das Kreuz oft als knorriger Stamm, als Kreuzesbaum behandelt. In Italien zog man jedoch stets vor, der Casel vorn und hinten nur einen Längsstreifen zu geben in ihrer Mitte, vorn allerdings oben mit Querbesatz abschließend. Sehr reiche Caseln wurden seit dem 12. Jahrhundert ganz mit Figuren bedeckt (Bildcaseln), z. B. jene der heiligen Heinrich und Gisela im Dome zu Bamberg, die jetzt als KrönunAsmantel
dienende Casel zu Preßburg. zwei zu St. Paul in Kärnthen aus St. Blasien (12. und 13. Jahrhundert) je eine zu Anagni und im Schatze des gol denen Vlieses zu Wien (15. Jahrhundert) usw. Die neuere Zeit behielt in Italien das Kreuz auf dem Meßkleid nur an der Vorderseite bei und zwar häufig in der Breite eines der drei Streifen, in welche sie das Parament fast gleichmäßig teilte, in Deutschland und Frankreich auf der Rückseite; in Spanien fehlt es hier wie dort (Bild 603, 914). Seit der Mitte
wird, wie es bei den spanischen Caseln der Fall ist, macht keinen guten Eindruck. Es soll auf Bedeckung der Achseln gesehen werden. Die obere Weite der Caseln betrage wenigstens 75—80 cm, die Länge 1,10—15. Das Prager Provinzialènzil vom Jahre 1860 knüpfte an die (Breite 1,00, Länge 1,d0m) weitere Form des Mittelalters an. Die Öffnung für den Kopf soll sich nicht tief auf die Brust herabziehen, damit von der Albe wenig sichtbar werde. Dasselbe Konzil empfahl auch das schmale Doppelkreuz als Schmuck. Leider hält man das Kreuz
gewöhnlich zu breit; wenn dasselbe gefällig wirken soll, sei es nie über 15 cm breit, weil die heutige Fläche schmal ist, diese aber, nicht das Kreuz, in den Vordergrund zu treten hat. Die gabelige Form ist bei Caseln mittelalterlichen Schnittes vorzuziehen (Bild 624), bei den schmalen wirkt sie nicht günstig. Die Farbe des Kreuzes, das nur schmückende Zutat ist, braucht nicht die des Gewandes, wie überhaupt keine der liturgischen Farben Bild 917 und S18.