¬Die¬ Madonna als Gegenstand christlicher Kunstmalerei und Sculptur
besten italienischen und spanischen Gemälden der Heiligen Familie ist er ein Mann 'von ungefähr vierzig oder fünfzig Jahren mit einem milden und Wohlwollen ausdrückenden Angesichte, braunen Haaren und einem kurzen, gekräuselten Barte; aber die Krücke oder der Stock ist selten weggelassen: sie wurden ein conventio- nelles Attribut. Auf den altdeutschen Gemälden ist der hl. Joseph nicht blos ein alter Mann, sondern er erscheint sogar überdies auch noch im Zu stande des Wahnwitzes
oder wie ein abgemagerter Bettler mit runzligteni Gesichte, kahlem Kopfe, einem weissen Barte, einer schwachen Körperbildung und einem schläfrigen und dummen Aus sehen. Dagegen irrten aber die italienischen Maler wieder ebenso sehr in anderer Hinsicht: denn es gibt Gemälde, auf denen der hl. Joseph nicht nur ein junger Mann von etwa dreissig Jahren ist, sondern auch eine starke Aehnlichkeit mit den angenommenen Christusküpfen hat. Erst im sechszehnten Jahrhundert ist der Ihr Joseph zum Bange eines selbsständigen
Heiligen emporgestiegen, und im sieben zehnten wurde er, besonders in Spanien, wo die hl. Theresia ihn zu ihrem Schutzheiligen erkoren und ihren mächtigen Orden der ..Reformirten Karmeliterinen,, unter seinen Schutz gestellt hatte, sehr volksthümlich. Daher die grose Anzahl der Gemälde aus jener Zeit, welche den hl. Joseph als den Pflegevater Christi dar stellen , der das göttliche Kind auf seinen Armen trägt und liebkoset, während er in der andern eine Lilie trägt, um die Hei ligkeit und Reinheit
seiner verwandtschaftlichen Beziehungen zur hl. Jungfrau auszudrücken. Die Legende von der „Ver mahl un g' des hl. Joseph mit Ma ria ist im Protoevangelium und in der Geschichte Josephs des Zim mermanns also erzählt: Als Maria vierzehn Jahre alt war, fragte der Priester Za charias den Herrn, was er hinsichtlich ihrer Verheiratung thun, solle und es erschien ihm ein Engel und sprach zu ihm : ,.Geh hin und rufe alle Wittwer im Volke zusammen, und heisse jeden seinen Stab in seiner Hand mitbringen, und derjenige
, welchem der Herr ein Zeichen geben wird, der soll Mariens Gemahl wer den.' Und Zacharias that, wie der Engel befahl und liess dess- halb öffentlichen Ausruf ergehen. Und Joseph, der Zimmermann, ein gerechter Mann, warf seine Axt weg, nahm den Stab in die Hand und eilte mit den Andern herbei. Als er vor dem Priester erschien und seinen Stab überreichte, sieh' da kam eine Taube aus demselben heraus — eine Taube, so blendend weiss wie der Schnee —, welche sich vorerst auf seinen Kopf setzte und sodann gen Himmel