¬Der¬ Kunstfreund ; N.F., 29. 1913
. Aus der Tiefe langen zu ihr zwei Hände empor, es sind die des Künstlers, wodurch er die Sehnsucht ausdrückt, ihr bald folgen zu kön nen Er besuchte, wenn anders möglich, täglich zweimal ihr Grab, morgens und abends, und man hörte ihn oft die Worte sprechen: „bis sie mich holen wird.' Fortsetzung folgt. Noch einmal Raver Dietrich-München. Hansarenruf gleich, der Modernis mus, Impressionismus, Verismus, Futurismus hell in die Arena ruft und frisch seine Weise hinausschmettert, klingt Dietrichs Name
aus der Pfarrkirche zu Jmmenstadt. Wahrlich, er bedeutet eisernen Fleiß, tüchtiges Können und Ringen nach dem Besten! Nicht schwingt Dietrich den leichten Säbel kourbettierender Park reiter, nicht prunkt er mit Paradedegen und goldenem Gehänge, ein schweres Ritter schwert schwingt er mit beiden Händen, bricht sich Bahn und erringt den Sieg. Nicht zu frieden mit den gleißenden, im Grunde eigentlich aber wohlfeilen Mitteln der Neu zeit, stellte er sich als Volontär jenem Teile zur Verfügung, der alle Kraft
abverlangt, der nur Tüchtigkeit verträgt, dem freilich nur wenig angehören, der aber die höchsten Diplome ausstellt und den Ruf ins immense 'erhöht-. Monumentalmalerei des Barocks! So ist Dietrich ein Eigenster in unsrer Zeit, die sich so gern mit nur Neuem abgeben möchte und schließlich vor dem ernsten Streben der Geister wie Dietrich doch den Platz Räumen muß. Die Bedeutung, die Dietrich speziell heute darstellt, wird so recht durch den Kontrast des Milieus klar, das das moderne Atelier füllt
. Man liebt nur das Flachbild. Pralle Landschaft, Figuren nach Modell, Nur-Natur selbst im Heiligsten. Das Ideale, Schwunghafte, zeichnerisch Schwierige empfindet man als unecht, posen- haft. Dietrich aber erkannte es als Flattern am Boden hin, mit dem zufrieden zu sein, was mit frechen Farbenklexen leicht erreicht ist. Er reckte seine Schwingen, um in kühnem Aufstieg die Barockwelt zu bezwingen : ein heroischer Akt, der Kraft gegen Kraft setzte. Wie Jakob in dem geheimnisvollen nächt lichen Kampfe
des Barocks und Lehrer Dietrichs, bekam damit eine großartige Anerkennung und eine bedeutende Konkurrenz Zugleich. Berühmt ist ja Kolms- pergers Kuppelbild in Murnan (über -M) in-) : „Christi Kommen zu Gericht.' In Jmmen stadt strahlt zum wenigsten ein Ebenbild! Es galt, den hl. Nikolaus zu ehren! Die volkstümliche, sympathische Figur des wohl tätigen, milden, demütigen Heiligen gab denn auch Dietrich reichlich Gelegenheit, zu zeigen, ein wie kerngesunder und kernfrommer süddeutscher Künstler er ist. Vier